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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Inhalt:
Überschrift:
Der Kongress tanzt und schwingt
Zwischenüberschrift:
Ein Streifzug durch die Workshops "Bewegte Kindheit"
Artikel:
Kleinbild
Originaltext:
Osnabrück. Sechs Frauen lassen in der Schlosswallhalle einen Luftballon auf ihrem Schwungtuch tanzen. Hoch und runter, hoch und runter, ehe sie schließlich selbst kichernd darunter verschwinden. Das Erstaunliche daran: Das Schwungtuch ist aus Zeitungen zusammengebastelt.
Zeitung bildet und unterhält. Mit alten Exemplaren kann man nasse Schuhe ausstopfen oder Kartoffeln darauf schälen. Dass sie auch zum Schwungtuch werden können, wissen nun die Teilnehmer des Kongresses " Bewegte Kindheit". In 180 Vorträgen, Seminaren und Workshops werden drei Tage lang in Osnabrück neue Erkenntnisse über die Entwicklung, Bildung und Erziehung von Kindern vorgestellt. Dazu gibt es praktische Anregungen für die Gestaltung einer " bewegten Kindheit".
" Das große kecke Zeitungsblatt" ist einer dieser Workshops, zu dem sich allein 100 der insgesamt 3000 Teilnehmer angemeldet haben. Es geht um Bewegen, Spielen und Lernen mit Alltagsmaterialien. Hans Jürgen Beins, Leiter der rheinischen Akademie im Förderverein Psychomotorik Bonn, braucht keine großen Anleitungen zu geben: Schnell verteilen sich die lernbegierigen Pädagogen und Erzieher auf die verschiedenen Stationen.
Pingpong mit Papptellern
Dort gibt es kurze schriftliche Anleitungen, die nach Wunsch variiert und verändert werden dürfen und sollen. Für einen Tanz auf dem Eis braucht es nur eine Gummiunterlage, etwas Wasser und Spülmittel, schon kann mit einem Schwamm zur Musik auf der glitschigen Fläche getanzt werden. Tischtennisschläger vergessen? Beim Picknick eignen sich auch Pappteller hervorragend zum " Schlagabtausch".
Geduld und Körperbeherrschung sind für das etwas andere Tischdecken erforderlich: Auf eine stabile Pappröhre wird ein Ball und darauf eine Sperrholztischplatte gesetzt. Die muss beim Tischdecken schön ausbalanciert werden. Es empfiehlt sich Plastikgeschirr.
Aus Finnland angereist
Bei den Übungen klappt auch die Verständigung mit den internationalen Kongressteilnehmern ohne Probleme. Maarit Käenmäki aus Finnland steht mit ausgebreiteten Armen da, die mit Bierdeckeln belegt werden, ehe sie zu einem kleinen Gang durch die Halle startet. Die ersten Bierdeckel purzeln, mit jedem Lachen folgen die nächsten. Die finnische Gesellschaft für Psychomotorik steht in engem Kontakt zu deutschen Wissenschaftlern, erzählt die Physiotherapeutin. Bei einem Besuch von Renate Zimmer in Finnland hat sie von dem Kongress gehört und sich angemeldet.
Hüften kreisen
Zur gleichen Zeit geht es im Europasaal der Osnabrückhalle um Mäusemusik. Der Kinderliedermacher Wolfgang Hering zeigt Beispiele, wie Kinder bis zu drei Jahren spielerisch Rhythmen lernen - beim Kniereiter " Hoppe, hoppe Reiter" ebenso wie beim Fingerspiel: " Fünf Kinder gehen in den Zoo, und jedes schreit: Ich freu' mich so! Das erste will gleich zu den Affen, das zweite nur zu den Giraffen. Das dritte will den Tiger sehn, das vierte will zum Nashorn gehn. Das fünfte ruft: " I wo, I wo, ich muss erst mal aufs Klo!"
Um Rhythmus geht es auch bei der " Latino Dance Party" im Kongresssaal. 25 Frauen und ein Mann lassen ihre Hüften kreisen zu südamerikanischen Klängen. Beate Holzgrefe, Referentin beim Niedersächsischen Sportbund, zeigt einige Schritte, die vor allem Mädchen motivieren sollen, sich zu bewegen. Überall in der Osnabrückhalle hat sich die Fachausstellung ausgebreitet, auf der die neusten Spiele und Literatur zum Thema Bewegung und Bildung vorgestellt werden.
Stephanie Becker vom Organisationsteam kann dem Schwebetuch nicht widerstehen: Erst das Liegen genießen, dann aufstehen und die Balance halten. Aussteller Dirk Pagel bringt sie auch nicht durch heftiges Rütteln zu Fall: " Sie müssen Sportstudentin sein!" Ist sie!
Ruhe im Zeitungsbett
Ziel all der Angebote ist es, Pädagogen, Erziehern, Therapeuten, Ärzten, Psychologen und anderen Fachleuten zu zeigen, wie Kinder ab der Geburt zu lustvoller Bewegung animiert werden können. Denn, und das vermittelt die Kongress-Initiatorin Renate Zimmer seit Langem: Bewegung unterstützt die soziale Integration sowie die kognitive, sprachliche, emotionale und soziale Entwicklung der Kinder.
Dazu gehört auch die entsprechende Ausstattung der Räume. So gibt es auf dem Kongress auch Tipps, wie etwa Kindertagesstätten bewegungsfreundlicher gestaltet werden können. Andere Experten zeigen auf, dass ein Schulhof viel mehr ist als ein Platz unter freiem Himmel, um die Zeit zwischen den Unterrichtsstunden zu verbringen.
Zurück zum großen kecken Zeitungsblatt. Inzwischen liegen einige Teilnehmer auf dem Boden und lassen sich mit Zeitungen zudecken. " Clochard-Spiel" nennt es Hans Jürgen Beins. Selbst notorisch unruhige Kinder lassen sich nach seiner Erfahrung gerne zudecken und bleiben still liegen, bis sie merken, wie wohlig wärmend Zeitungspapier ist.

Bildtext:

Bei der " Latino Dance Party" werden einfache Schrittfolgen zu lateinamerikanischen Rhythmen vermittelt, mit denen vor allem Mädchen zur Bewegung animiert werden sollen

Fotos:

Jörn Martens
Autor:
Ulrike Schmidt


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