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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Inhalt:
Überschrift:
Stadt soll grüne Zungen für kommende Generationen schützen
Zwischenüberschrift:
Beim Handgiftentag 1910 waren Strom- und Gasanschluss ein Thema
Artikel:
Kleinbild
Originaltext:
Luftbild von Osnabrück 1910, fotografiert aus einem Zeppelin, Mitte rechts: Herz-Jesu-Kirche und Schule am Herrenteichswall, hinten links: Katharinenkirche, vorn rechts: Hannoverscher Bahnhof. Foto: Rudolf Lichtenberg/ aus dem Buch Alt-Osnabrück, Bd.1, hrsg. von Wido Spratte, Verlag Wenner
Von Christiana Keller - Osnabrück. " Hoch den Kopf, das Auge klar, Fest das Herz, macht gut das Jahr!" Diese Zeilen standen als Jahresmotto für die Leserschaft des " Osnabrücker Tageblattes" am Beginn der ersten Zeitungsausgabe am 2. Januar 1911.
Oberbürgermeister Rißmüller hielt am 3. Januar, dem Handgiftentag, seine bereits traditionelle Rede vor den städtischen Kollegien. Einen Rück- und Vorblick auf die Aktivitäten der Stadtverwaltung samt allen Plänen und Ideen. Bemerkenswert waren, so schrieb der Lokalreporter vom " Osnabrücker Tageblatt", die Mitteilungen über die künftige Entnahme von Elektrizität aus der Überlandzentrale im Schweger Moor. Neu auch die Bestrebungen der Stadt, Gas zukünftig in " Unterlandleitungen" zu den Verbrauchern zu senden.
Dauerbaustellen
Auf dem Hauptbahnhof standen größere Umbauten bevor. Es sollten schienenfreie Unterführungen zu den Gleisen gebaut werden. Hier setzte man sich für die Nord-Süd-Strecke 1912 und für die Ost-West Strecke 1913 als Ende der Bauarbeiten zum Ziel. Kompliziert wurden die Planungen durch die Bahnüberführungen, die an einigen Straßen der Stadt noch immer im Bau waren. An der Karl-, Schiller- und Bramscher Straße mussten die Schienen noch hochgelegt werden. Weitere zwei Jahre würden die Arbeiten am Gleissystem noch währen, stellte Rißmüller in Aussicht.
Eine weitere Dauerbaustelle bildete die Kanalisierung der Stadt, die insgesamt auf 4 Millionen Mark veranschlagt wurde. In diese Kanalisation sollten Haus- und Industrieabwässer geleitet werden, um die Hase zu entlasten. Mit diesem Thema war ein weiteres eng verbunden, nämlich die Einbindung der Gemeinde Schinkel in das Osnabrücker Stadtgebiet. Verhandlungen hatten bereits begonnen, aber noch verlangte der Landkreis eine Entschädigung für den Schinkel. Die Stadt zählte dagegen die Vorteile für die Gemeinde Schinkel auf, die in dringend nötigen Wegeherstellungen, Schulen und eben in der Anbindung an die Kanalisation bestanden.
Eisenbahnangelegenheiten, Kanal- und Hochbauten, Erweiterungen, Erschließungen, Straßenbauten, Energiefragen zu Gas und Strom, der Stichkanal, der Güterbahnhof Fledder - beinahe endlos erschienen die Aufgaben der Stadt. Da erschien Rißmüllers Appell an die anwesenden Kollegien und Bürgervertreter nur zu logisch: " Meine Herren, die umfangreichen und verschiedenen Aufgaben der Stadtverwaltung lassen es wünschenswert erscheinen, dass Vertreter aller Berufskreise hier auf dem Rathause mitarbeiten, damit der Stadt deren Erfahrungen und Sachkenntnis zu Gute kommen..."
Volkszählung
Nach und nach veröffentlichten die Zeitungen die Ergebnisse der Volkszählung vom November. In Osnabrück gab es demnach 4798 Wohnhäuser und 13 311 Haushaltungen. 899 Menschen lebten in Einpersonenhaushalten. 38 " Anstalten aller Art" waren über die Stadt verteilt. Innerhalb der Stadt lebten 1593 aktive Militärs. Die Religionszugehörigkeit der 65 956 Menschen in Osnabrück verteilte sich vor 100 Jahren bunt. 37 334 Lutheraner, 23 566 Katholiken, 4048 Reformierte, 205 Unierte wurden in der Stadt gezählt. Dazu kamen 163 Apostolische, 170 " andere Evangelische" und 71 Personen mit anderen Bekenntnissen. Die 399 Menschen mit jüdischem Glauben nannte man vor 100 Jahren " Israeliten".
