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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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aus Zeitung:
Inhalt:
Überschrift:
Die Zukunft startet auf dem Exerzierplatz
Zwischenüberschrift:
Kaffee Partner plant ein avantgardistisches Gebäude an der Römereschstraße
Artikel:
Kleinbild
Originaltext:
Osnabrück. Staubig ist es auf dem Gelände der Winkelhausenkaserne an der Römereschstraße. Überall liegt Bauschutt. In einigen Gebäuden, die noch stehen, fehlen Fenster und Dächer. Der Abrissbagger ist fleißig am Werk. Ab November 2011 soll auf dem Gelände das neue Gebäude von Kaffee Partner zu finden sein. Das Unternehmen sitzt bislang in Wallenhorst.
- " Der Abriss auf dem gesamten Grundstück soll vor aussichtlich bis Ende 2012 dauern", sagt Marcel Haselhof, Projektleiter bei den Stadtwerken für die Weiterentwicklung der Winkelhausenkaserne. Bis Ende August wird zunächst einmal das Gelände geräumt, auf dem ab November dieses Jahres das avantgardistisch anmutende Gebäude der Firma Kaffee Partner entstehen soll.
Das Wallenhorster Unternehmen plant, 2011 nach Osnabrück umzusiedeln, erläutert Markus Sindermann, bei Kaffee Partner zuständig für Projekte, EDV und Organisation. Die Unternehmensleitung überlegt jedoch, einige Abteilungen am alten Standort zu belassen.
Das geplante Gebäude soll sich in Osnabrück über 250 Meter entlang der Römereschstraße erstrecken. In dem futuristischen Bau sollen 300 Mitarbeiter von Kaffee Partner ihrer Arbeit nachgehen. Weitere 200 Mitarbeiter sind bundesweit als Servicetechniker und Systemberater im Einsatz.
" Wir planen ein Gebäude mit etwa 4800 Quadratmeter Fläche für die Verwaltung und etwa 5000 Quadratmetern für Lager und Werkstatt", erläutert Sindermann die Pläne, die von Architekten der Osnabrücker Firma IGK Krabbe und dem Wiesbadener Unternehmen 3deLuxe entwickelt wurden. Die Mitarbeiter von Kaffee Partner assoziierten mit der auffälligen Fassade des Verwaltungsgebäudes - ganz nach ihrem Tätigkeitsfeld - gestapelte Untertassen oder auch einen Latte macchiato mit seinen Schichten aus Milch, Schaum und Espresso.
Der vierstöckige Bau wird die nordöstliche Grenze des Geländes von Kaffee Partner markieren. In ihm soll ein großes Forum eingerichtet werden, das als Zugang für Mitarbeiter und Besucher sowie als zentraler Treffpunkt mit Bistro dient. Außerdem soll hier Wissenswertes über Kaffee vermittelt werden. " Es ist ein moderner Funktionsbau, der auf Wirtschaftlichkeit und Arbeitsabläufe ausgerichtet ist", erläutert Andreas Ost.
Richtung Südwesten, zur Elbestraße hin, wird sich an der Römereschstraße der flachere Gebäudeteil erstrecken. In ihm wird auf 5000 Quadratmetern das Lager untergebracht. Von hier aus wird die Logistik für Kaffee, Kakao und Accessoires organisiert. " Und wir werden ein Café einrichten, ähnlich wie im Theater", sagt Dr. Andreas Ost, der Vorstandsvorsitzende von Kaffee Partner. Besonderheit: Im Café sollen Autofahrer im Vorbeifahren Erfrischungen besorgen können.
Der hinter diesem Gebäude liegende Bereich, Richtung Piesberg, wird von den Stadtwerken fünf Jahre lang für eine mögliche Erweiterung von Kaffee-Partner reserviert. Insgesamt stehen dem Unternehmen also 10, 6 Hektar zur Verfügung, von denen es zunächst nur ein Viertel nutzen will.
Auf den zunächst noch brachliegenden Flächen befinden sich ein Tennisplatz, ein Flugplatz und ein Fußballfeld samt Flutlichtanlage. Die werden nicht abgerissen. Ob sie aber von Vereinen genutzt werden können, bis Kaffee Partner auch diese Fläche nutzt, darüber haben die Stadtwerke noch nicht entschieden. " Die Leute müssten dann einmal quer übers Gelände fahren, man müsste entsprechende Schilder aufstellen", überlegt Haselhof. Gleichzeitig wäre zudem das Abrissunternehmen auf dem Gelände unterwegs.
Und dann wäre da noch der steinerne Adler aus der Nazi-Zeit, der auf dem südöstlichen Kasernengelände steht. Was mit dem geschehen soll, ist noch nicht geklärt. Aber: " Er soll für die Nachwelt erhalten bleiben", betont Haselhof. Das mannshohe Gebilde aus der Zeit des Nationalsozialismus hatte vermutlich einmal ein Hakenkreuz in den Klauen. " Es gibt aber keine Bilder davon", weiß Haselhof, der häufig nach der Zukunft des Adlers gefragt wird. Derzeit wird überlegt, ihn in dem Grüngürtel aufzustellen, der sich durch das Gelände schlängeln wird, um die Gebäude von Kaffee Partner von denen abzugrenzen, die künftig von der Stadt genutzt werden.
Ein kleiner Abguss des Standbildes befindet sich übrigens schon im Kulturhistorischen Museum. Die Briten hatten es Boris Pistorius bei ihrem Abschied überreicht, und der Oberbürgermeister hat den Adler dem Museum zur Verfügung gestellt.
Benannt wurde die 1935 erbaute Kaserne nach dem Offizier Wilhelm Winkelhausen (1860-1914) und zur Erinnerung an die 1914/ 1918 in Frankreich eingesetzten Soldaten aus Osnabrück. Winkelhausen hatte 1913 als Regimentskommandeur das Infanterieregiment 78übernommen. Dieses Regiment war mit dem Stab und zwei Bataillonen in Osnabrück stationiert, mit dem dritten Bataillon in Aurich. Winkelhausen ist wenige Wochen nach Ausbruch des Krieges in der Nähe des französischen Ortes Verneuil an der Marne gefallen.
Nach dem Zweiten Weltkrieg waren in der Kaserne die Zwangsarbeiter und die " Displaced Persons" untergebracht. Später übernahmen die Briten die Kaserne und benannten sie um in Roberts-Barracks.

