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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Inhalt:
Überschrift:
Müllabfuhr zwischen Eisbergen
Zwischenüberschrift:
Millimeter-Manöver und Knochenarbeit - Die Touren dauern deutlich länger
Artikel:
Kleinbild
Originaltext:
In Borgloh türmt sich der Schnee mancherorts mannshoch. Sascha Puck am Steuer des Müllwagens rangiert millimetergenau zwischen parkenden Autos und Eisbergen hindurch.
Hilter/ Osnabrück. So etwas wie im Vorjahr soll ihm nicht wieder passieren. 50 Meter ist Sascha Puck (28) mit seinem Mülllaster damals rückwärts die steile Straße " im Alten Borgloh" heruntergerutscht. Er konnte nichts dafür. Die Straße wird im Winter eigens zum Rodeln abgesperrt, doch irgendjemand hatte wohl die Sperrschilder entfernt und Puck damit aufs Glatteis geführt.

Von Wilfried Hinrichs (Text) - Während er erzählt, wie die Rutschpartie damals mit dem tonnenschweren Gerät an drei Bäumen endete, drückt er behutsam aufs Gaspedal. Die Räder drehen durch auf der vereisten, leicht ansteigenden Eichholzstraße in der Mitte Borglohs. Er hupt einmal - das Signal für Lader Patrick Riemann hinten auf dem Stehblech, dass der Wagen zurücksetzt. Im dritten Anlauf greifen die Reifen wieder, der Lkw-Slalom zwischen mannshohen Schneebergen, gelben Tonnen und parkenden Autos kann weitergehen.
Müllabfuhr ist in diesen Tagen ein harter Job. Millimeterarbeit für den Fahrer, Knochenarbeit für den Lader. " Schreiben Sie, dass die Leute ihre Tonnen nicht hinter Schneehaufen stellen sollen", sagt Fahrer Puck, " sonst ist Patrick irgendwann völlig am Ende." Lader Patrick Riemann (26) aus Osnabrück scheint seinen Job trotzdem zu mögen. Er strahlt. " Das Wetter ist doch super heute." Es ist minus drei Grad, die Sonne scheint. Extra Winterausrüstung? " Nein, bei der Arbeit wird einem warm."
Der Laster biegt auf die Landesstraße Richtung Hilter. Zu beiden Seiten ist der Schnee kniehoch aufgeschoben. Sascha Puck zieht auf die linke Fahrspur - Müllwagen dürfen das. Die Sondergenehmigung erlaubt den Fahrern auch, verkehrt herum in eine Einbahnstraße zu fahren. Von vorn donnern zügig zwei Lastwagen mit polnischen Kennzeichen heran. Warten, bis der Lader die Tonne geleert hat? Dafür ist keine Zeit. Der Lkw-Fahrer zieht vorbei. Klong. Außenspiegel gegen Außenspiegel. " Ungeduldige Autofahrer, damit hat man in diesem Job am meisten Ärger", sagt Sascha Puck.
Rechts ab ins Wohngebiet " Am Sonnenhang" bis zum Wendehammer. Die Straße ist nicht geräumt. Ein parkendes Auto und Schneeberge verengen den Wendekreis zum Eiskanal. Puck kurbelt, guckt, gibt Gas, bremst, redet. Einen Wohnzimmerschrank durch ein Treppenhaus zu bugsieren ist wahrscheinlich einfacher. Die Touren dauern zurzeit deutlich länger. Um 5.45 Uhr geht' s morgens los vom Hof der Regos (Recyclinggesellschaft Osnabrücker Land) in Georgsmarienhütte, einer Tochtergesellschaft der Awigo, die seit einem Jahr als Nachfolgerin des überforderten Alba-Konzerns den Verpackungsmüll im Landkreis einsammelt. Zwischen 14 und 15 Uhr ist für Puck und Riemann - die Kolonne 8 der Regos - üblicherweise Feierabend. Jetzt dauert die Arbeit im Schnitt eine Stunde länger. " Wir lassen eine Straße nur aus, wenn wirklich nichts zu machen ist", sagt Puck. In schwierigen Fällen ruft er bei der Telefonzentrale des Abfallwirtschaftsbetriebes Awigo an und gibt Meldung. Wenn sich dann ein Anlieger beschwert, kann die Awigo die Situation erklären. Per GPS hat die Zentrale den Standort der Müllwagen jederzeit im Blick.
Hier und da stehen noch die grünen Altpapier-Tonnen an der Straße. Die Kollegen vom Entsorger Holtmeyer haben am Vortag nicht alle Ecken erreichen können. Dennoch: Detlef Dornseif, Einsatzleiter bei Holtmeyer, schätzt, dass " 90 Prozent" der Touren zu Ende gefahren werden konnten. Einzelne Gehöfte und wenige steile Wohnstraßen seien nicht erreichbar. Heiligabend rückten die Müllmänner gar nicht aus, weil es zu glatt war. Die Bürger können Müll und Wertstoffe jetzt kostenlos bei den Recyclinghöfen abgeben.
Auch die Bürger Osnabrücks, deren Tonnen nicht geleert werden konnten, bleiben nicht auf ihrem Abfall sitzen. Sie sollten den Müll in blaue Säcke stecken und diese bei der nächsten Abfuhr mit der Tonne an die Straße stellen, sagt Axel Raue, Chef des städtischen Servicebetriebes. Er bittet um Nachsicht, dass viele beidseitig zugeparkte Nebenstraßen für die breiten Fahrzeuge unpassierbar sind. Und er appelliert an die Bürger, die Behälter leicht greifbar aufzustellen. " Wenn unsere Leute die vollen Tonnen über Schneeberge heben müssen, kommen sie nicht weit", sagt Raue.
Zurück in der Borgloher Schweiz. Sascha Puck bugsiert seinen Laster OS - RE 448 sicher aus dem Wendehammer " In der Borgloher Senke". Heute läuft alles glatt, vielleicht weil die Zeitung dabei ist. Am Vortag war es anders: Da blieb er in Bad Essen-Wehrendorf im Schnee stecken, und ein freundlicher Mensch musste ihn mit einem Trecker herausziehen.

Autor:
Wilfried Hinrichs


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