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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Inhalt:
Überschrift:
Eklat im Elternrat: Vorstand gibt auf
Zwischenüberschrift:
Chaos, Tränen und ein Rücktritt nach der Wahl
Artikel:
Kleinbild
Originaltext:
Nach der turbulenten Sitzung kehrte das Lächeln zurück. Der neue Stadtelternrat: (von links) Ismael Özpolat, Ingeborg Beckemeyer, Barbara Schwarz, Karla Poffers und der grippe geschwächte Mathias Mählmann (Vorsitzender). Foto: Elvira Parton
hin Osnabrück. Umsturz im Stadtelternrat: In einer dreistündigen Chaos-Sitzung warf die bisherige Vorsitzende Petra Knabenschuh am Montagabend unmittelbar nach ihrer Wiederwahl die Brocken hin. Ihr Nachfolger ist Mathias Mählmann (SPD), dessen harsche Kritik den Stadtelternrat zuvor aufgeschreckt hatte.
Über die Wirkung seiner Kritik habe er sich selbst gewundert, sagte gestern der neue Vorsitzende. Er war für den Vorsitz vorgeschlagen worden und hatte in der eigentlich kurzen Vorstellungsrede zur Grundsatzkritik ausgeholt. Der Stadtelternrat habe in wichtigen schulpolitischen Entwicklungen " gar nicht oder zu spät" öffentlich Position bezogen. Mählmann, hinzugewähltes Mitglied des Schul- und Sportausschusses, forderte von der Elternvertretung, sich stärker in die politische Debatte einzumischen.
Damit berührte Mählmann das Selbstverständnis des Stadtelternrates. Petra Knabenschuh, die vor zwei Jahren den Vorsitz von Brigitte Neumann (CDU) übernommen hatte, war nach eigenen Worten immer um Neutralität bemüht. " Wir vertreten die Interessen der Eltern, sorgen für Aufklärung und Beteiligung - aber als Stadtelternrat treffen wir keine politische Aussage."
Bei der Wahl setzte sich Knabenschuh mit 15 zu 8 Stimmen gegen Mählmann durch. Als Mählmann aber die Abstimmung über den Stellvertreterposten ebenso deutlich gewann, kam es zum Eklat: Die gerade gewählte Vorsitzende erklärte ihren Rücktritt. Sie sehe keine Basis für eine vertrauensvolle Zusammenarbeit mit ihrem neuen Stellvertreter. Die Mitglieder des Elternrates re agierten konsterniert und geschockt, wie Beobachter berichten. Die Sitzung wurde unterbrochen. Diskussionen in kleinen Zirkeln, Entrüstung, Trauer, Tränen.
Petra Knabenschuh blieb bei ihrer Entscheidung, mit der sie auch gestern, mit einem Tag Abstand, im Reinen war: " Ich würde es wieder so machen." So wie Herr Mählmann sich positioniere, verliere er automatisch die Hälfte der Eltern. " Aber ich will meine ganze Kraft in die Arbeit stecken und nicht damit vergeuden, Grabenkämpfe zu verhindern und Scherben aufzusammeln." Auch drei Mitglieder des alten Vorstandes - Silke Tegeder-Perwas, Birgit Blumberg-Bohn und Jens Tegeler - zogen ihre Bewerbung zurück. Khaled Osman (Ausländervertreter) hatte aus privaten Gründen auf eine Kandidatur verzichtet.
Mathias Mählmann hatte die Sprachlosigkeit des Stadtelternrates kritisiert, zum Beispiel in der Debatte über die Inklusion (das Recht aller Schüler, unabhängig von ihren Fähigkeiten oder Beeinträchtigungen gemeinsam unterrichtet zu werden). Erst nach zwei Veranstaltungen und einer Ratsdebatte habe sich der Elternrat dazu geäußert. Und das nach seiner Meinung nicht klar genug: " Vieles geht in einem Konsensbrei unter." Im Streit um die Schließung der Stadtteilbibliotheken habe sich die Elternvertretung kaum wahrnehmbar mit einer windelweichen Stellungnahme zu Wort gemeldet. Wenn es jetzt an die Schulstrukturreform und die Ausgestaltung der Oberschule gehe, müsse der Elternrat deutlicher Flagge zeigen, sagte Mählmann. Er kritisierte außerdem die Außendarstellung des Stadtelternrates im Internet. Petra Knabenschuh wies die Kritik als " plakativ und nicht begründet" zurück.
Mählmann ist 49 Jahre alt, verheiratet und Vater zweier Kinder (14 und 5 Jahre alt). Er ist Hausmann und studiert an der Fernuniversität Hagen Erziehungswissenschaften.

Kommentar
Ende der Neutralität
Von Wilfried Hinrichs - Die Wahl Mählmanns bedeutet eine Zäsur für den Stadtelternrat. Die Zeit der politischen Neutralität ist vorbei.
Mählmann steht für eine sozialdemokratisch geprägte Schulpolitik. Was immer der Stadtelternrat unter seiner Führung beschließt oder sagt, wird in Zukunft vor diesem Hintergrund bewertet werden. Der neue Vorsitzende begibt sich damit auf eine heikle Mission. Wenn es ihm nicht gelingt, im Stadtelternrat einen schulpolitischen Minimalkonsens und eine Basis für die Zusammenarbeit zu schaffen, wird sich das Gremium selbst blockieren und die Stimme aller Eltern schulpflichtiger Kinder in Osnabrück verstummen. Das wäre das Gegenteil dessen, was Mählmann erreichen will. Überdies kann der Stadtelternrat unter Mählmanns Führung leicht in den Ruf der politischen Einseitigkeit geraten. Auch das würde die Einflussmöglichkeit der Elternvertretung schmälern.
Der Grat, auf dem der neue Vorstand geht, ist schmal und die Gefahr des Scheiterns groß.

Autor:
Wilfried Hinrichs


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