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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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aus Zeitung:
Inhalt:
Überschrift:
Achtung! Wieder mehr Unfallopfer
 
Trauriger Spitzenplatz
Zwischenüberschrift:
Bei einer Untersuchung des Verkehrsclubs Deutschland schneidet Osnabrück schlecht ab
 
Rückblick auf die "Unfallhauptstadt" Osnabrück
Artikel:
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Originaltext:
hmd Osnabrück. Die Untersuchung erinnert an das Jahr 1991, als Osnabrück als " Unfallhauptstadt" negative Schlagzeilen machte. Der Verkehrsclub Deutschland (VCD) hat nun einen neuen Städtecheck zur Verkehrssicherheit gemacht. Das Osnabrücker Ergebnis ist nicht gut. Ein roter Pfeil zeigt nach unten: " Achtung! Die durchschnittliche Zahl der Verunglückten hat zugenommen!"
Im vergangenen Jahr wurden sieben Menschen durch Verkehrsunfälle getötet, 2008 war es nur einer. Richtig ist auch, dass Osnabrück eine Zunahme bei den Verunglückten zu verzeichnen hat. 2005 waren 916 Menschen betroffen (6 Todesfälle, 90 Schwer-, 820 Leichtverletzte), während es im vergangenen Jahr 977 waren (7 Todesfälle, 114 Schwer-, 856 Leichtverletzte).
" Kein Grund zur Entwarnung", mahnt der VCD, der die Verkehrssicherheit in 81 deutschen Städten untersucht hat. Nach dieser Untersuchung ging die Zahl der Verunglückten in 37 Städten überdurchschnittlich zurück. In 24 Städten nahm die Zahl der Verunglückten dagegen unterdurchschnittlich ab. Osnabrück fällt in keine der beiden Kategorien.
Haben also Stadt und Polizei ihre Hausaufgaben nicht gemacht? Dieser Sichtweise widerspricht Heinrich Brickwedde, der als Leiter des Sachgebiets Verkehr gewissermaßen Herr der Zahlen ist. Und davon gibt es reichlich; die Frage sei eher, welcher Vergleich gezogen wird. So schwankte die Zahl der Unfälle zwischen 1980 und 2009 zwischen rund 4500 und knapp 6000 - was aber nicht bedeutet, dass sich die Zahl der Verunglückten jeweils im gleichen Verhältnis entwickelte.
Vor allem aber: In 96 bis 97 Prozent der Fälle würden Unfälle durch Fehler der Verkehrsteilnehmer verursacht, unterstreicht Brickwedde. Nur in Ausnahmen sind es Fehler am Fahrzeug oder ein sogenannter Mangel im Verkehrsraum, was zum Beispiel Schlagloch oder Ampelschaltung sein können.
Dies illustriert eine Karte in der Polizeiinspektion Osnabrück im Maßstab 1: 2500, die mit Stecknadeln und Fähnchen gespickt ist. So stehen zum Beispiel orange Köpfe für " Unfall im Längsverkehr", dazu gehören Auffahrunfälle.
Hauptunfallschwerpunkte sind der innere Ring und die Einfallstraßen mit ihrem hohen Verkehrsaufkommen. Die Kreuzung Schlosswall/ Heger-Tor- Wall/ Martinistraße/ Neuer Graben passieren täglich mehr als 40 000 Fahrzeuge. Hier sind zahlreiche Stecknadeln zu sehen.
Bei den Unfallursachen steht unangefochten zu geringer Abstand an Platz 1, gefolgt von Vorfahrtsverletzung und Abbiegeunfällen. Bei Unfallschwerpunkten schauen Polizei und Stadt in der monatlichen Verkehrsbesprechung besonders genau hin und werden bei Bedarf aktiv. Ein Beispiel: Immer wieder hatte es im Bereich Rheiner Landstraße/ An der Blankenburg gekracht. Seitdem die Kreuzung durch eine Ampel geregelt wird, hat es weniger Unfälle mit zudem geringeren Folgen gegeben.
Die Anforderungen an die Verkehrsteilnehmer seien in den vergangenen Jahren immer mehr gestiegen, sagt der Sachgebietsleiter. Zugleich konzentrierten sie sich häufig nicht auf den Verkehr, seien abgelenkt durch Gespräch, Zigarette oder Handy. " Die Bereitschaft, sich regelkonform zu verhalten, ist nicht sehr groß", stellt Brickwedde außerdem fest.
Im ersten Halbjahr 2010 sieht die Osnabrücker Bilanz allerdings etwas besser aus. Bisher gab es einen Toten zu beklagen, die Zahlen bei den Leichtverletzten und Schwerverletzten sind rückläufig.
Ein Grund zum Jubeln sei das aber nicht, betont Heinrich Brickwedde. Denn die Entwicklung könne im zweiten Halbjahr schon wieder ganz anders aussehen.