Geschenk für die Stadt
Von Frank Henrichvark - Bürogebäude und Lagerhallen können also auch anders aussehen als nur " quadratisch, praktisch, gut". Wenn der jetzt auf dem Tisch liegende Entwurf für das Gelände der Winkelhausen-Kaserne realisiert wird, dann steht Osnabrück mit einem Schlag in der ersten Reihe moderner Industriearchitektur.
Denn das Büro 3deLuxe hat in den letzten Jahren ein ums andere Mal Design-Geschichte geschrieben: mit solch aufsehenerregenden Projekten wie dem Leonardo-Glas-Kubus in Bad Driburg, der neu gestalteten Frankfurter Zeil oder der Fraport-Lounge. Deren Kennzeichen sind organisch geschwungene Linien, die auch einem großvolumigen Baukörper eine berückende Leichtigkeit verleihen. Und das macht schon jetzt neugierig auf einen Bau, der im spannungsvollen Gegensatz zu einem von Wehrmachts-Architektur geprägten Ensemble stehen wird.
Mit der Entscheidung für diesen Entwurf machen die Bauherren und Kaffee-Partner Andreas Ost und Michael Koch zunächst einmal sich selbst und den Mitarbeitern ein großes Geschenk. Aber auch die Stadt Osnabrück ist zu beglückwünschen: Denn nicht einmal anderthalb Jahre nach dem Abzug der Briten nimmt die Konversion der Kasernenflächen in atemberaubender Weise Gestalt an. Dieses Beispiel weckt die Hoffnung auf mehr.

Autor:
Marie-Luise Braun


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