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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Inhalt:
Überschrift:
Eine falsche Straßenbahn fürs Image
Zwischenüberschrift:
Krahnstraße 1906
Artikel:
Kleinbild
Originaltext:
Die Krahnstraße 1906: Ein ins Bild montierter Straßenbahnwagen zwischen Historismus Fassaden sollte Osnabrück ein großstädtisches Flair verleihen. Aus der Sammlung Helmut Riecken
Osnabrück. Bürgerstolz spricht aus der Ansichtskarte von 1906. Sie zeigt einen Straßenbahnwagen auf der Fahrt durch die Krahnstraße. Mit diesem modernen Verkehrsmittel ließ sich renommieren, man wähnte sich im Kreis der Großstädte angekommen.
Von Joachim Dierks - So ist wohl auch der handschriftliche Zusatz " (Osnabrück) wird Großstadt" oben auf der Karte zu deuten. Aber: Auf der Ansichtskarte ist alles echt, bloß die Hauptsache nicht: So ein Straßenbahnwagen hat nie Osnabrücker Gleise befahren. Straßenbahn-Experte Alfred Spühr schreibt dazu: " Ansichtskartenhersteller konnten das Eintreffen der Wagen nicht mehr abwarten. Sie retuschierten einfach einen Wagen aus irgendeiner anderen Stadt in ein Bild der Krahnstraße. Logisch, dass hierbei die Perspektive überhaupt nicht stimmt, die Schienen und der verdrehte Bügel ausgesprochen lustig wirken."
Die kleine Mogelei erklärt sich auch daraus, dass die Osnabrücker seit den 1880er-Jahren auf einen öffentlichen Personennahverkehr warteten. Spätestens mit der Eröffnung des als weit abgelegen empfundenen Hauptbahnhofs 1895 wurde der Wunsch immer dringlicher. Pläne einer Pferdebahn scheiterten, Pferdeomnibusse stellten nach kurzer Betriebszeit 1899 ihre Dienste wieder ein. Die " Elektrische" musste her! Zur Eröffnung am 31. Januar 1906 " stürmte die Bevölkerung regelrecht die Wagen", wie Spühr schreibt. Verständlich der Wunsch, dass man von dem Großereignis auch sofort Postkarten mit dem darauf abgebildeten Anlass der Feierlichkeiten verschicken wollte.
Die " echten" Osnabrücker Triebwagen hatten, genau wie der abgebildete falsche, noch keine verglasten Plattformen. Wagenführer und Fahrgäste standen im Freien. Der Wunsch nach einem Wetterschutz wurde unter anderem mit dem Argument abgelehnt, dass dann der Fahrer keine Warnrufe mehr an Passanten oder Fuhrleute ausstoßen könne. Im Übrigen würde dann das Fahrpersonal nicht mehr genügend abgehärtet, ein entsprechend höherer Krankenstand sei zu befürchten. Es dauerte bis 1913, bis eine Verglasung nachgerüstet wurde.
Auf den Ansichten ist der Verlauf der Krahnstraße von der vorne links einmündenden Hakenstraße bis etwas über die Dielingerstraße hinaus abgebildet. Diese Partie wurde sicherlich bewusst gewählt, weil hier, anders als weiter unten an der Bierstraße, keine spätmittelalterlichen Ackerbürgerhäuser mehr standen, sondern repräsentative Gründerzeitbauten.
Der Fassadenschmuck der Geschäftshäuser wirkt wie aus dem Musterbaukasten der historisierenden Neo-Stile zusammengesucht. Das Eckhaus zur Lortzingstraße, damals wie heute Sitz der Firma Prelle, trug eine auffällige neubarocke Haube. Vorne links beleuchten die markanten weißen Glaskörper den Eingang zur Schirmfabrik J. C. Zangenberg. Von alledem haben Kriegs- und Nachkriegszerstörungen fast nichts übrig gelassen. Auf dem aktuellen Vergleichsfoto sind lediglich das Willmann' sche Haus Krahnstraße 7 (heute Weinhandlung Fohs) und der hohe Weserrenaissance-Giebel des Hauses Krahnstraße 6 (früher Schuhfabrik Prenzler) im Hintergrund wiederzuerkennen.
Autor:
Joachim Dierks


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