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1.
Erscheinungsdatum:
14.08.2010
aus Zeitung:
Neue Osnabrücker Zeitung/ Neue OZ
Inhalt:
Oberbürgermeister
entzündet
Kohlenmeiler
beim
Köhlerfest
zum
450.
Jubiläum
der
Heger
Laischaft.
Überschrift:
"Der Meiler schläft nicht"
Zwischenüberschrift:
450 Jahre Heger Laischaft - Köhlerfest für Interessenten, Nauberslüe un tolopen Volk
Artikel:
Originaltext:
Osnabrück.
"
Gut
Brand"
statt
"
Olle
use"
:
Gestern
entzündete
der
Köhler
Herbert
Nowak
mit
Oberbürgermeister
Boris
Pistorius
einen
Kohlenmeiler
im
Heger
Holz.
Anlass
ist
das
450.
Jubiläum
der
Heger
Laischaft,
das
zehn
Tage
lang
gefeiert
wird,
bis
die
Buchenstämme
im
Inneren
des
Meilers
zu
Holzkohle
geworden
sind.
Zum
Fest
unter
Eichen
und
Buchen
eingeladen
sind
Interessenten,
Nauberslüe
un
tolopen
Volk.
-
Nervös?
"
Nein"
,
sagt
Herbert
Nowak.
Aber
kribbelig
sei
ihm
schon
zumute.
"
Sonst
wäre
mir
das
alles
hier
ja
gleichgültig."
Der
Mann
mit
dem
schwarzen
Hut
nickt
in
Richtung
Meiler
und
blickt
dann
auf
die
mehreren
Hundert
Gäste.
Und
von
Gleichgültigkeit
kann
wahrlich
keine
Rede
sein
bei
dem
Einsatz,
den
er
und
seine
drei
Mitstreiter
seit
Montag
an
den
Tag
legen.
Wie
ein
überdimensionaler
Maulwurfshügel
sieht
der
Meiler
aus.
Fast
drei
Meter
hoch,
verbirgt
er
jedoch
kein
unterirdisches
Wegenetz,
sondern
fein
säuberlich
aufgeschichtete
Buchenscheite.
20
Raummeter
sind
es,
um
genau
zu
sein.
Darüber
liegt
eine
Schicht
Gras,
eine
Decke
aus
Erde
schließt
das
Gebilde
ab.
Hier
drin
soll
das
Holz
in
den
kommenden
zehn
Tagen
zu
Kohle
verglimmen.
Der
Hügel
wird
um
zwei
Drittel
Höhe
verlieren,
das
Holz
um
vier
Fünftel
Gewicht
schrumpfen.
So
entsteht
hochwertige
Holzkohle,
wie
alle
Beteiligten
nicht
müde
werden
zu
betonen.
"
Biokohle"
,
setzt
Heinz
Sprengel,
der
Präsident
der
Europäischen
Köhlervereinigung,
noch
eins
drauf.
Holzkohle
sei
ohnehin
ein
umweltfreundlicher
Energieträger.
"
Sie
enthält
keinen
Schwefel"
,
sagt
Sprengel.
Und
so,
wie
sie
im
Heger
Holz
produziert
werde,
sei
sie
an
Qualität
nicht
zu
überbieten.
"
Das
liegt
an
der
Zeit,
die
sie
im
Meiler
hat"
,
erklärt
Herbert
Nowak.
Ein
schnelles
Verschwelen
wie
bei
industriell
hergestellter
Holzkohle
sei
nicht
gut,
der
Sauerstoffgehalt
in
der
Kohle
sei
dann
wesentlich
geringer,
der
Energieumsatz
schlechter.
Seltenes
Handwerk
Es
sind
auch
solche
Informationen,
die
die
Köhler
aus
Leidenschaft
vermitteln
wollen.
Es
ist
ein
Handwerk,
das
nahezu
ausgestorben
ist.
Aber:
"
Holzkohle
hat
den
Fortschritt
erst
ermöglicht"
,
betont
Sprengel
und
zählt
ihren
Nutzen
auf,
der
eben
nicht
nur
im
Schmelzen
von
Eisenerz
liege:
"
Fleisch
wurde
mit
Holzkohle
haltbar
gemacht"
,
berichtet
der
studierte
Lehrer
von
einer
Zeit,
als
an
Kühlschränke
noch
nicht
einmal
zu
denken
war.
