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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Inhalt:
Überschrift:
Der grüne Selbstbedienungsladen
Zwischenüberschrift:
Immer wieder verschwinden seltene Pflanzen aus dem Botanischen Garten
Artikel:
Kleinbild
Originaltext:
Osnabrück. Der Botanische Garten der Universität Osnabrück ist mit seiner Artenvielfalt ein Magnet für Spaziergänger und Pflanzenfreunde. Doch immer wieder besuchen auch Langfinger den Garten. Es kommt zum Diebstahl von Setzlingen oder ganzen Pflanzen. Das ist nicht nur ein Ärgernis für die Mitarbeiter. Es ist unter Umständen sehr gefährlich für die Diebe.
Von Nicholas Salagaray - Manche Besucher denken sich nicht viel dabei, wenn sie im Botanischen Garten ein paar schöne Blumen für die heimische Vase pflücken. Andere wiederum wissen ganz genau, dass sie etwas Verbotenes tun, und schreiten teilweise mit kriminellen Absichten zur Tat.
Für die Gartenmitarbeiter macht das jedoch keinen großen Unterschied. " Es hat schon seine Gründe, dass keine Pflanzen angefasst oder gar mitgenommen werden dürfen", erklärt Ulrich Rösemann, technischer Leiter der Forschungseinrichtung. " Jeder Organismus reagiert anders auf den Kontakt mit bestimmten Bäumen und Sträuchern, und selbst eine kleine Berührung kann unter Umständen starke Hautreizungen oder Allergien hervorrufen." Von den rund 7000 höheren Pflanzen, die in Osnabrück zu sehen sind, seien bislang nur etwa acht Prozent eingehend untersucht und getestet worden.
" Wir bieten für Interessierte Führungen an, bei denen unter fachmännischer Aufsicht Pflanzen begutachtet werden dürfen." Dass sich damit aber nicht jeder zufrieden gibt, hat Rösemann die Erfahrung gelehrt: " Früher war das hier ein Selbstbedienungsladen, mit der Zeit ist es schon sehr viel besser geworden." Doch jährlich sind es immer noch bis zu 50 Pflanzen, die unerlaubt den Besitzer wechseln: " Das fängt an bei Hobbygärtnern, die einfach ihren Garten mit schönen Exemplaren füllen wollen, und endet bei Experten, die den Botanischen Garten wegen einer bestimmten Pflanze aufsuchen."
Letztere seien natürlich in der Regel die ärgerlicheren Diebstähle: " Wenn plötzlich ein seltenes Exemplar aus dem mittelamerikanischen Urwald fehlt, dann können wir nicht eben in ein bis zwei Tagen einen Ersatz dafür bekommen", sagt Rösemann.
Ein besonders dreister Diebstahl ereignete sich im vergangenen Jahr: " Acht Palmenkübel mit jeweils 50 Liter Volumen wurden entwendet, und nur dank eines aufmerksamen Spaziergängerpaares konnten wir die bereits zum Verladen vorbereiteten Pflanzen zurückholen", erzählt der technische Leiter.
Ein großes Problem seien auch immer wieder Schüler oder Studenten, die für den Unterricht ein Herbarium, also eine Sammlung getrockneter Pflanzen, anlegen müssen. " Da kommt dann ein Schüler auf die pfiffige Idee, alle benötigten Pflanzen hier im Botanischen Garten zu sammeln - und einige Stunden später haben wir die ganze Klasse vor Ort", ärgert sich Rösemann.
Auf Nachfrage dürften zu wissenschaftlichen Zwecken Setzlinge oder Blätter abgegeben werden. Doch alle anderen Interessenten gehen leer aus. Denn das Rio-Artenschutzabkommen verbietet es, aus einer Pflanze, die außerhalb ihres Heimatlandes gewachsen ist, wirtschaftlichen Nutzen zu ziehen.
Das kann schnell zu Gewissenskonflikten führen: " Vor einigen Jahren wurde bekannt, dass Ginkgo eine gewisse Wirksamkeit gegen Krebs aufweist. Da hatten wir plötzlich Leute hier stehen, denen man ihren Gesundheitszustand angesehen hat und für die das der Griff nach dem letzten Strohhalm war", berichtet Rösemann
Direkt neben dem Heilkräutergarten befindet sich der Abschnitt mit den Giftpflanzen - ein durchaus gefährlicher Bereich, aus dem ebenfalls immer wieder Pflanzen verschwinden: " Viele Jugendliche interessieren sich dafür, seitdem wir eine Broschüre darüber anbieten", verrät Kurator Nikolai Friesen. Doch die Suche nach einem kleinen, scheinbar harmlosen Rausch kann ernsthafte Konsequenzen nach sich ziehen, die ein Laie nicht richtig einschätzen kann, warnt der Experte. " Wir haben hier hochgiftige Pflanzen. Der falsche Umgang kann gravierende Folgen haben." Bislang seien in Osnabrück aber glücklicherweise noch keine Fälle bekannt geworden, bei denen Pflanzendiebe mit einer schweren Vergiftung für ihre Tat bezahlt haben.
Rösemann und Friesen hoffen, dass es dabei bleibt, und setzen auf eine Null-Toleranz-Strategie. Wer im Botanischen Garten einfach zugreift, muss mit Konsequenzen rechnen - ganz gleich, ob er nur ein Sträußchen für seine Liebste pflücken oder sich eine seltene Pflanze für den eigenen Garten sichern wollte. Rösemann kennt da kein Pardon: " Jeder Diebstahl führt zur Anzeige."

Autor:
Nicholas Salagaray


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