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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Inhalt:
Überschrift:
Das Nadelöhr für die Linie 1
Zwischenüberschrift:
Blick vom Nikolaiort in die Herrenteichsstraße
Artikel:
Kleinbild
Originaltext:
Die weihnachtliche Herrenteichsstraße 1956 war noch keine Fußgängerzone. Autofahrer mussten in der engen, kurvigen Einbahnstraße stets damit rechnen, dass ihnen plötzlich eine Straßenbahn entgegenkam. Foto: Georg Bosselmann
Osnabrück. Schnee im Dezember ist ja schön und gut für unsere vorweihnachtliche Gefühlswelt und den Glühweinkonsum. Aber Schnee hätte die kunstvoll verlegten Strukturen des Kopfsteinpflasters verdeckt, das 1956 in der Innenstadt vorherrschte - lange vor der Waschbeton-Ära und dem heute angesagten China-Granit.
Von Joachim Dierks - Für seinen Blick vom Nikolaiort in die Herrenteichsstraße wählte der Werbefotograf Georg Bosselmann wohl nicht ohne Grund einen Regentag, der den weihnachtlichen Lichterglanz auf dem nassen Pflaster der geschwungenen Straßen- und Schienenführung stimmungsvoll reflektiert.
Die gewollte Menschenleere auf dem Bild unterstreicht die geradezu feierliche Inszenierung des hell erleuchteten Kaufhauses in der Bildmitte. Vermutlich drückte Bosselmann im Auftrag jenes Möbelhauses Lahrmann auf den Auslöser seiner Kamera, das als eines der führenden Möbelkaufhäuser der Region Osnabrück auf der " Einrichtungswelle" der Wirtschaftswunderjahre schwamm.
15 Jahre später war die Zeit der Möbelgeschäfte in City-Lagen vorbei, der Flächenbedarf zum Vorzeigen all der ausufernden Wohn- und Schlafwelten war im Zentrum nicht mehr wirtschaftlich darzustellen. Lahrmann ging Anfang der 1970er-Jahre nach Wallenhorst.
Nachfolger an der Herrenteichsstraße war das technische Kaufhaus Brinkmann, das vielen Osnabrückern zu neuen Fernsehern und Musikanlagen verhalf, bis auch für diese Branche der Trend zu Stadtrandlagen mit kostengünstigeren Verkaufs- und Parkflächen ging. Das Textilkaufhaus L + T erwarb die Liegenschaft, um dort Parkhaus und Gastronomieflächen zu schaffen.
Ein optischer " Anker", der die Jahrzehnte überdauerte, ist das klassizistische Gebäude der Hirschapotheke von 1797 am rechten Bildrand. Apotheker Rudolf Meyer, dessen Vorfahren seit 280 Jahren Hirschapotheker sind, pflegt die Tradition der ältesten Apotheke am Ort sehr bewusst. Nachdem die eigene Offizin-Ausstattung im Zweiten Weltkrieg verbrannt war, erhielt er die Möglichkeit, das Inventar einer Apotheke aus Bentheim von 1840 als Dauerleihgabe zu übernehmen.
1956 war die Osnabrücker Straßenbahn gerade 50 Jahre alt geworden. Die Wagen der Linie 1, vom Heger Friedhof kommend, zwängten sich an dieser Stelle in die S-Kurve der Herrenteichsstraße. Da in diesem Nadelöhr kein Platz mehr für einen Bürgersteig war, wurden 1907 Arkaden für eine Fußgängerpassage in das Eckhaus Hirschapotheke gebrochen.
Durchaus spannend muss es für die Autofahrer gewesen sein. Sie bogen in die einspurige Herrenteichsstraße als Einbahnstraße ein, mussten aber stets damit rechnen, dass ihnen hinter der Kurve eine Bahn entgegenkam. Das Schild " Achtung! Straßenbahn im Gegenverkehr" gehörte wohl nicht zu den überflüssigen im Schilderwald.
Gegenüber der Hirschapotheke war damals das Café Struchtrup, heute kann man im Haus Herrenteichsstraße 18 Bagels und Wein " Vom Fass" genießen. Das davor liegende Eckgrundstück Nikolaiort 1/ 2 - heute McDonald' s - war noch nicht wieder aufgebaut.
Autor:
Joachim Dierks


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