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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Inhalt:
Überschrift:
Bloß weg mit dem feuchten Sperrmüll
Zwischenüberschrift:
Nach der großen Flut beginnt das große Aufräumen - Ortstermine im Überschwemmungsgebiet
Artikel:
Kleinbild
Originaltext:
Osnabrück/ Georgsmarienhütte. Das Lächeln scheint nicht wirklich zum müden Blick der Augen zu passen. Das Tief Cathleen″ hat auch in den Gesichtern der Helfer und der Betroffenen Spuren hinterlassen. Es nützt ja nichts, es geht weiter″, lautet das Motto vielerorts. Wir haben das Lachen nicht verlernt″, sagt die Helleranerin Silke Crowe, wir geben nicht auf - nicht in diesem Leben.″
Von Mirko Nordmann - Am Tag nach der Regenkatastrophe beginnen in den überfluteten Häusern die Aufräumarbeiten. Für viele Bürger ist das ganze Ausmaß der Überschwemmung erst jetzt zu erkennen. Die Einsatzkräfte pumpen unermüdlich die letzten Kellerräume leer, und an der Mindener Straße wird gegen Mittag der Strom wieder eingeschaltet.
Hellern, Große Schulstraße: Im südlichen Bereich der Großen Schulstraße reiht sich Müllberg an Müllberg. Meterhoch türmen sich Schränke, Matratzen, Geschirr, Kisten und Kartons. Fast alles, was in den Hauskellern untergebracht war, ist nicht mehr zu gebrauchen. Viele Helleraner schleppen nicht nur verdrecktes und durchnässtes Inventar auf den Müll, sondern oft auch ein Stück ihrer Lebensgeschichte. Ilona Behrenfeld ist skeptisch, ob sie die durchnässten Hochzeitsfotos noch retten kann. Die Spuren an den Kellerwänden mag man mit ein paar Eimern Farbe verschwinden lassen können. Viele lieb gewonnene Erinnerungsstücke sind jedoch unwiederbringlich zerstört.
Es lag alles kreuz und quer″, berichtet Volker Eckhard, der seiner Freundin Silke Kuchemüller schon am Donnerstagabend zur Hilfe geeilt war. Es war Chaos pur″, ergänzt Ulrike von Horsten. Wie berichtet, stand das Wasser im Haus mit der Nummer 20 mehr als anderthalb Meter hoch im Keller. Erst am Samstagmorgen wurde das Wasser von den THW-Helfern aus dem Emsland abgepumpt. Zwischenzeitlich waren die Einsatzkräfte zur Unterstützung zum Umspannwerk nach Lüstringen gerufen worden. Dort wurde die Hilfe dringender benötigt. Erst danach ging das Aufräumen weiter.
Der Strom wurde gegen 15 Uhr wieder angestellt. Bis dahin versorgten die Nachbarn, die bereits wieder Strom hatten, die Flut-Geschädigten. Sie brachten heißen Kaffee oder versuchten mit Kabeltrommeln und Verlängerungskabeln den Strom zu überbrücken.„Alle waren sehr hilfsbereit″, sagt von Horsten. Und Silke Crowe fügt hinzu: Man sagt immer, die sozialen Kontakte verkümmern, aber die Leute hier haben so toll zusammengehalten.″
Oesede, Eisenbahnstraße: Auch hier stapelt sich der feuchte Unrat. Der Düteschlamm hat in der Garage der Familie Korte seine Spuren auf Blumenvasen, Diafilm-Streifen und Möbeln hinterlassen. Draußen im Garten liegt das Schlauchboot, mit der Suna Korte und Marius Unland noch nachts die Kaninchen aus dem Gehege gerettet hatten. Nasser Papiermüll zeigt in der Gartenhecke den Wasserhöchststand an. Auch an der Garage weist ein brauner Schlammstreifen darauf hin, wie hart die Bewohner der Eisenbahnstraße von der Überschwemmung getroffen worden sind. Schon nachts haben wir versucht zu retten, was zu retten ist″, berichtet Martina Breer-Korte. Doch schnell kam die Erkenntnis, dass man mit Eimern und Pumpen gegen das eindringende Wasser machtlos ist.
