User Online: 2 | Timeout: 11:03Uhr ⟳ | Ihre Anmerkungen | NUSO-Archiv | Info | Auswahl | Ende | AAA  Mobil →
NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Datensätze des Ergebnis
Suche: Auswahl zeigen
Treffer:1
Sortierungen:
Anfang der Liste Ende der Liste
1. 
(Korrektur)Anmerkung zu einem Zeitungsartikel per email Dieses Objekt in Ihre Merkliste aufnehmen (Cookies erlauben!)
Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Inhalt:
Überschrift:
Ein Tag im Moskau
Zwischenüberschrift:
Morgens kommen die Eisbären, nachmittags die Massen
Artikel:
Kleinbild
Originaltext:
Osnabrück. Osnabrück befindet sich auf dem Breitengrad 52°17' N und somit eigentlich in einer gemäßigten Klimazone. Davon ist im Moment jedoch wenig zu spüren: Die Region stöhnt und schwitzt seit Wochen unter dem Eindruck einer Hitzewelle. Die tropischen Temperaturen machen auch vor Osnabrück nicht halt - zum Glück gibt es das Moskaubad als erfrischende Oase in der Wüste.
Von Markus Pöhlking - Moskaubad, Mittwoch, 7.30 Uhr morgens. Außentemperatur: 22 Grad, Wassertemperatur: rund 26 Grad. Seit anderthalb Stunden sind die Tore offen, die ersten Frühschwimmer längst zu Hause. Die meisten von ihnen kommen regelmäßig morgens für ein paar Bahnen, auch wenn das Wetter statt Sonnenbrand und Schweißperlen eher Gänsehaut verheißt. Eine von ihnen ist Eleonore Guthoff. Seit 30 Jahren zieht die 63-Jährige jeden Morgen für eine halbe Stunde ihre Bahnen. Frühmorgens sei die Atmosphäre meist sehr familiär. Man kenne sich schließlich im " Eisbärenclub", dem Kreis der Hartgesottenen, die bei Wind und Wetter den Weg ins Moskau finden, während andere sich noch den Schlaf aus den Augen reiben.
Oder aber hoffen, bald welchen zu finden. Denn während Eleonore Guthoff den allmorgendlichen Badegang als belebend anpreist, hofft Meike Dümmler auf den gegenteiligen Effekt: Die Krankenpflegerin ist nach dem Nachtdienst noch schnell für ein paar Bahnen gekommen, um sich so die nötige Bettschwere zu verschaffen. Mittlerweile ist es 8 Uhr, der Andrang überschaubar, aber kontinuierlich.
Moskau, 12 Uhr. Außentemperatur: 29 Grad, Wassertemperatur: konstant etwa 26 Grad. Warum das so ist? " Frischwasserzufuhr", erklärt Uwe Sonnenberg, Techniker im Moskaubad. Je Badegast werde mit einer Wasserverdrängung von 30 Litern gerechnet, die in unterirdischen Überlaufbecken aufgefangen werden. Die entsprechende Menge Frischwasser werde daraufhin als Ersatz in die Becken gepumpt. Durch die Zirkulation bleibe das Wasser sauber und bewahre dabei gleichzeitig eine recht konstante Temperatur.
Sonnenbergs Arbeitstag beginnt bereits um 5 Uhr, wenn das Messen von Wasserparametern wie Chlorgehalt und pH-Wert sowie das Überprüfen der Technik anstehen - damit sich dann ab 6 Uhr die Leute ins mehr oder weniger kühle Nass stürzen können.
Die Besucherzahl ist inzwischen merklich angestiegen. Während die meisten Erfrischung suchen, hat Philipp Pohl sein persönliches Tagesziel schon erreicht: Bronze. Gerade hat der Neunjährige den Freischwimmer bestanden. Zusammen mit seinem Vater ist er in den Ferien fast jeden Tag im Moskau. Er selbst beschreibt sich als passionierten Taucher. Seine persönliche Bestzeit: zwanzig Sekunden unter Wasser.
Moskaubad, 15.30 Uhr. Außentemperatur: gefühlt ungefähr wie in einem ICE-Waggon, Wassertemperatur: siehe oben. Es ist mittlerweile proppenvoll im Moskau, und es werden immer noch mehr. Trotzdem ist die Situation am Eingang recht entspannt: Um 13 Uhr wurde eine zweite Kasse eröffnet, wodurch die zu erwartende lange Schlange vorm Einlass nüchtern betrachtet heute eher als Wurm daherkommt.
Im Bad selbst: viel Haut in wenig Bademode, wohin das Auge auch blickt. Trotz der mittlerweile drückenden Hitze stehen sich auf dem Beachvolleyballfeld zwei Teams gegenüber. Carsten Keller wartet am Rand, nachdem er gerade verletzt aus dem Spiel ausscheiden musste. Der Grund: die unglückliche Landung mit dem Fuß in einen ausgefahrenen Bienenstachel. Mittlerweile ist aber wieder alles in Ordnung, erklärt er.
Am Ende des Tages haben 4100 Gäste das Moskaubad besucht. Insgesamt waren es in der ersten Hälfte der Freibadsaison rund 80 000, sagt Birgit Vogelsang vom Bäder-Marketing. Zum Vergleich: 2009 kamen insgesamt 139 000 Freibad-Besucher. Ob der Wert dieses Jahr übertroffen wird, steht derzeit noch in den Sternen. Alles hängt vom weiteren Verlauf des Sommers ab. Die Aussichten sind aber gut.
Um 21 Uhr haben die letzten Gäste das Bad verlassen, nicht aber das Personal. Umkleiden und Duschräume müssen noch gesäubert, die Anlage vom Müll befreit und Wartungsarbeiten durchgeführt werden. Spätestens morgen um 6 Uhr stehen schließlich wieder ein paar Eisbären auf der Matte. Und für die muss das Bad schließlich glänzen.



Anfang der Liste Ende der Liste