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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Inhalt:
Überschrift:
Das stinkende Erbe des Gaswerks
Zwischenüberschrift:
Teeröle im Stadtwerke-Boden
Artikel:
Kleinbild
Originaltext:
Osnabrück. Detlef Gerdts erinnert sich noch gut: Im vergangenen Jahr klingelte beim Fachbereichsleiter Umwelt der Stadt Osnabrück das Telefon, am anderen Ende der Leitung war Stephan Rolfes, Vorstand bei den Stadtwerken Osnabrück. Der meinte: " Wir haben da ein kleines Problem." Heute wissen beide: Dieses kleine Problem wiegt ungefähr 10 000 Tonnen. Und das ist nur der Anfang . . .
Groß investieren und noch größer Bauen wollten die Stadtwerke auf ihrem Betriebsgelände zwischen Alter Poststraße und Luisenstraße. Ein mehrstöckiges Verwaltungsgebäude mit Lagerhalle für Rohre sollte her, die Pläne standen. Es wurde probeweise im Boden gebohrt, " wir wussten, da ist was. Schließlich wollten wir auf sehr historischem Grund bauen", erklärt Rolfes.
Das war im vergangenen Jahr. Heute steht auf der Fläche, wo längst mit den Bauarbeiten begonnen werden sollte, ein großes Zelt. 1750 Quadratmeter groß, um genau zu sein. " Ein Hauch Oktoberfest", scherzt Rolfes, der ein bisschen Galgenhumor bei der Sache entwickelt hat. Da, wo jetzt das Zelt steht, befand sich einst das Osnabrücker Gaswerk. Bei den Probebohrungen im Boden stießen die Stadtwerke auf das stinkende Erbe der alten Energieversorgung: Teeröle.
Rolfes spricht von einer " historischen Verantwortung", die die Stadtwerke auf ihrem Gelände wahrnehmen. Das bedeutet: Der verseuchte Boden wird abgetragen und entsorgt. Im ersten Schritt sind das auf einer 1000 Quadratmeter großen Fläche die besagten 10 000 Tonnen Erde. Zehn Meter hohe Spundwände sind in den Boden gerammt worden - bis auf eine Lehmschicht. So bildet sich eine riesige Wanne, aus der das Grundwasser - natürlich ebenfalls verseucht - abgesaugt werden kann.
Es kostet Millionen
Wo jetzt gebuddelt wird, befand sich vor Jahrzehnten noch die Teer- und Ammoniakgrube des Gaswerkes. Was damals weggekippt wurde, belastet heute die Kasse der Stadtwerke. Wie viel die ganze Maßnahme kostet, sagt Rolfes nicht. Aber irgendwo im siebenstelligen Bereich wird die Rechnung für die Reinigung der ersten 1000 Quadratmeter wohl liegen.
" Das sind wir unseren Mitarbeitern und auch den Anwohnern schuldig", sagt der Vorstand. Die Stadtwerke hätten es billiger haben können, bewusst fiel aber die Entscheidung für die teurere Variante. Und die umfasst das Zelt. Das sorgt dafür, dass die Nachbarn nicht vom Gestank der Teeröle belästigt werden. Die Luft unter der Kuppel wird abgesaugt und gereinigt.
Wer reinwill, der muss erst einmal Gasmaske und Schutzanzug anziehen, reine Vorsichtsmaßnahmen. Genauso wie die Männer von der Kampfmittelbeseitigung, die ganz genau hinschauen, wenn die Baggerschaufel im Boden gräbt. Es steht zu befürchten, dass zwischen Erde und Teerölen auch noch Granaten, Bomben oder andere Überreste aus dem Zweiten Weltkrieg schlummern.
Das Abtragen schreitet derweil voran. Es ist allerdings nur ein erster Schritt. 15 000 Quadratmeter Boden sollen insgesamt auf dem Gelände der Stadtwerke verseucht sein. Bislang geht alles zügiger als gedacht. Das, so Rolfes, liege auch an der guten Zusammenarbeit zwischen Stadtwerken, Stadtverwaltung als unterer Bodenbehörde und den Gutachtern des Ingenieurbüros OWS, die die Arbeiten im Auge behalten.
Und dann schimmert noch einmal mehr der Galgenhumor von Rolfes durch: " Jetzt, wo der Boden raus ist, bekommt das neue Gebäude auch einen Keller. Der war vorher nicht geplant." Fachbereichsleiter Gerdts ergänzt: " Ein ziemlich teurer Keller."

Bildtext:

Unter dem Zeltdach wird auf dem Stadtwerke-Gelände der Boden abgetragen.

Foto:

Hermann Pentermann
Autor:
Dirk Fisser


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