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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Inhalt:
Überschrift:
Die Angst beim Eierkauf
Zwischenüberschrift:
Landwirte und Händler: Preisdruck und Gesetzeslücke schuld am Dioxin-Skandal
Artikel:
Kleinbild
Originaltext:
Die Verunsicherung der Kunden spürte gestern auch Anita Hüning, die ihre Eier auf dem Wochenmarkt in der Lerchenstraße ebenso wie samstags auf dem Domhof anbietet. Foto: Jörn Martens
Osnabrück. Dioxin im Hühnerfutter - da bleibt einem doch das Frühstücksei im Hals stecken. Entsprechend verunsichert reagieren viele Kunden auch auf dem kleinen Dienstagswochenmarkt an der Lerchenstraße in der Dodesheide.
Von Angelika Hitzke - " Jeder zweite Kunde fragt, was für Futter die Hühner bekommen haben", sagt Regina Münzebrock, die ihre Eier aus Freiland-, Volieren- und Bodenhaltung vom nicht von der Schließung betroffenen Hof Altekruse in Lienen bezieht. Anita Hüning, die Eier aus Bodenhaltung von ihrem eigenen Hof in Herringhausen verkauft, meint, dass die Nachfrage schon weniger groß sei als sonst. " Haben Sie auch Eier mit einer 0 drauf?", will eine potenzielle Kundin wissen. " Nein, nur mit der 2 für Bodenhaltung", antwortet Anita Hüning. Die Frau geht weiter.
Dass sogar zwei Bio-Höfe - einer im Emsland, einer in der Grafschaft Bentheim - von der Sperrung betroffen waren, hat noch mehr zur Verunsicherung beigetragen. Bei Anton Schreiber vom Meyerhof in Belm, der nach den strengen Bioland-Richtlinien produziert, klingelt das Telefon deshalb auch schon erheblich öfter als sonst, häufen sich die Anfragen besorgter Kunden. Doch er und seine Frau Anne Meyer zu Belm-Schreiber können sie beruhigen: " Bei uns werden ausschließlich pflanzliche Öle - Sonnenblumenöl von der Tecklenburger Ölmühle - , kein Mischfett, verwendet", betont Anton Schreiber. Das Futter für seine Legehennen baut er zu 60 Prozent selber an: " Der Rest kommt von der Bioland-Futtermühle Meyer zu Bakum in Melle."
Schlimm finden die Belmer Öko-Landwirte, dass ein einziger Lieferant konventionelle Futtermittelwerke so vieler ihrer Berufskollegen in den Abgrund reißen könne, weil er offenbar mit für Futter- und Nahrungsmittelproduktion ungeeignetem technischen Fett gepanscht habe.
" Da geht' s dann immer um Geld", sagt die Belmer Bäuerin und gibt zu bedenken: " Das Problem ist, dass alles so billig wie möglich sein soll. Aber wir sind eben etwas teurer, weil wir die Futterkomponenten selber produzieren", sagt sie. Das aber wüssten auch immer mehr Verbraucher zu schätzen: " Wir haben viele Kunden, denen das wichtig ist. Für Eier kommen auch viele extra, die sonst keine Bio-Produkte kaufen."
Und sie betont: " Wir sind nicht schadenfroh. Aber wir begrüßen es, wenn sich die Verbraucher durch den Dioxin-Skandal Gedanken darüber machen, wo die Lebensmittel herkommen, die sie essen, und wie die Tiere gehalten werden."
Die artgerechte Haltung seiner 1500 Legehennen ist auch dem Alt-Lotter Landwirt Martin Steinmann wichtig. Er ist zwar kein Bio-Bauer, aber im Neuland-Programm, und verkauft seine Eier aus Freilandhaltung mit geringerer Besatzdichte direkt ab Hof, an die Neuland-Erzeugergemeinschaft und an einige Edeka-Märkte in Osnabrück. Auch er baut das Futter zum großen Teil selber an und bezieht den Rest von Meyer zu Bakum.
Bauer Johannes Kottmann aus Sutthausen, der mit den Eiern seiner 10 000 Hennen unter anderem Edeka und Marktkauf beliefert, ist ebenfalls " zum Glück" nicht von Dioxin in Hühnerfutter betroffen. " Aber es hätte jeden Landwirt treffen können", meint er und weist darauf hin, dass die jetzt in ihrer Existenz bedrohten Landwirte und Futtermittelhersteller " nichts dafür können". Der eigentliche Skandal sei die Gesetzeslücke, die es ermögliche, dass mineralische Fette in Lebensmittel gelangen: " Da hat die Politik hoffnungslos versagt!"
So sieht das auch Mechthild Möllenkamp, Präsidentin des Osnabrücker Einzelhandelsverbandes und Chefin mehrerer Edeka-Märkte: " Wir müssen klare gesetzliche Regelungen schaffen. Es ist ja erlaubt, technische Fette zuzusetzen. So was geht überhaupt nicht!" Die Produkte in den Edeka-Märkten seien glücklicherweise nicht betroffen, aber es sei " einfach schrecklich, wenn man sich nicht darauf verlassen kann, dass das, was man isst, auch in Ordnung ist."
Wir alle müssten uns aber auch an die eigene Nase fassen, denn es sei eine " schlimme Tendenz", nicht mehr als zwei Euro für ein Kilo Gehacktes ausgeben zu wollen. Eine solche Abwärtsspirale bei den Preisen führe einfach zu geringerer Qualität: " Lebensmittel müssen wieder den Stellenwert bekommen, den sie verdienen - als Mittel zum Leben."

Autor:
Angelika Hitzke
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