Schmieden
war
ohne
Holzkohle
nicht
möglich.
Mit
ihrer
Hilfe
wurde
Schwarzpulver
hergestellt.
In
der
Medizin
spielte
sie
wegen
ihrer
Sterilität
eine
Rolle,
nicht
zu
vergessen
die
beruhigende
Wirkung
der
Holzkohletabletten
auf
einen
nervösen
Darm.
Die
ersten
Bügeleisen
plätteten
mithilfe
von
Holzkohle
Hemden
und
Spitzendeckchen
-
und
zahlreiche
Stubenmädchen
verbrannten
sich
an
ihr
die
Finger.
Warum
die
Heger
Laischaft
ihr
Jubiläum
mit
einem
Köhlerfest
begeht,
erläutert
Frank
Henrichvark:
"
Weil
die
Köhlerei
die
älteste
Form
der
Holznutzung
ist"
,
sagt
der
Wort-
und
Buchhalter
der
Laischaft.
55
000
Jahre
sind
die
ältesten
Funde
alt,
sie
stammen
aus
der
Schweiz.
Funde
aus
dem
Teutoburger
Wald
werden
immerhin
mit
5000
Jahren
beziffert.
Zu
Hochzeiten
der
Köhlerei
hätte
ein
Wald
von
der
Größe
des
Heger
Holzes
höchstens
drei
Jahre
Bestand
gehabt,
so
groß
sei
der
Holzbedarf
einst
gewesen,
rechnet
Sprengel.
300
Jahre
Heger
Holz
Doch
es
ist
300
Jahre
her,
dass
das
Heger
Holz
angepflanzt
wurde.
Zum
Wohle
der
Heger
Laischaft
sollte
es
sein,
als
die
Herren
Vorsteher
damals
Bucheckern
und
Eicheln
nicht
an
die
Schweine
der
Interessenten,
so
nennen
sich
die
Mitglieder
der
Laischaft,
verfütterten,
sondern
in
die
Erde
steckten.
So
vermerkte
es
Laischafts-
Vorsteher
Rudolph
von
der
Bippen
im
November
1702
im
Protokollbuch.
Damals
hatte
sich
die
Laischaft
nach
150
Jahren
Bestehen
von
einer
Weidegemeinschaft
zu
einer
Forstgenossenschaft
entwickelt.
Im
Jahr
1560
hatten
die
Vorsteher
der
Heger
Laischaft
die
Verwaltung
der
Viehtrift
im
Rubbenbruch
vom
Rat
der
Stadt
übernommen.
In
der
Laischaft
hatten
sich
die
Bürger
zusammengeschlossen,
die
gemeinsame
Anteile
an
den
Weidegründen
im
Nordwesten
vor
den
Stadtmauern
bewirtschafteten.
Es
gab
fünf
weitere
Laischaften,
allein
die
Heger
Laischaft
ist
heute
noch
aktiv.
Im
Mittelalter
war
das
Leben
in
der
Stadt
vor
allem
von
der
Sorge
um
das
täglich
Brot
bestimmt.
Außer
Räuchern,
Trocknen
und
Salzen
gab
es
keine
Möglichkeit,
Lebensmittel
haltbar
zu
machen,
deshalb
mussten
auch
Städter
Milch,
Butter
und
Käse
selbst
herstellen.
So
lebten
die
Stadtbewohner
als
Ackerbürger.
Sie
hatten
einen
Beruf
als
Handwerker
oder
Händler
und
betrieben
daneben
eine
kleine
Landwirtschaft.
Es
ist
Stadtgeschichte,
die
bis
heute
zu
sehen
ist:
Manche
Häuser
in
der
Altstadt
haben
ein
großes
Dielentor.
Durch
dies
fuhr
einst
der
Erntewagen
ins
Haus.
"
In
der
Altstadt
richtet
die
Heger
Laischaft
bis
heute
alle
sieben
Jahre
den
Schnatgang
aus"
,
erläutert
Frank
Henrichvark.
Beim
Schnatgang
(Schnat
ist
der
niederdeutsche
Begriff
für
Grenze)
wurden
die
Grenzen
der
gemeinsam
bewirtschafteten
Flächen
abgeschritten
und
kontrolliert.