Lichtbild-Theater
Anteil am Geschehen in der Welt hatten die Osnabrücker vor 100 Jahren nicht nur durch die Zeitungen und lebenden Bilder in " Lichtbild-Theatern", sondern auch durch Berichte aus erster Hand. So hielt im Januar der Südpolar-Forscher Professor von Nordenskjöld im kaufmännischen Verein einen Vortrag über seine Reisen und Erkenntnisse. Schon dessen Vater war mit gleicher Passion zu einer Berühmtheit geworden, der alte Herr hatte aber das Eismeer und den Nordpol erforscht. Nordenskjölds zahlreiche Lichtbilder faszinierten die große Zuhörerschaft. " Eine ganze Welt, vor wenigen Jahren noch dem menschlichen Geist verborgen, ist unserer Kenntnis in wenigen Stunden erschlossen worden", schrieb der Kritiker begeistert.
Zahnpflege
Die Königliche Regierung hatte mit Beginn des Jahres für die Schulen eine Verfügung über Zahnpflege erlassen. Es sollte festgestellt werden, wie viele Kinder sich überhaupt die Zähne putzten. " Zum Wohle ihrer Gesundheit" wurden die Kinder angehalten, eine Zahnbürste täglich zu benutzen.
Von jeher war das Vereinswesen in Osnabrück recht hoch gewesen, man zählte 1910 nicht weniger als 464 Vereine aller Art. 17 Vereine waren politisch, 72 dienten verschiedenen Unterstützungen, 13 waren der Wohltätigkeit verschrieben. Ferner gab es 13 Kriegervereine für ehemalige und aktive Militärangehörige und 349 gesellige Vereine, zu welchen auch die Gesangs-, Turn- und Wandergruppierungen gehörten.
Bahn-Reisende
Der Fremdenverkehrsverein verzeichnete 1909 etwa 6000 Übernachtungen weniger als in den Vorjahren. Das lag aber nicht an nachlassender Attraktivität der Stadt, sondern an den geänderten Zugverbindungen der Reichsbahn. Bis 1909 bildete Osnabrück für viele Abendzüge den Endpunkt des Tages. Die Reisenden mussten notgedrungen in der Stadt übernachten, bis sich die nächsten Züge am Morgen in Bewegung setzten. Das hatte sich 1910 geändert. Nun fuhren die Züge öfter über die Stadt hinaus und brachten die Reisenden auch in den Nachtstunden an die gewünschten Ziele.
Schlechtes Zeugnis
Ein Vortrag des Berliner Regierungsbaurats Langen vor dem Dürerbund stellte der Stadt ein unerfreuliches Zeugnis aus. Das Bauverhalten der Stadt in den vergangenen Jahrzehnten wurde von dem Fachmann aus Berlin streng in den Blick genommen. Weder die Wallanlagen noch die malerischen mittelalterlichen Tore hätten seiner Meinung nach abgerissen werden dürfen. " Osnabrück hat sich eine große Gelegenheit entgehen lassen, indem es die gewachsene Bebauung einer wuchernden neuen geopfert hat", stellte Langen fest. Mit den alten Gemäuern hätte Osnabrück ein " Wallfahrtsort für kunstsinnige und schönheitsliebende Fremde" werden können. Nun gelte es, die wachsenden Vorstädte mit einem Zukunftskonzept zu versehen. Die Stadt müsse im Umkreis viele zusammenhängende Flächen ankaufen, damit möglichst viel Grün für die kommenden Generationen erhalten bleibe. Gerade im Norden fand der Vortragende nur noch einen schmalen Streifen an der Hase unbebaut und nicht verplant vor. In späteren Zeiten würde der Rückkauf " grüner Zungen" bedeutend teurer werden.
Per Skizze erläuterte der Fachmann, wie Osnabrück wachsen könne, ohne das Grün und damit malerische Ansichten zu opfern. Er schlug begrünte Streifen ohne Bebauung vor, die von der Innenstadt bis weit in das Umland hineinreichen sollten.
Autor:
Christiana Keller


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