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1.
Erscheinungsdatum:
31.08.2010
aus Zeitung:
Neue Osnabrücker Zeitung/ Neue OZ
Inhalt:
"
Chefmeteorologe"
der
Munich
Re
über
Klimawandel,
Unwetterschäden
und
das
Risikopotential
für
die
Region.
Überschrift:
"Wettermaschine schaltet einen Gang höher"
Zwischenüberschrift:
Überschwemmungen für Diplom-Meteorologen der Münchener Rück keine Überraschung
Artikel:
Originaltext:
Von
Waltraud
Messmann
-
München.
Als
Leiter
des
Bereichs
Geo-
Risiko-
Forschung
der
Munich
Re
hat
der
Diplommeteorologe
Prof.
Peter
Höppe
fast
täglich
mit
Katastrophen
in
aller
Welt
zu
tun.
Für
das
Münchner
Rückversicherungsunternehmen
analysiert
er
systematisch
Naturgefahren
und
die
Schäden,
die
sie
verursachen.
Die
schweren
Überschwemmungen
in
unserer
Region
kommen
für
den
Fachmann
nicht
überraschend.
Denn
die
Zahl
schadenrelevanter
Überschwemmungsereignisse
hat
sich
seinen
Angaben
nach
global
seit
1980
mehr
als
verdreifacht.
Und
auch
in
Deutschland
gebe
es
einen
klaren
Trend
zu
immer
mehr
Wetterlagen,
die
Starkniederschläge
begünstigen,
so
der
Professor.
Besonders
gefährdet
seien
aber
die
Abflussgebiete
der
Alpen
und
der
Mittelgebiete.
Munich
Re
analysiert
seit
mehr
als
35
Jahren
Naturgefahren
und
die
Schäden,
die
sie
verursachen.
Dazu
haben
Sie
die
umfangreichste
Datenbank
der
Welt
über
Naturkatastrophen
aufgebaut.
Sie
dokumentiert
derzeit
28
000
Ereignisse.
Welche
Schlüsse
ziehen
Sie
aus
den
gespeicherten
Daten
?
Aus
unserer
Datenbank
erkennen
wir
eindeutig,
dass
die
Anzahl
der
jährlichen
wetterbedingten
Naturkatastrophen
stark
zunimmt
und
ebenso
die
Höhe
der
volkswirtschaftlichen
wie
der
versicherten
Schäden.
So
hat
sich
zum
Beispiel
die
Zahl
schadenrelevanter
Überschwemmungsereignisse
global
seit
1980
mehr
als
verdreifacht.
Auch
die
Zahl
von
durch
Stürme
verursachten
Schadenereignisse
hat
sich
mehr
als
verdoppelt.
Welche
Rolle
spielt
dabei
der
Klimawandel?
Der
Trend
zu
immer
mehr
und
vor
allem
zu
immer
teureren
Schadenereignissen
liegt
sicher
zum
großen
Teil
an
der
sozioökonomischen
Entwicklung:
Die
Bevölkerung
wächst
in
vielen
Ländern,
immer
mehr
Menschen
leben
in
Risikogebieten,
zudem
sind
die
betroffenen
Sachwerte
heute
höher
als
früher.
Außerdem
hat
sich
die
Informationslage
über
Ereignisse
in
abgelegenen
Gebieten
verbessert.
Es
spricht
aber
viel
dafür,
dass
die
weit
stärkeren
Anstiege
bei
den
jährlichen
Anzahlen
wetterabhängiger
Ereignisse
im
Vergleich
zu
den
geophysikalischen
Ereignissen
wie
Erdbeben
oder
Vulkanausbrüchen
auch
mit
dem
Klimawandel
zu
tun
haben.
Lägen
beiden
Trends
ausschließlich
soziodemografische
Ursachen
zugrunde,
müssten
die
Anstiegsmuster
für
wetterbedingte
und
geophysikalische
Ereignisse
näher
beieinanderliegen.
Wie
stehen
Sie
zu
der
Diskussion,
dass
der
Klimawandel
menschenverursacht
ist?
Der
heutige
Kenntnisstand,
dokumentiert
im
4.
Sachstandsbericht
des
Weltklimarats,
ist,
dass
mit
sehr
großer
Wahrscheinlichkeit
der
Klimawandel
der
letzten
Jahrzehnte
durch
den
Menschen
verursacht
ist.
Es
gibt
zwar
keine
Gewissheit
darüber,
dass
die
gegenwärtige
Häufung
von
Wetterextremen
vom
Klimawandel
verursacht
oder
einzelne
Ereignisse
durch
ihn
intensiviert
werden,
aber
dennoch
lassen
viele
Indizien
auf
einen
Beitrag
des
Klimawandels
schließen.
