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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Inhalt:
Überschrift:
Turner landeten im Sägemehl
Zwischenüberschrift:
Jahnstraße 41: früher OTV-Halle, heute Uni-Sportzentrum
Artikel:
Kleinbild
Originaltext:
Osnabrück. Unsere historische Aufnahme zeigt einen stattlichen Gebäudekomplex, der zwei Weltkriege nahezu unbeschadet überstanden hatte und trotzdem von der Bildfläche verschwunden ist. Klubhaus und Halle des Osnabrücker Turnvereins (OTV) aus dem Jahr 1913 wurden 1966 abgerissen, um dem Neubau des Hochschulsportzentrums Platz zu machen.
Von Joachim Dierks - Nicht nur die OTV-Gebäude wurden niedergelegt, auch der Verein existiert nicht mehr. Die beiden ältesten Osnabrücker Turnvereine, der OTV von 1861 und der noch zwölf Jahre ältere MTV, schlossen sich 1969 zum Osnabrücker Sportclub (OSC) zusammen. Das war für die Osnabrücker Öffentlichkeit damals eine ziemliche Überraschung. Galt doch der MTV mehr als der Verein der Arbeiter, während im OTV bürgerliche Kreise den Ton angaben. Trotzdem hatten beide Vereine stets eine gute Zusammenarbeit gepflegt. Zu ersten Fusionsgesprächen war es bereits in den 1880er-Jahren gekommen, damals aber ohne Ergebnis.
Erst als das Land Niedersachsen sich für das Gelände an der Jahnstraße interessierte, um für die Pädagogische Hochschule und die in Vorplanungen befindliche Universität Sportstätten zu bauen, ergriff der OTV-Vorstand die Gelegenheit beim Schopf und traf weitreichende Entscheidungen. Man trennte sich von der in die Jahre gekommenen Immobilie an der Jahnstraße und baute ein neues Sportzentrum " auf Zuwachs" an der Hiärm-Grupe-Straße. 1965 wurde der erste Bauabschnitt eingeweiht. Der MTV hatte zu der Zeit keine eigenen Übungsstätten. Der Zeitpunkt für eine Fusion der Vereine war gekommen. Von dem Zusammengehen versprach man sich große Synergieeffekte, auch wenn den Begriff damals noch keiner benutzte. Die Erwartungen wurden erfüllt, der OSC gilt heute als größter Osnabrücker Sportverein mit 8000 Mitgliedern als sehr gut aufgestellt.
Von den OSC-Verantwortlichen weint heute keiner mehr der alten OTV-Halle eine Träne nach. Der langjährige Vorsitzende Günter Wienhold: " Das sah ja zwar alles recht stattlich aus, war aber auch 1965 schon in keiner Weise mehr zeitgemäß."
Das repräsentative Klubhaus, 1913 unter Federführung des Seifenfabrikanten Fritz Frömbling erbaut, wollte mehr sein als nur die Geschäftsstelle eines Vereins. Die frisch-fromm-fröhlich-freien Ideen eines Turnvaters Jahn, auch auf Befreiung und Einigung Deutschlands gerichtet, schlugen sich in einem nationalkonservativen Geltungsanspruch nieder, der durch die raumhohen Fenster im Obergeschoss blickt. Dahinter war der " große Versammlungs- und Festraum", wie es in der Jubiläumsschrift von 1961 heißt, während im Erdgeschoss die " behaglichen Vereinszimmer, die Heizungsanlage und die warmen und kalten Duschen" untergebracht waren. Unter dem Dach wohnten Hausmeister Fischer und Sportlehrer Hartmann, wie OTV-Urgestein Heinz Herrmann Baldin noch weiß.
Der frühere SPD-Ratsherr Kurt Oelgeschläger spielte in der tonnengewölbten Turnhalle ohne festen Boden Tischtennis. Bei Turnieren waren bis zu zehn Platten darin aufgebaut. Oelgeschläger erinnert sich noch gut an das Hallenboden-Gemisch aus Sägemehl, Sand und Salz, das durch die Bewegungen aufgewirbelt wurde, sich auf den Platten niedersetzte und die Bälle zum Verspringen brachte. Baldin war Turner, aber nach den Übungsstunden wurde auch gerne noch Handball gespielt. Das sah dann so aus: " Das Sägemehl verklebte sich mit dem Körperschweiß. Wir liefen herum wie panierte Koteletts."
Der neue OSC und die Jahnstraße sind auch heute noch miteinander verknüpft. Das Sportzentrum der Uni und der Verein bieten einige Randsportarten wie etwa das " Theaterfechten" gemeinschaftlich an.

Autor:
Joachim Dierks


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