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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Inhalt:
Überschrift:
Sozialreformer und Nüchternheitsapostel
Zwischenüberschrift:
Not ohne konfessionelle Scheuklappen bekämpft - Kaplan Seling starb vor 150 Jahren
Artikel:
Kleinbild
Originaltext:
Denkmalpflege zum 150. Todestag: Steinmetz Sebastian Krämer säubert und restauriert das Grabmal mit der Marmorbüste Kaplan Selings auf dem Johannisfriedhof. Foto: Diözesanmuseum Osnabrück
Von Hermann Queckenstedt - Osnabrück. Nach heutigen Maßstäben verlief die " Karriere" des Johann Mathias Seling eher bescheiden. Immerhin verbrachte der gebürtige Gesmolder 34 Jahre als Kaplan der Osnabrücker Johanniskirche - ohne selbst eine eigene Pfarrstelle bekleidet zu haben. Und doch war der am 2. Dezember 1792 geborene Sohn eines Markkötters ein Glücksfall nicht nur für die Kirchengemeinde, sondern auch für die Stadt und das Bistum Osnabrück. Am 27. November 1860 verstarb er - sein Todestag jährt sich damit in diesen Tagen zum 150. Mal.
Die geistliche Laufbahn schien für Seling keinesfalls vorgezeichnet: Wie sein Vater erlernte er den Beruf des Spinnradmachers. Glücklicherweise erkannte sein im holländischen Alkmar lebender Onkel seine geistigen Fähigkeiten und holte ihn als Kaufmannslehrling in sein Geschäft. In der " Franzosenzeit" Napoleons diente Seling als Sergeant in Straßburg, bevor er - auf Anraten seines Onkels - auf dem Gymnasium Carolinum noch einmal die Schulbank drückte.
1816 nahm er ein Theologiestudium in Münster auf und kehrte nach der 1820 erteilten Priesterweihe als Lehrer ans Carolinum zurück. Nach sechs Jahren musste er den Lehrerberuf wegen eines Augenleidens aufgeben und übernahm eine Kaplanstelle an der Johanniskirche. Hier machte er sich vor allem als Sozialreformer einen Namen. 1836 richtete er in seiner Wohnung eine Spinnschule ein: Damit bot er verarmten Kindern eine Bildungs- und Berufschance.
Besonderes Augenmerk schenkte Seling dem Alkoholmissbrauch, der häufig ganze Familien ins Elend stürzte. 1840 gründete er einen Mäßigkeitsverein. Dieses Engagement machte ihn weit über die Grenzen Osnabrücks bekannt. Noch heute ist er als " Nüchternheitsapostel" bekannt. Seine Abstinenzgesänge veröffentlichte er als " Rüstkammer gegen die Macht des Branntweins".
Selings soziales Sendungsbewusstsein überwand auch konfessionelle Grenzen. Seine Spinnstube öffnete er, unterstützt durch die evangelischen städtischen wie die geistlichen Behörden, für Kinder beiderlei Bekenntnisses. Seine Initiativen machten Seling zu einem auch im Magistrat hoch geachteten Gesprächspartner, dessen persönliche Vermittlung zwischen Bischof Paulus Melchers und Bürgermeister Carl Bertram Stüve angesichts der Cholera-Epidemie 1859 zur provisorischen stationären Akutversorgung der Kranken im Dechantenhaus der Johanniskirche führte. Aus dieser Initiative ist das heutige Marienhospital entstanden.
Nach seinem Tod wurde Johann Mathias Seling auf dem Johannisfriedhof beigesetzt. In Osnabrück und Melle-Gesmold wurden Straßen nach ihm benannt.

Autor:
Hermann Queckenstedt


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