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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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aus Zeitung:
Inhalt:
Überschrift:
Grün darf sie nicht sein
Zwischenüberschrift:
Versuchsbetrieb der FH erntet in Rulle rote, blaue und gelbe Kartoffeln
Artikel:
Kleinbild
Originaltext:
Wallenhorst. Der große Regen spülte tiefe Rinnen in das Feld am Ruller Brunnenweg. Das Wasser brach die Dämme des Feldes und schwemmte Erde fort. Viele Kartoffeln liegen frei. Das ist schlecht. Die Knollen werden grün. " Die schmecken dann nicht mehr, lassen sich also nicht vermarkten", sagt Hubertus Wallenhorst, Leiter des landwirtschaftlichen Versuchsbetriebs Waldhof der Fachhochschule Osnabrück. Jeder weitere Regenschauer setzt den Feldfrüchten weiter zu. Die Zeit drängt.

Von Christoph Granieczny - Die frisch aufgebrochene Ackerkrume verströmt einen erdigen Geruch. Zwei Runden hat die Erntemaschine auf dem Versuchsfeld zurückgelegt. Wallenhorst springt von der Maschine: " Bisher läuft? s gut."
Auf 1, 5 Hektar baut der Versuchshof in Rulle Kartoffeln an. " Wir testen hier, welche Sorten für den ökologischen Anbau geeignet sind", sagt Landwirtschaftsmeister Wallenhorst. Dabei ist der Standort gar nicht mal optimal, der Boden enthält viel Lehm, Kartoffeln bevorzugen feine, sandige Flächen..
Die Hauptvermarktungssorte des Versuchshofs heißt Dita. Die festkochende Kartoffel wird auch am Waldhof in Lechtingen verkauft. Doch der marktwirtschaftliche Aspekt tritt heute hinter dem wissenschaftlichen Gedanken zurück. Mit fünf Mann und zwei Frauen ist die Erntemaschine besetzt. Bei optimalen Verhältnissen steht eine Person auf dem Kartoffelroder. " Das zeigt, wie schwierig die Bedingungen hier sind", erklärt Wallenhorst.
Für die Knolle war es kein gutes Jahr. " Erst hat uns die lange Trockenheit zu schaffen gemacht, dann kam der Regen", sagt Wallenhorst. Das Wasser kam von oben. Das Feld hat Hanglage. Nur noch ein Hauch Erde liegt deshalb über den Kartoffeln. 25 Tonnen sortierte Erdäpfel pro Hektar sind das Ziel, das sich die Waldhof-Mitarbeiter setzen. Wallenhorst rechnet dieses Jahr mit 15 Tonnen - sortiert.
Die Erntemaschine hat das Feld in der Mitte angeschnitten, arbeitet sich Reihe für Reihe vor. Am oberen Ende des Ackers liegen ein paar Dämme, auf denen noch Pflanzen stehen. Dort wächst die späte Jelly, eine Sorte, die der Waldhof erst in ein paar Wochen erntet. Dazu müssen zunächst die Stängel abgeschlagen werden. Die Schale erhält so das Signal, fest zu werden.
Agraringenieurin Bianka Hüsing steht auch auf dem Roder, hilft bei der Ernte der gelben Sorten. Doch ihr Forschungsprojekt sind die blauen Kartoffeln, die die Waldhofmitarbeiter ebenfalls in Rulle angepflanzt haben. " Die gehen kaum in die Vermarktung, sondern ins Labor", sagt Wallenhorst. " Dort wird der gesundheitliche Zusatznutzen untersucht", erklärt Binaka Hüsing. Anthocyane sind nicht nur für die markante Blaufärbung verantwortlich, sondern gelten überdies als Radikalenfänger und sollen das Krebsrisiko mindern. " Dieser Farbstoff ist auch in Rotwein vorhanden", sagt die Wissenschaftlerin.
Wallenhorst bricht eine blaue Kartoffel auf. Das Fruchtfleisch ist blau mit einem tiefen Stich lila. Es sind alte Sorten, die weder gentechnisch noch arg züchterisch manipuliert sind. Das Auge reagiert irritiert, eine Kartoffel hat gefälligst gelb zu sein. Viele Liebhaber hat diese Feldfrucht in Deutschland auch noch nicht gefunden. " Die Leute kaufen mal ein Kilo", sagt Hüsing. " Sie schmecken erdiger, finde ich." Die Agraringenieurin empfiehlt, sie als Pellkartoffeln zuzubereiten. Die blauen Sorten sind nicht die einzige Besonderheit, die in der Ruller Erde wächst, in einer Reihe wachsen rote Kartoffeln.
Auf den Geschmack gekommen? Am Samstag, 2. Oktober, feiert der Waldhofin Lechtingen sein Kartoffelfest.

Herkunft der Kartoffel
Bis zur Entdeckung Amerikas waren Kartoffeln in Europa unbekannt. Die Indianer Südamerikas bauten Kartoffeln wohl schon vor 6000 Jahren in einer Höhe von 3000 Metern in den Anden an.
Der Siegeszug der Kartoffel in Deutschland begann holprig. Erst als Friedrich der Große die Knolle als Grundnahrungsmittel für seine Soldaten und die arme Bevölkerung entdeckte, stieg der Appetit. Das Volk sträubte sich zwar zunächst, doch Friedrich setzte unter Androhung hoher Strafen den großflächigen Kartoffelanbau in Schlesien und Pommern durch.
In den Anden ist es immer noch üblich, dass ein Bauer auf seinem Feld bis zu 15 verschiedene Kartoffeln anbaut - rote, blaue und gelbe Sorten.

Autor:
Christoph Granieczny


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