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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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aus Zeitung:
Inhalt:
Überschrift:
Auch Kröten und Ratten sind liebenswert
Zwischenüberschrift:
Kita Heilig Kreuz setzt in der pädagogischen Arbeit auf das System der Resilienz
Artikel:
Kleinbild
Originaltext:
Mit Herzblut leitet Beate Berger die Kita Heilig Kreuz im Stadtteil Schinkel.Foto: Brigitte Schäfer
Osnabrück. Schön sind sie wahrlich nicht, die Protagonisten aus " Die fürchterlichen Fünf" von Wolf Erlbruch. Kröte, Hyäne, Ratte, Spinne und Fledermaus sind keine typischen gefälligen Figuren, die man mit einem Kinderbuch verbindet. In ihrer schrillen Aufmachung erinnern sie eher an eine punkige Version der Bremer Stadtmusikanten. Für Beate Berger, Leiterin der Kita Heilig Kreuz, sind Geschichten dieser Art jedoch ein wichtiges pädagogisches Hilfsmittel.
Von Brigitte Schäfer - " Die Tiere fühlen sich durch ihre Hässlichkeit verbunden, sie entdecken mit der Zeit, dass jeder Einzelne etwas gut kann, und kommen sich dadurch näher. Ein ständiges Auf und Ab, dem immer wieder neue Lösungswege erwachsen, macht sie stark", sagt Berger. Wie kein anderes Medium helfe Literatur, die Erfahrungen anderer nachzuvollziehen und den eigenen Blickwinkel zu erweitern. Medien dieser Art werden in der integrativen Einrichtung eingesetzt, um Kinder auf eine besondere Art zu unterstützen.
" Abprallen"
Resilienz heißt der Fachbegriff, der die pädagogische Arbeit der Kita Heilig Kreuz kennzeichnet. Dem lateinischen Verb " resilire" entlehnt, bedeutet er so viel wie " abprallen". Resiliente Kinder zeichnen sich aus durch die aktive Bewältigung von Problemen, sie können sich selbst und Situationen realistisch einschätzen, vertrauen sich selbst. Zudem verfügen sie über eine hohe emotionale und soziale Kompetenz. Resilienzförderung setzt nicht bei Defiziten an, sondern ergründet Ressourcen.
Fähigkeiten entdecken
Selbstständigkeit bei lebenspraktischen Arbeiten, sich geliebt fühlen, gute Selbsteinschätzung, offene Ausstrahlung oder Energie, sich nach Fehlschlägen wieder selbst zu motivieren, eine Vorliebe für kleine Dinge der Natur sind Fähigkeiten der Kinder, die die Erzieherinnen nach eigenem Bekunden für Resilienzzwecke nutzen. Durch Angebote im naturwissenschaftlichen Bereich könne zum Beispiel die Liebe zur Natur vertieft und das Kind ermuntert werden, sich weiter auf dieses Gebiet zu begeben. Spiele, die einerseits Kompetenzen erforderten, sich andererseits auf Zufall oder Glück bezögen, könnten lehren, dass es Dinge gebe, die beeinflussbar und nicht beeinflussbar seien. Verkleidung und Rollenspiele seien wichtig, um verschiedene Perspektiven einzunehmen, Konflikte zu bewältigen und somit soziale Kompetenzen zu erlangen. Stuhlkreise, in denen Befindlichkeiten thematisiert würden, dienten dazu, Gefühle bei anderen wahrzunehmen, was Kindern häufig schwer-falle. Darüber hinaus spiele der Glaube eine große Rolle, wenn die Kinder sich von ihrem Gott angenommen und in ihrer Religiosität sicher und geborgen fühlten.
Herausforderung
Seit 1997 leitet Beate Berger die katholische Kindertagesstätte im Stadtteil Schinkel, einige ihrer Schützlinge wachsen unter schwierigen Bedingungen auf. Arbeits losigkeit, Migrationshintergründe, schlechte Wohnverhältnisse und finanzielle Probleme sind häufige Begleiter der Familien. Die jüngste Befragung zum Thema Kinderarmut durch das Netzwerk " Allen Kindern eine Zukunft geben" verdeutlichte, dass 23, 8 Prozent der Betroffenen im Stadtteil Schinkel beziehungsweise Fledder wohnen.
Auch vor diesem Hintergrund legt die integrative Einrichtung einen gewichtigen Schwerpunkt auf Resilienzstrategien in ihrer pädagogischen Arbeit. Sozialpädagogin Berger wählte das Thema für ihre Diplomarbeit und gibt In-House-Schulungen auf dem Gebiet der Resilienz.
" Wir haben das Rad nicht neu erfunden, andere Einrichtungen bieten sicherlich ähnliche Möglichkeiten, um Kinder in ihrem Selbstverständnis zu stärken" erklärte Berger.
Die Besonderheit auf dem Gebiet der Resilienzförderung sei jedoch darin zu sehen, dass die durch differenzierte Beobachtungen und Wahrnehmungen des gesamten Teams erfassten Stärken der Kinder in individuelle Angebote eingebettet würden. " Ein weiterer wichtiger Aspekt, neben dem konkreten Ansatz bei den Kindern, ist die Erziehungspartnerschaft mit den Eltern und die stetige Ermunterung, alle guten Eigenschaften der Kinder auch zu sehen."
Keine Zauberei
" Nur mit einem Team, das lebensweltorientiert arbeitet, lassen sich die täglichen Herausforderungen bewältigen, wir müssen unsere eigene Haltung und das daraus resultierende Handeln reflektieren, um glaubwürdig zu sein", resümierte Beate Berger.
Selbstreflexion
Zu bedenken gab sie, dass Resilienz kein Thema sei, das sich auf Kinder aus schwierigen Verhältnissen beschränke. " Die Schnelllebigkeit der heutigen Zeit und Unwägbarkeiten können jeden treffen. Plötzlich wird man durch besondere Umstände aus einem bislang sicheren Gefüge gestoßen und muss sich neu aufstellen. Resilienz kann auch Erwachsene ein Leben lang begleiten, wenn sie bereit sind, sich nicht als Ergebnis ihres Schicksals zu sehen, sondern lernen möchten, mit Krisen umzugehen und an ihnen zu wachsen", stellte Berger fest.
Autor:
Brigitte Schäfer


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