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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Inhalt:
Überschrift:
Vom Einkauf während des Dioxin-Skandals
Zwischenüberschrift:
Fleischermeister Clemens Wessel setzt auf artgerechte Haltung und gewinnt Wochenmarkt-Kunden
Artikel:
Kleinbild
Originaltext:
Er kommt kaum zur Ruhe. 10 bis 20 Prozent mehr Kunden zählt Clemens Wessel während des Dioxin-Skandals. Der Händler setzt auf artgerechte Haltung und Fütterung. Foto: Uwe Lewandowski
Osnabrück. Etwas ist anders als sonst auf dem Wochenmarkt am Samstag. In den Gassen mit den Fleischständen vor dem Dom verteilt sich das Publikum ungleichmäßig. Kunden stehen Schlange bei Händlern, die Schweine- und Hühnerfleisch aus artgerechter Tierhaltung anbieten. So lässt sich der Dioxin-Skandal am Geschehen auf dem Markt ablesen.
Von Jann Weber - Martina Thiemann ist seit einem Jahr Kundin bei Clemens Wessel und hatte sich schon Sorgen um ihren Händler aus Belm gemacht: " Als die Diskussion um das Dioxin begann, dachte ich: Hoffentlich ist er nicht betroffen." Bei ihrem Einkauf auf dem Wochenmarkt zeigt sie sich erleichtert - und wundert sich: " Es stehen ganz schön viele Leute hier." Auch Clemens Wessel selbst ist erstaunt: " Ich habe seit zwei Wochen 10 bis 20 Prozent mehr Kunden." Käufern, die nach der Herkunft des Fleisches fragen, zeigt der Händler ein Fotoalbum mit Bildern von dem Bauernhof, bei dem wiederum er Kunde ist. Die Ware stammt aus artgerechter Tierhaltung.
Doch wie kann er garantieren, dass sich dort nicht auch Dioxin, etwa in der Schweinenahrung, befindet? " Der Landwirt erzeugt sein Futter selbst." Da hätten Giftmischer gar nicht erst die Chance, dioxinverseuchte Fette beizumischen. Ähnliches weiß erüber die Eier zu berichten, die er anbietet. Er bezieht sie von einem Hof mit freilaufenden Hühnern.
Für ihn zahlt es sich jetzt aus, dass er die Fragen nach der Herkunft seiner Ware so genau beantworten kann. Doch die Freude darüber ist getrübt, weil andere den Schaden haben und Opfer von " kriminellen Machenschaften" geworden sind - ob Landwirte oder andere Händler. " Das ist eine Folge der Entwicklung, dass die Bauern ihr Futter in der Regel nicht mehr selbst herstellen, es von Händlern kaufen und dann selber nicht wissen, was drin ist."
Für Clemens Wessel und vier Mitarbeiterinnen gibt es am Samstag auf dem Markt keine Verschnaufpause. Die Kundentraube scheint ständig nachzuwachsen. Mittendrin wartet Kerstin Düwehl darauf, bedient zu werden. " Bisher habe ich Fleisch in Supermärkten und Discountern eingekauft und auf die Preise geachtet." Damit sei nun wegen des Dioxin-Skandals Schluss. " Vor drei Tagen habe ich die Ernährung der Familie umgestellt."
Für ihren Drei-Personen-Haushalt werde sie jetzt nur noch Fleisch und Eier dort kaufen, wo sie auf artgerechte Haltung und Fütterung vertrauen kann. Die ganze Aufregung um verunreinigte Lebensmittel zeige, dass es unter den Futtermittelherstellern Betrüger gebe, die für gute Geschäfte ihre Kunden vergiften würden.
Thomas Garthaus hat ähnliche Konsequenzen gezogen. Er kauft sein Hühnerfleisch an diesem Stand und hat von vornherein Vertrauen: " Meine Mutter kennt Herrn Wessel persönlich." Monika Schwarz wiederum kauft an diesem Samstag Filet vom Schwein, und zwar " mit einem guten Gefühl". Fleisch aus dem Supermarkt dagegen sei für sie tabu. Für diese Kunden muss es nicht unbedingt Ware mit Biosiegel sein, die Clemens Wessel gar nicht im Sortiment hat. Doch möchten sie auf die Qualität vertrauen können und sind dafür auch bereit, etwas mehr zu zahlen.
Für eine Woche werden sich Fleischermeister Clemens Wessel und seine Mitarbeiter vom Wochenmarkt verabschieden. Sie machen Urlaub - und das gefällt manchem Kunden während des Dioxin-Skandals gar nicht.
Autor:
Jann Weber


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