Auf der anderen Seite der Düte sind Eltern und Mitarbeiter des Oeseder Marien-Kindergartens dabei, das zerstörte Mobiliar nach draußen zu tragen. Der Großteil des Inventars ist nicht mehr zu gebrauchen. Die Mauern stehen noch″, sagt Rendantin Kirsten Riedmann. Beide Gebäude des Kindergartens standen bis zu 70 Zentimeter unter Wasser. Auch hier ziehen alle an einem Strang und packen mit an. Kindergartenleiterin Annette Witte ist dankbar für die Unterstützung der Eltern und besonders für die Hilfe von Kirsten Riedmann und der Pastoral-Assistentin Nina Heskamp. So stehe ich nicht allein vor dem Ganzen″, sagt Witte erleichtert. Einige Monate wird es sicher dauern, bis die 143 Jungen und Mädchen wieder in ihrem Kindergarten toben können. Bis Mittwoch ist eine Notversorgung in der Dröperschule eingerichtet. Ab Donnerstag werden die Gruppen auf die Landvolkhochschule, die Michaelisschule und Dröperschule sowie die Grundschule Harderberg verteilt.
Schinkel, Mindener Straße: An Aufräumen ist bei Ingrid Eberhard auch am Sonntagmittag nicht zu denken. Sie wohnt an der Mindener Straße neben der Shell-Tankstelle, dort steht das Wasser noch auf der Straße. Es ist wie auf einer Insel″, berichtet sie per Handy und macht ihrem Unmut über die Einsatzkräfte Luft: Wir fühlen uns total alleingelassen. Uns hat keiner geholfen.″ Schon Freitagmorgen habe sie bei der Feuerwehr nach einem Notstromaggregat gefragt. Das organisierte letztlich ein Bekannter aus Georgsmarienhütte. Reinhold Hantusch versorgt die Eberhards mit Stromaggregat und Benzin. Alles wird mit dem Radlader herangekarrt. Die Nachbarskinder bringen Lebensmittel mit einem Schlauchboot. Grillen können wir ja″, berichtet Ingrid Eberhard. Viel mehr geht jedoch nach mehr als 48 Stunden nicht. Das Aggregat wird nur zum Kaffee-kochen angestellt. Für Licht sorgen Kerzen und Tee lichter. Erst am Sonntagmittag fließt wieder Strom. Jetzt können wir wieder aufatmen″, sagt sie erleichtert.
Lüstringen, Umspannwerk: Leichter Optimismus macht sich auch einige Kilometer weiter östlich am Umspannwerk in Lüstringen am Samstagmittag breit. Nach Stunden bangen Wartens sinkt der Wasserspiegel der Hase. Die Einsatzkräfte von der Feuerwehr Pewsum (Landkreis Aurich) in Ostfriesland sind dort mit großen Pumpen dabei, das RWE-Betriebsgelände am Heideweg vor der Überschwemmung zu bewahren. Ein Wirrwarr dicker Schläuche liegt überall auf der Straße. Einige Helfer werden sogar selbst vom Wasserüberrascht, nachdem sie ihre Feldbetten in den Betriebshallen aufgestellt hatten. Die Helfer ziehen mit Sack und Pack unter die Autobahnbrücke um.
Innenstadt, Konrad-Adenauer-Ring: Experten von Feuerwehr, Servicebetrieben und dem Unterhaltungsverband Hase-Bever zerbrechen sich den Kopf darüber, wie sie eine umgestürzte Pappel aus der Hase am Konrad-Adenauer-Ring bergen können. Am Samstagmorgen ist der Baum gekippt, weil das flache Wurzelwerk unterspült worden war. Weil die 25 Meter hohe Pappel parallel zur Brücke gestürzt war, wurde zum Glück niemand verletzt. Aus Sicherheitsgründen muss ein weiterer Baum gefällt werden. Fast fünf Stunden dauert die Fällaktion. Wir können den Baum ja nicht in der Hase durchsägen″, erklärt Jochen Mechelhoff vom Unterhaltungs verband. Schließlich wirdder schwere Stamm, derden Wasserabfluss der Hase behindert, mit einer Seil winde aus den Fluten gezogen.

Autor:
Mirko Nordmann


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