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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Inhalt:
Überschrift:
Im Tunnel gehen bald die Lichter aus
Zwischenüberschrift:
Neumarkt: Stadtentwicklungsausschuss begräbt die Idee von einer Fahrradgarage
Artikel:
Kleinbild
Originaltext:
Abwärts in den Fahrradkeller? Von dieser Idee für den Neumarkttunnel haben sich die Stadtväter verabschiedet. Foto: Michael Hehmann
rll Osnabrück. Ende des Jahres laufen die Mietverträge für fast alle Geschäfte im Neumarkttunnel aus. Was dann geschieht, ist noch völlig offen. Die Idee, in der Passage eine Tiefgarage für Fahrräder einzurichten, hat der Stadtentwicklungsausschuss in der vergangenen Woche kurzerhand gestoppt.
Schon im März 2009 zog der Rat die Notbremse. Die Neumarkt-Passage, so lautete der Beschluss, solle möglichst mit Ablauf des Jahres 2010 einem Investor übertragen oder geschlossen werden. Ein Investor ist nach Informationen unserer Zeitung nicht in Sicht, und so werden voraussichtlich in acht Wochen die Lichter ausgehen.
Der Niedergang des Neumarkttunnels ließ sich auch durch millionenschwere Investitionen nicht aufhalten. Seit die Stadt 2001 den ebenerdigen Fußgängerüberweg freigegeben hat, fehlt den Geschäften in der unterirdischen Passage die Laufkundschaft.
Für den Neumarkttunnel ist die Osnabrücker Park stätten-Betriebsgesellschaft (OPG) zuständig, eine hundertprozentige Tochter der Stadt Osnabrück. Sie hat in den vergangenen Jahren verschiedene Optionen geprüft, um eine sinnvolle Nutzung für den entbehrlich gewordenen Fußgängertunnel zu finden. Aber keine davon bot sich auch noch auf den zweiten Blick als Lösung an.
Als Disco war der ungeliebte Keller schon im Gespräch, als Archiv für das benachbarte Landgericht und als Parkhaus. Alle diese Überlegungen wurden jedoch wegen der geringen Raumhöhe schnell verworfen. Wegen eines unterirdischen Abwasser-Dükers ließe sich der Boden nur mit überdimensionalem Aufwand absenken.
Eine verbliebene Option wollte die Stadt jetzt eigentlich genauer unter die Lupe nehmen: Die Eignung des Neumarkttunnels als Fahrradgarage. Bei vier Planungsbüros hatte der Fachbereich Städtebau bereits Angebote für eine Machbarkeitsstudie eingeholt, die sich auf eine Größenordnung von jeweils 6000 bis 8000 Euro beliefen. Der Stadtentwicklungsausschuss hätte am Donnerstag in nicht öffentlicher Sitzung nur noch sein Plazet geben müssen, und der Auftrag wäre erteilt worden. Aber so weit kam es dann doch nicht.
Im Ausschuss regten sich Zweifel, ob ein unterirdisches Fahrradparkhaus überhaupt angenommen würde. Das Parken müsste kostenlos sein, gab Franz Schürings vom Fachbereich Städtebau auf Anfrage zu bedenken, die Zugänge müssten komfortabel und freundlich gestaltet werden. Dazu komme eine Beleuchtung, die erhebliche Kosten verursachen würde. Von Radfahrern sei nun einmal bekannt, dass sie ihr Gefährt so nah wie möglich vor den Geschäften abstellen wollten, meinte Schürings. Wegen des hohen Aufwands und der fraglichen Akzeptanz habe sich der Ausschuss von der Überlegung verabschiedet.
Auf dem Tisch liegt nun der Vorschlag, den unterirdischen Hohlraum dauerhaft zu verfüllen. Doch dafür müssten nach einer Kalkulation der Tiefbauer 5, 5 Millionen Euro aufgewendet werden. Das hängt auch damit zusammen, dass der große Düker im Untergrund erreichbar bleiben muss.
Vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage, ob die Stadt den Tunnel nicht einfach mit schweren Stahltüren verschließen und sich selbst überlassen könnte.
So einfach sei das nicht, sagen die Fachleute, denn auch dann müsse der Hohlraum regelmäßig kontrolliert und unterhalten werden. Eindringendes Oberflächenwasser hatte schon in der Vergangenheit immer wieder aufwendige Sanierungsarbeiten notwendig gemacht. Wenn die Abdichtung vernachlässigt werde, könnten aus kleinen Bauschäden große werden. Am Ende sei sogar die Statik in Gefahr.
Und was nun? Fachbereichsleiter Schürings lässt durchblicken, dass die Stadt die Suche nach einer neuen Nutzung doch noch nicht ganz aufgegeben hat. Einzelheiten wolle er zum gegenwärtigen Zeitpunkt aber nicht nennen.

Kommentar
Der Tunnel, das Millionengrab
Von Rainer Lahmann-Lammert - Einfach zuschütten? Das schien bislang das letzte Mittel für das Millionengrab unter dem Neumarkt zu sein. Natürlich wäre das eine Vernichtung von städtischem Vermögen, aber die Aussicht, dass eine Weiternutzung noch mehr Geld verschlingen würde, rückte diese Betonvariante bislang in ein akzeptables Licht. Jetzt erfahren wir, dass selbst das Verfüllen unglaubliche 5, 5 Millionen Euro kosten würde. Wer soll das bezahlen?
Seit Jahren denken die Planer über eine sinnvolle Nutzung nach. Aber jeder Vorschlag hat seine Tücken. Und die Fahrradgarage wäre ein tot geborenes Kind. Es ist richtig, dass die Politik die Machbarkeitsstudie gestoppt hat, denn nur die wenigsten Radler würden ein unterirdisches Parkhaus am Neumarkt nutzen.
Jetzt also doch zuschütten? Wahrscheinlich führt kein Weg daran vorbei.

Autor:
rll


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