So
ist
z.
B.
das
Jahr
2010
bisher
das
wärmste
seit
Beginn
der
Temperaturaufzeichnungen
vor
ca.
130
Jahren.
Im
Raum
Osnabrück,
im
Kreis
Steinfurt
und
in
weiteren
Regionen
Nordrhein-
Westfalens
hat
es
am
Wochenende
erhebliche
Überschwemmungen
gegeben.
Außerdem
richteten
örtlich
begrenzt
auch
Windhosen
Schäden
an.
Hat
Sie
das
überrascht?
Nein.
Infolge
der
Erwärmung
der
Weltmeere
um
etwa
ein
halbes
Grad
in
den
letzten
30
Jahren
vergrößert
sich
die
Verdunstung.
Die
ebenso
gestiegenen
Lufttemperaturen
führen
dazu,
dass
die
wärmere
Luft
auch
mehr
Wasserdampf
aufnehmen
und
zu
den
Kontinenten
transportieren
kann,
wo
sie
dann
oft
schlagartig
abregnen.
Auch
haben
wir
einen
klaren
Trend
in
Deutschland
zu
immer
mehr
Wetterlagen,
die
Starkniederschläge
begünstigen,
die
wiederum
zu
Überschwemmungen
führen
können.
Betroffen
davon
sind
nicht
nur
Menschen,
die
an
Flüssen
leben,
immer
häufiger
kommt
es
zu
Starkregen
und
Sturzfluten
weitab
von
traditionellen
Überschwemmungsgebieten.
Das
kann
jeden
treffen.
Tornados,
also
Windhosen,
haben
wir
in
Deutschland
in
jedem
Jahr
ca.
30
bis
40,
bis
jetzt
sind
es
in
2010
20
bestätigte
Tornados.
Müssen
die
Menschen
in
dieser
Region
in
Zukunft
häufiger
mit
solchen
Extremwetterlagen
rechnen?
Ich
sehe
für
diese
Region
kein
besonderes
Risiko
außer
dem
allgemeinen
Trend
hin
zu
mehr
Wetterextremen.
Anders
sieht
es
etwa
für
die
Abflussgebiete
der
Alpen
und
der
Mittelgebiete
aus.
Wir
sehen
dort
eine
Zunahme
der
sogenannten
Vb-
Wetterlagen:
Das
sind
Tiefs,
die
vom
Mittelmeer
her
kommen,
östlich
an
den
Alpen
vorbeiziehen
und
sich
dann
an
der
Nordseite
der
Alpen
oder
der
Mittelgebirge,
etwa
dem
Erzgebirge,
stauen.
Eine
solche
Wetterlage
hatten
wir
zuletzt
bei
den
Überschwemmungen
an
der
Neiße,
aber
auch
beim
Hochwasser
im
August
2002,
der
bislang
teuersten
Naturkatastrophe
in
Deutschland.
Besteht
ein
Zusammenhang
mit
dem
extrem
heißen
Sommer?
Nein,
man
kann
nicht
sagen,
weil
es
in
Russland
so
heiß
war,
fällt
hier
jetzt
so
viel
Regen.
Das
sind,
zunächst
jedes
für
sich,
einzelne
extreme
Wetterereignisse,
die
zeitlich
zusammenfallen.
Dennoch
gibt
es
einen
Zusammenhang
zwischen
großräumigen
Verteilungen
von
Hochs
und
Tiefs.
Oftmals
haben
wir
es
im
westlichen
Europa
eher
mit
Tiefs
zu
tun,
wenn
sich
in
Russland
ein
Hochdruckgebiet
aufbaut,
und
umgekehrt.
Wie
ordnen
Sie
diese
Wetterlage
in
die
weltweite
Entwicklung
ein?
Unsere
Naturkatastrophenstatistiken,
gestützt
durch
nachweisbare
Veränderungen
bei
den
rein
meteorologischen
Daten,
lassen
klar
einen
Trend
zu
immer
mehr
Extremwetterereignissen
erkennen,
der
nur
durch
den
Klimawandel
komplett
erklärbar
ist.
Für
viele
Wetterextreme
bzw.
Regionen
ist
die
Datenlage
für
solche
Nachweise
noch
nicht
ausreichend.
