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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Inhalt:
Überschrift:
Realer Endzeit-Thriller
Zwischenüberschrift:
Zwei Liquidatoren begleiten die Ausstellung zur Tschernobyl-Katastrophe in Osnabrück
Artikel:
Kleinbild
Originaltext:
Osnabrück. Eine Woche lang werden ab morgen Waleri Risowannyj und Semion Kleiner Gäste der Stadt Osnabrück sein. Sie haben etwas zu erzählen, was den Zuhörern den Atem stocken lässt: Die beiden Männer aus Weißrussland und der Ukraine sind Zeitzeugen der Katastrophe von Tschernobyl vor 25 Jahren.
Von Marcus Tackenberg - So einen Super-GAU, bei dem radioaktives Potenzial von 100 Atombomben freigesetzt wurde, kennt die junge Generation von heute allenfalls aus Endzeit-Thrillern Hollywoods. Umso wichtiger, dass Menschen die Realität einer solchen Tragödie bezeugen können: Risowannyi und Kleiner waren damals sogenannte Liquidatoren. So wurden die rund 600 000 Helfer genannt, die nach dem folgenschweren Atomreaktorunfall zu Aufräum- und Evakuierungsarbeiten im Katastrophengebiet abkommandiert wurden. Tausende von ihnen bezahlten den Dienst bereits mit ihrem Leben, gestorben an Krebs oder anderen Krankheiten.
Waleri Risowannyi (55), gelernter Elektroingenieur aus Charkow, war von Januar bis Mai 1987 als stellvertretender Kommandeur für Kontamination im Einsatz. Semion Kleiner (50), Bauingenieur und Programmierer aus der weißrussischen Stadt Gomel, hatte von Juli 1986 bis Januar 1987 Aufgaben als Offizier der Operationsabteilung beim Gomeler Stab für Zivilschutz zu erledigen. Fünf Millionen Menschen leben auch heute noch in atomverseuchten Gebieten rund um den Unglücksort. Die radioaktive Wolke ging damals über ganz Europa nieder. Mit alldem beschäftigt sich die sehenswerte Ausstellung " 25 Jahre nach Tschernobyl - Menschen - Orte - Solidarität", die von Montag bis Freitag im Gymnasium " In der Wüste" zu sehen ist.
Biografische Erinnerungen von Liquidatoren, Ärzten, Krankenschwestern und Umsiedlern in Text- und Tondokumenten, ergänzt durch Fotos von Rüdiger Lubricht, zeigen anschaulich, wie die Ereignisse im Jahre 1986 bis heute nachwirken. " Die Erinnerungen der Zeitzeugen festzuhalten und darzustellen, was sich nach der Katastrophe an Solidarität entwickelt hat, war uns ein besonderes Anliegen", sagt Sabrina Bobowski, die zusammen mit Grit Tobis und Tobias Dienemann die Ausstellung im Auftrag des Internationalen Bildungs- und Begegnungswerkes (IBB) erarbeitet hat. Erstmals würdige ein Projekt auch die europaweite Solidaritätsbewegung, die nach dem Fall des Eisernen Vorhangs Kontakte von Mensch zu Mensch ermöglicht hat.
Die globale Dimension des Ereignisses habe ihn damals sehr betroffen gemacht, unterstreicht Christoph Schüring, Schulleiter des Gymnasiums " In der Wüste". Gleichzeitig betont er den Bildungsauftrag der Schulen, die Erinnerung an das Unglück und seine Folgen wachzuhalten. " Wüste"- Schüler hätten sich daher wochenlang vorbereitet, um in der kommenden Woche Schulklassen durch die Ausstellung zu führen.
Sabine und Karl-Heinz Rolfes vom Arbeitskreis Tschernobylhilfe haben das Projekt nach Osnabrück geholt und eine Podiumsdiskussion mit den Liquidatoren organisiert, die am Donnerstag um 19.30 Uhr im Gymnasium " In der Wüste" stattfindet. Auch die Minsker Schriftstellerin Swetlana Alexijewitsch, 2001 mit dem Erich-Maria-Remarque-Friedenspreis geehrt, wird zu Gast sein. Umweltmediziner Thomas Lob-Corzilius referiert über " Die Kinder tragen die Last - Langzeitfolgen der radioaktiven Verstrahlung".

Bildtext:

Das verzerrte Gesicht eines Kindes hat jemand auf eine Hauswand in Sichtweite des Katastrophen-Reaktors Tschernobyl gesprayt. Noch heute leiden Kinder an den GAU-Folgen.

Foto:

imago


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