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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Inhalt:
Überschrift:
Heuer-Ampel hatte nicht viel zu regeln
Zwischenüberschrift:
Der Neumarkt um 1948
Artikel:
Kleinbild
Originaltext:
Osnabrück. Der Kriegsschutt ist beiseitegeräumt, und der Verkehr fließt wieder, aber ansonsten bietet der Neumarkt auch im dritten Friedensjahr noch den trostlosen Anblick ausgebrannter Ruinen.
Ein Straßenbahnzug der Linie 2 aus Haste fährt in die Johannisstraße ein, während der linke Zug aus Richtung Schölerberg kommt. Dessen etwas dunklere Farbe verrät, dass er noch den kakaobraunen Kriegsanstrich trägt. Der rechte Zug ist wieder friedensmäßig hellbeige lackiert, allerdings teilweise noch mit Blechtafeln ausgestattet - ein Tribut an die Glasknappheit im Krieg.
1947/ 48 beförderten die Straßenbahnen 24, 3 Millionen Fahrgäste. Eine so hohe Zahl wurde nie zuvor und auch niemals später wieder erreicht. Private Autos und Motorräder waren noch eine absolute Rarität. Das hatte zur Folge, dass die Straßenbahnwagen, sowieso nicht mehr die jüngsten, regelmäßig überlastet wurden. Fahrgäste standen bis auf die Trittbretter und Rammbohlen. Feder- und Achsenbrüche waren normal.
Mitten über der Kreuzung schwebt eine zentrale Drehampel, nach ihrem Erfinder auch als " Heuer-Ampel" bezeichnet. Über Synchronmotoren gesteuert, wanderten zwei gegenüberliegende Zeiger langsam im grünen Sektor vorwärts, während die Querrichtung Rot gezeigt bekam. " Das hatte den großen Vorteil, dass man schon von Weitem abschätzen konnte, ob man noch bei Grün durchkommt", erinnert sich Verkehrsfachmann und Buchautor Alfred Spühr. Im Krieg habe er die schweren Blechkisten oft genug verbeult auf der Straße liegen sehen, wenn die Hausfassaden eingestürzt waren, an denen die Tragseile befestigt waren. In Osnabrück hingen die letzten Drehampeln bis in die 1960er-Jahre über der Kreuzung Johannisstraße/ Süsterstraße und am Heger Tor. Als problematisch hatte sich erwiesen, dass holländische Gäste einfach durchfuhren, weil sie diese damals schon sehr selten gewordenen Lichtzeichenanlagen nicht kannten.
Die abgeräumte Fläche rechts neben der Straßenbahn war bis zur Kriegszerstörung der Standort des Hotels Bayerischer Hof. Um 1950 wurde hier ein eingeschossiger Notbau errichtet, in den die " Stadtschänke" und die Drogerie Smits einzogen. Ein Hotelneubau stand nicht zur Debatte. Durchreisende versuchten, privat unterzukommen, oder übernachteten imWartesaal des Bahnhofs. Im Jahr 1946 war die Anzahl der Hotelbetten in ganz Osnabrück schließlich auf 80 zusammengeschrumpft.
Vor dem Krieg waren es 1084 gewesen. 1947 kamen 51 neue Betten im Bunkerhotel unter dem Rosenplatz hinzu. Die Reisenden schliefen auf Strohsäcken oder dünnen Auflegematratzen unter Wolldecken. Morgens wurde auf einem kleinen elektrischen Kocher Kaffee bereitet, abends Fleischbrühe.
Am rechten Bildrand sind Betriebsgebäude der Kornbrennerei Carl Gosling zu sehen. Alkoholbestände im Keller der Ruinen wurden im April 1945 von befreiten Zwangsarbeitern geplündert. Mehrere Tote gab es bei einer Explosion, als sich in dem allgemeinen Gewühl ausgelaufener hochprozentiger Alkohol entzündete.

Bildtext:

Der Neumarkt um 1948. Der Blick geht links in die Johannisstraße, rechts mündet der Neue Graben ein.

Foto:

Sammlung Karl Ordelheide
Autor:
Joachim Dierks


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