Am
Grenzstein
wurde
der
Nachwuchs
der
Interessenten
mit
einer
Ohrfeige
und
einem
"
Olle
use"
(Alles
unseres)
daran
erinnert,
wo
das
Gebiet
verläuft.
Im
19.
Jahrhundert
wurde
der
Schnatgang
zu
einer
Tradition,
die
heute
mit
einem
sieben
Tage
dauernden
Volksfest
verbunden
ist.
2011
werden
Interessenten
und
Gäste
wieder
gemeinsam
von
der
Innenstadt
ins
Heger
Holz
ziehen,
und
das
amHeger
Tor
gelegene
Altstadtviertel
wird
liebevoll
geschmückt.
Tradition
pflegen
Es
sind
auch
solche
Geschichten,
die
Herbert
Nowak,
Wilhelm
Papen,
Heinz
Sprengel
und
Dieter
Marggraf
erfahren,
wenn
sie
als
Köhler
durch
Deutschland
reisen.
"
Wir
lernen
Land
und
Leute
kennen"
,
freut
sich
Sprengel.
Nur
Dieter
Marggraf
verdient
mit
einem
eigenen
Betrieb
im
sächsischen
Sosa
seinen
Lebensunterhalt
als
Köhler.
Die
anderen
drei
sind
Forstwirt,
Schreiner
und
Lehrer
und
haben
auf
Umwegen
ihr
Herz
für
die
traditionelle
Herstellung
von
Holzkohle
entdeckt.
Sprengel
zum
Beispiel
war
bis
1992
Schulleiter
und
hat
dann
an
einer
Fortbildungsakademie
gearbeitet.
Als
er
dort
eine
Tourismus-
Studie
erarbeitet
hat,
stieß
er
auf
die
Köhlerei
im
Erzgebirge.
Das
war
nicht
nur
für
Touristen
interessant.
Heinz
Sprengel
lernte
das
Handwerk
und
gründete
1997
mit
Marggraf
und
weiteren
Köhlern
den
Europäischen
Köhlerverein,
um
dafür
Sorge
zu
tragen,
dass
die
Tradition
gerade
jüngeren
Menschen
vermittelt
wird.
Nicht
nur,
um
ihnen
zu
zeigen,
dass
es
mehr
gibt
als
Computer.
"
Die
Arbeit
mit
Kindern
macht
besonderen
Spaß"
,
sagt
der
Pädagoge,
der
in
den
kommenden
Tagen
rund
um
die
Uhr
im
Einsatz
sein
wird.
"
Der
Meiler
schläft
nicht"
,
nennt
Wilhelm
Papen
den
Grund.
Auch
nachts
werden
die
Köhler
ein
Auge
auf
den
glimmenden
Hügel
werfen,
um
neue
Zuglöcher
zu
graben,
alte
zu
verschließen
und
dafür
zu
sorgen,
dass
am
Ende
einwandfreie
Holzkohle
verkauft
werden
kann.
Jeweils
zu
zweit
werden
sie
Tag
und
Nacht
vor
Ort
sein.
"
Wir
haben
uns
gefunden"
,
sagt
Heinz
Sprengel
über
das
Zusammenspiel
mit
Nowak,
Papen
und
Marggraf.
Direkt
neben
dem
Meiler
haben
sie
sich
ein
kleines
Wächterhäuschen
errichtet.
Jetzt
aber
steht
das
Entzünden
des
Meilers
an.
"
Es
ist
toll,
dass
die
Köhler
hier
ihr
altes
Handwerk
vorführen"
,
sagt
Oberbürgermeister
Boris
Pistorius.
"
Dass
die
Tradition
lebt,
dafür
sorgt
die
Heger
Laischaft"
,
fügt
er
hinzu,
bevor
er
über
die
Leiter
den
Meiler
erklimmt
und
das
Zündhölzchen
zückt.
Besonders
darauf
habe
er
sich
gefreut,
gesteht
er
augenzwinkernd.
"
Wir
blicken
zurück
auf
450
Jahre.
Und
das
Schönste,
was
wir
Osnabrück
geben
können,
ist
das
Heger
Holz.
Es
bietet
Erholung,
gute
Luft,
gutes
Holz
und
gute
Laune."
Ob
das
stimmt,
wird
bis
kommenden
Sonntag
überprüft.
Mehr
unter
www.heger-
laischaft.de
»
Autor:
Marie-Luise Braun