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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Inhalt:
Überschrift:
Vom Opfertod und der Klage
Zwischenüberschrift:
Das Mahnmal im Ratsgymnasium
Artikel:
Kleinbild
Originaltext:
Zum Ausklappen: Hartmut Ranke vor dem ungewöhnlichen Mahnmal in der Aula des Ratsgymnasiums.Foto: Elvira Parton
mlb Osnabrück. Es ist ein ungewöhnlicher Ort für ein Denkmal. Und auf den ersten Blick fällt das Kunstwerk aus Kupfer, Messing, Silber und Stahl in der Aula des Ratsgymnasiums gar nicht weiter auf. Aber er hat es in sich, wie sich zeigt, als Hartmut Ranke das Triptychon-ähnliche Gebilde aufklappt.
Zunächst öffnet der langjährige Schulleiter des Ratsgymnasiums mit den beiden Griffen aus Messing zwei Türen. Dahinter erscheint eine Jesusfigur, die mit dünnen Streben aus Metall nur angedeutet ist. Sie sieht zwar so aus, als hänge sie an einem Kreuz, aber das ist nicht zu sehen.
Rechts und links von der Figur sind zwei weitere Personen angedeutet. Doch sie sollen nicht die beiden Verbrecher darstellen, die mit Jesus gekreuzigt worden waren. " Die Figur links stellt den Opfertod dar, die Figur rechts die Klage", erläutert Ranke.
Kurz darauf zeigt er auf die angedeuteten Figuren auf der Rückseite der Türen: " Das hier sind Soldaten." In Reih und Glied sind sie angebracht und lassen die Köpfe hängen. Sie sind es, denen das Denkmal gewidmet ist: den Gefallenen und Verschollenen des Zweiten Weltkriegs.
1955 hat die Vereinigung der ehemaligen Schüler des Rats das Kunstwerk gestiftet. Gearbeitet wurde es nach einer Idee von Gerhart Müller, damals Kunsterzieher am Rats. Die Werkstatt Hans Schlak hat den Gedanken umgesetzt, der die Erinnerung an die 353 Schüler und Lehrer wachhalten soll, die nicht aus dem Krieg zurückgekehrt waren.
" Wir bewahren ihren Namen auf", benennt Ranke die Idee des früheren Kunstlehrers. Dies sei ein Gegensatz zum Ehrenmal der Gefallenen des Ersten Weltkriegs, das außen an der Wand zur Aula angebracht ist. Dort müssen alle dran vorbei, ein Soldat thront wachend über den Namen.
Die Namen der Gefallenen und Verstorbenen sind in der Gedenktafel des Zweiten Weltkriegs auf Tafeln angebracht, die erst zu sehen sind, wenn die Wand des Triptychons nach oben geschoben wird. Auf den ersten Blick wirkt die Anordnung der Tafeln mit ihren Kreuzen wie ein Soldatenfriedhof. Doch an den Kreuzen lassen sich die Tafeln mit den Namen der Gefallenen und Verschollenen herausziehen.
Unterhalb von ihnen ist das Alphabet eingebracht, das bei den vier Tafeln rechts erneut beginnt. Dies zeigt: Links sind die Namen der Schüler zu finden, rechts die der Lehrer, die als Soldaten in den Krieg mussten. " In manchen Klassen waren nach dem Krieg nur noch drei Schüler", sagt Ranke. Der Name eines Lehrers wurde nachträglich abgedeckt. Ranke vermutet, dass er nach 1955 aus der Gefangenschaft zurückgekehrt ist.
Im Schulalltag spiele das Denkmal heute kaum mehr eine Rolle, sagt der Pädagoge. Aber bei Feiern, zum Beispiel anlässlich des 50. Abitur-Jubiläums, blicken ehemalige Ratsschüler heute noch in sein Inneres. Einige von ihnen finden dort die Namen ihrer Brüder oder Väter. " Aber das wird natürlich auch immer seltener", sagt Hartmut Ranke.
Autor:
mlb


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