Trauriger Spitzenplatz
Rückblick auf die " Unfallhauptstadt" Osnabrück
S. Osnabrück. 17 Verkehrstote und 247 Schwerverletzte waren 1988 der traurige Rekord. Doch " Unfallhauptstadt" wurde Osnabrück erst 1991 mit sechs Toten und 166 Schwerverletzten. Wie konnte das sein?
Auf den unrühmlichen Spitzenplatz kam Osnabrück in einem Vergleich des Statistischen Bundesamtes Wiesbaden. Dabei wurden die Unfälle auf 100 000 Einwohner hochgerechnet, und die Stadt landete auf Platz 1.
Prompt kam aus Osnabrück der Protest: Wer von der Einwohnergröße ausgehe und die Pendler gar nicht erfasse, bekomme ein falsches Bild. Der damalige Verkehrsplaner Hans-Jürgen Apel wies darauf hin, dass der Pendleranteil in Osnabrück mit 45 Prozent besonders hoch sei. Wer seriöse Zahlen haben wolle, müsse die Berufstätigen und Schüler aus dem Umland mitrechnen, die Tag für Tag in die Stadt kommen. Der Protest wurde erhört: Die Wiesbadener Statistiker verzichten seither auf diesen Zahlenvergleich.
Gleichwohl blieb Osnabrück nach Berechnungen des deutschen Instituts für Urbanistik auch unter Berücksichtigung der Pendler auf einem traurigen Spitzenplatz. Das nahm die Stadt zum Anlass, ihre Verkehrspolitik zu ändern.
1992 verabschiedete der Rat den neuen Verkehrsentwicklungsplan, der erstmals flächendeckend Tempo 30 für alle Wohngebiete vorsah. Unfallschwerpunkte wie die Wallkreuzungen wurden umgebaut, unsichere Hauptverbindungsstraße auf zwei Spuren reduziert, obwohl sich der Einzelhandel damals Sorgen um die Erreichbarkeit der Innenstadt machte.
Für Fußgänger gab es neue Mittelinseln und Zebrastreifen, für Radler eigene Fahrstreifen und Aufstellflächen vor Ampeln. Bei seiner Verabschiedung in den Ruhestand bezeichnete Verkehrsplaner Apel 2006 die Verbesserungen für die unmotorisierten Verkehrsteilnehmer als entscheidenden Schritt: Bei Unfällen müssten sie oft mit dem Leben bezahlen, während es im Blech nur eine Delle gibt. Besonders gefährlich ist es für Radfahrer neben Lastwagen: In den vergangenen neun Jahren starben vier Radler, weil sie vom abbiegenden Lkw-Fahrer übersehen wurden.
Ein Zahlenvergleich mit dem Jahr 1988 zeigt, dass es erhebliche Verbesserungen gegeben hat. Damals wurden in der Stadt 5955 Unfälle gezählt, 17 Menschen starben, 247 wurden schwer, 1373 leicht verletzt. 2005 gab es 4838 Unfälle mit sechs Toten, 90 Schwerverletzten und 820 Leichtverletzten. In den Folgejahren starben vier und drei Menschen auf dem Asphalt, 2008 war es einer. Das vergangene Jahr zeigt wieder einen leichten Anstieg: 5137 Unfälle, 114 Schwerverletzte, 856 Leichtverletzte und leider sieben Verkehrstote.

Ruhig Blut
Von Ulrike Schmidt - Natürlich: Jeder Verkehrstote ist einer zu viel. Und ebenso natürlich müssen Stadt und Polizei weiter daran arbeiten, Unfälle zu verhindern. Aber ruhig Blut: In Statistiken gibt es immer wieder Zufälle und Ausreißer. Nicht zuletzt ist es in fast allen Fällen der Faktor Mensch, der den Unfall auslöst.
In der Tat gab es im Vergleich der vergangenen fünf Jahre mehr Verkehrstote in Osnabrück. Allerdings ist die Zahl seit 2005 mit sechs Toten bis 2008 kontinuierlich auf einen gesunken, ehe es 2009 sieben Verkehrstote waren.
1988 starben auf Osnabrücks Straßen 17 Menschen, Osnabrück wurde zur " Unfallhauptstadt". Seither hat sich in der Verkehrspolitik viel getan. Es gibt mehr Radwege, Zebrastreifen und Tempo 30 in Wohngebieten. Das alles hat dazu beigetragen, die Zahl der Toten und Verletzten deutlich zu reduzieren. Unfälle wird es dennoch weiterhin geben.

Autor:
hmd, S, Ulrike Schmidt
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