Doch
es
gibt
erste
Hinweise,
dass
zum
Beispiel
Ereignisse,
die
mit
starken
Gewittern
assoziiert
sind,
wie
Unwetter,
Hagel,
Wolkenbrüche,
etwa
in
den
USAöstlich
der
Rockies,
in
Südwestdeutschland
und
in
der
Schweiz
zugenommen
haben.
Zunahmen
werden
auch
beobachtet
bei
der
Intensität
der
stärksten
tropischen
Wirbelstürme
in
vielen
Ozeanbecken,
Starkniederschlagsereignissen
und
Überschwemmungen
in
diversen
Regionen
sowie
Hitze-
und
Dürre
episoden
etwa
im
mediterranen
Raum,
im
südwestlichen
Nordamerika,
in
Südwest-
und
Südostaustralien
sowie
im
südlichen
Afrika.
Durch
den
Klimawandel
haben
sich
bereits
die
Meeresoberflächentemperaturen
erhöht,
was
zu
erhöhter
Verdunstung
und
damit
zu
einem
größeren
Energieeintrag
in
die
Atmosphäre
führt
-
die
Wettermaschine
schaltet
quasi
einen
Gang
höher.
Die
sich
abzeichnenden
Muster
der
Veränderungen
passen
gut
zu
den
aus
Klimamodellen
abzuleitenden
Erwartungen.
Welche
Konsequenzen
sollten
Städte
und
Gemeinden
ziehen?
Wir
werden
uns
anpassen
müssen,
also
etwa
Deiche
erhöhen,
Flüssen
mehr
Raum
geben
und
in
Einzelfällen
sogar
aus
extremen
Risikogebieten
absiedeln.
In
Frankreich
hat
man
nach
der
großen
Hitzewelle
von
2003
spezielle
Notpläne
entwickelt,
um
etwa
alten
Menschen
den
Aufenthalt
in
klimatisierten
Gebäuden
zu
ermöglichen.
Auch
in
Deutschland
gibt
es
bereits
Hitzewarnsysteme.
Solche
Anpassungsmaßnahmen
fallen
sicher
den
reichen
Industrieländern
leichter
als
den
Entwicklungsländern.
Von
den
knapp
eine
Million
Menschen,
die
seit
1980
bei
Wetterkatastrophen
weltweit
ums
Leben
kamen,
entfallen
90
Prozent
auf
Entwicklungs-
oder
Schwellenländer.
Welche
Konsequenzen
sollte
der
Verbraucher
ziehen?
Der
Klimawandel
wird
uns
als
Gesellschaft
das
ganze
Jahrhundert
be
schäftigen.
Wir
in
den
Industrieländern
müssen
konsequent
umsteuern
von
fossilen
Energien
auf
erneuerbare,
und
das
geht
jeden
an.
Bei
der
Mobilität
wird
der
Trend
zu
Elektrofahrzeugen
gehen,
deren
Energie
von
Sonne
oder
Wind
kommt.
Natürlich
sollte
man
sich
gegen
Elementarschäden
versichern
-
nur
etwa
10
Prozent
der
Häuser
in
Deutschland
sind
heute
gegen
Überflutung
versichert.
Daher
lag
bei
der
großen
Flut
2002
der
gesamtwirtschaftliche
Schaden
in
Deutschland
zwar
bei
11,
6
Milliarden
Euro,
aber
versichert
waren
davon
nur
circa
1,
8
Milliarden.
Welche
Konsequenzen
hat
diese
Entwicklung
für
Sie
als
Rückversicherer?
Der
Klimawandel
ist
ein
Änderungsrisiko
für
Munich
Re,
aber
er
eignet
sich
aus
Versicherungssicht
nicht
zu
Panikmache.
Zwar
erwarten
wir
deutliche
Effekte
auf
der
Schadensseite
in
den
nächsten
Jahrzehnten.
Doch
der
Klimawandel
wird
die
Änderungen
langsam
mit
sich
bringen,
sodass
wir
in
ihm
ein
gut
kalkulierbares
Risiko
sehen,
das
mit
zunehmend
besserer
Datenlage
in
die
Schadensmodelle
und
in
die
Prämien
einfließen
wird.
Werden
Sie
Ihre
Tarife
erhöhen
müssen?
Die
erhöhten
Hurrikanrisiken
in
den
USA
haben
bereits
dort
zu
Tariferhöhungen
geführt.
Langfristig
müssen
immer
dann
die
Prämien
erhöht
werden,
wenn
wir
klare
Indikatoren
dafür
haben,
dass
sich
die
Gefährdung
bezüglich
einer
Naturgefahr
in
einer
Region
nachhaltig
erhöht
hat.
Autor:
Waltraud Messmann