User Online: 1 | Timeout: 23:31Uhr ⟳ | Ihre Anmerkungen | NUSO-Archiv | Info | Auswahl | Ende | AAA  Mobil →
NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Datensätze des Ergebnis
Suche: Auswahl zeigen
Treffer:1
Sortierungen:
Anfang der Liste Ende der Liste
1. 
(Korrektur)Anmerkung zu einem Zeitungsartikel per email Dieses Objekt in Ihre Merkliste aufnehmen (Cookies erlauben!)
Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Inhalt:
Überschrift:
Luftschiff mit guten Aussichten
Zwischenüberschrift:
Riesen auf dem Piesberg gehen in Betrieb: Wer nach oben will, muss erst zum Arzt
Artikel:
Kleinbild
Originaltext:
Osnabrück. Nach oben sind es 320 Stufen. Oder ein paar mehr. Mit guter Kondition sechs bis acht Minuten. Für die Leute von Enercon, die diesen Weg an manchen Tagen vier- oder fünfmal machen müssen. Gestern durften wir mit hinauf bis in die Gondel einer neuen Windturbine auf dem Piesberg - und von ganz oben die Fernsicht genießen.
Die drei Riesen auf Osnabrücks höchster Baustelle sollen nächste Woche ans Netz gehen, sofern die letzten Sicherheitschecks bis dann absolviert sind. Schon die technischen Daten lassen aufhorchen. Jeder der drei Masten ist 108 Meter hoch. In Osnabrück ein neuer Rekord, denn bislang galt der Turm von St. Katharinen als höchstes Bauwerk der Stadt.
Schon von Weitem ist zu erkennen, dass sich der Mast einer Windkraftanlage verjüngt - von 8, 80 Meter Durchmesser an der Basis auf 2, 20 Meter an der Spitze. Nur Insidern fällt die Naht in 83 Meter Höhe auf: Bis dahin besteht der Turm aus Beton, oberhalb davon aus Stahl. So ein Mast ist von innen begehbar - mit einer Steigleiter aus Blechprofilen, alle 33 cm eine Sprosse.
Klar, da wollen wir rauf. Aber Enercon setzt die Spielregeln fest und verlangt eine betriebsärztliche Untersuchung mit EKG und allem Drum und Dran: " G 41 - für Arbeiten mit Absturzgefahr". Es folgt eine ausführliche Sicherheitsunterweisung von Projektleiter Tobias Pohl. Bevor der Delinquent seinen Fuß auf die unterste Sprosse setzt, muss er sich in ein Geschirr zwängen, das auch einem Fallschirmspringer oder Steilwandkletterer gut stehen würde. Mit einem Schienenläufersystem, das uns eine feste Verbindung mit der Steigleiter eingehen lässt und zwei Karabinerhaken, die abwechselnd gesetzt werden können. Falls doch mal jemand bungeemäßig abstürzen sollte, sorgt ein Bandfalldämpfer am Auffanggurt dafür, dass der Ruck erträglich bleibt.
Bei allem Respekt vor der Höhe: Mit dieser " Lebensversicherung" verliert die Absturzgefahr ihren Schrecken. Flott geht es aufwärts, im Betongehäuse ist es angenehm kühl, in der Stahlröhre weiter oben herrschen dagegen Saunatemperaturen. Dann krabbeln wir durch eine Klappe in die Gondel. So könnte es auch im Maschinenraum eines U-Boots aussehen. Überall Schalterkästen, Kabel und Motoren, glänzende Trittbleche und Stützrohre, an denen man sich den Kopf stoßen kann.
Elektronikspezialist Andreas Schwering zeigt uns den mächtigen Ringgenerator, der direkt auf der Rotorwelle sitzt und Gleichstrom produziert. Ein schlafender Riese, denn der Propeller muss stillstehen, wenn Besucher an Bord sind. Projektleiter Tobias Pohl demonstriert uns, wie sich die 41 Meter langen Flügel in den Wind " pitchen" lassen, und schon wird es etwas unruhig auf unserem Hochsitz. Fühlt sich an wie leichter Seegang. Bei höheren Windgeschwindigkeiten soll die Mastspitze bis zu 20 cm hin- und herschaukeln. Aber nicht bei diesem lauen Sommerlüftchen.
Oben leichter Seegang
Auf einmal dringt ein Sonnenstrahl in unser seltsames Luftschiff. Die Luke über dem Maschinenraum ist offen. Eines der drei Rotorblätter ragt in den blauen Himmel. Jetzt dürfen wir, hübsch der Reihe nach, den Blick vom höchsten Aussichtsturm Osnabrücks genießen.
Die Stadt liegt uns zu Füßen, das Wiehengebirge und der Teutoburger Wald. Zum Greifen nah die beiden Kollegen unseres himmlischen Propellers, unterstützt vom kleinen Bruder, der demnächst dem Steinbruch weichen muss. Von hier oben bekommt Osnabrück ab jetzt viermal so viel grünen Strom wie bisher. Schöne Aussichten.
Ein Video über die Turmbesteigung finden Sie im Internet unter www.os1.tv »



Anfang der Liste Ende der Liste