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1.
Erscheinungsdatum:
29.05.2010
aus Zeitung:
Neue Osnabrücker Zeitung/ Neue OZ
Inhalt:
Ausstellung
zur
Geschichte
des
Jahrmarkts
im
Museum
Industriekultur.
Überschrift:
Ein verlorener BH stoppte die Karussells
Zwischenüberschrift:
Zielen, Werfen, Kräftemessen: Der Jahrmarkt wird am Piesberg lebendig
Artikel:
Originaltext:
Osnabrück.
Skandal!
Ein
Büstenhalter
ist
in
der
Raupe
der
Familie
Wittler
gefunden
worden.
Die
Polizei
befürchtet
den
Verfall
der
Sitten
und
schließt
den
Jahrmarktsbetrieb.
Dann
verkündet
sie:
Das
Raupenverdeck
darf
künftig
nur
noch
zehn
Sekunden
geschlossen
bleiben.
Das
war
in
den
1950er-
Jahren.
Doch
die
Schausteller
hatten
diese
Klausel
bis
vor
wenigen
Jahren
zu
unterzeichnen,
wenn
sie
beim
Osnabrücker
Jahrmarkt
mitmachen
wollten.
Von
Marie-
Luise
Braun
(Text)
und
Jörn
Martens
(Fotos)
-
Es
sind
auch
solche
etwas
bizarren
Geschichten
aus
der
regionalen
Schaustellerei,
die
das
Museum
Industriekultur
ab
morgen
in
der
Ausstellung
"
Hoch
hinaus
und
rund
herum.
Von
Jahrmarkt
und
Kirmes"
zeigt.
Es
ist
eine
Schau
zum
Mitmachen,
zum
Anfassen,
zum
Ausprobieren
und
in
Erinnerungen
schwelgen.
Sitze
von
Kettenkarussells
baumeln
im
Magazingebäude
von
der
Decke.
Bequem
können
Besucher
darin
schaukeln,
während
sie
Dias
vom
Jahrmarkt
früherer
Zeiten
betrachten.
Zu
sehen
sind
Kinder
mit
mächtigen
Wollmützen,
die
zwischen
den
Buden
schlendern,
und
Erwachsene,
die
mit
den
Händen
in
Käfige
langen,
um
Löwen
zu
streicheln.
"
Mir
war
das
Labyrinth
der
Meerschweinchen
immer
lieber"
,
murmelt
Ewald
Telsemeyer.
Das
Vorstandsmitglied
des
Schaustellerverbandes
Weser-
Ems
grinst:
"
Die
wurden
so
lange
eingesetzt,
bis
sie
zu
dick
und
zu
groß
waren
und
nicht
mehr
durch
die
Tore
passten."
Wer
früher
ein
paar
Pfennige
über
hatte,
der
konnte
darauf
wetten,
welches
der
kleinen
Viecher
als
Erstes
ein
Labyrinth
durchlaufen
hatte.
Zu
gewinnen
gab
es
kleine
Preise.
Telsemeyer
war
es
auch,
der
den
Anstoß
für
die
Schau
geliefert
hatte,
die
Ausstellungsmacherin
Barbara
Kahlert
mit
viel
Gespür
für
Details
und
Stimmungen
umgesetzt
hat.
Telsemeyers
Großvater
hatte
das
Karussell
1923
gekauft,
das
jetzt
im
Zentrum
des
Raumes
thront.
Bis
kurz
unter
die
Decke
ragt
es
hinauf,
zerlegt
in
1500
Einzelteile
hat
Ewald
Telsemeyer
das
gute
Stück
hineingetragen
und
mit
Helfern
sorgsam
aufgestellt.
Zwischen
1905
und
1910
wurde
es
gebaut,
und
vor
einem
Jahr
ist
Ewald
Telsemeyer
mit
der
Idee
auf
das
Museum
zugegangen,
das
Karussell
zu
dessen
100.
Geburtstag
auszustellen.
Nach
ersten
Recherchen
entschlossen
sich
Barbara
Kahlert
und
Museumsdirektor
Rolf
Spilker,
eine
ganze
Ausstellung
zum
Thema
Jahrmärkte
zu
gestalten.
Kindheitstage
leben
auf,
wenn
das
Karussell
langsam
startet
und,
bestückt
mit
Pferden,
Booten
und
Kutschen,
Fahrt
aufnimmt.
Mit
einem
Knopf
löst
Telsemeyer
die
Stromzufuhr
aus,
um
dann
mit
dem
Wasser-
Anlasser
die
Fahrt
zu
beginnen
und
das
Tempo
zu
regulieren.
Es
ist
ein
Bottich
mit
Salzwasser
im
Inneren
des
Karussells
-
eine
berückend
einfache
Technik,
mit
der
das
Karussell
bis
heute
beispielsweise
auf
dem
Osnabrücker
Weihnachtsmarkt
seine
Runden
dreht.
"
Fahrpreis
35
Pfennige
pro
Person"
verkündet
ein
Schild,
das
heute
nicht
mehr
gilt.
Auf
dem
Rummel
kostet
die
Fahrt
nun
1,
50
Euro,
drei
Minuten
dauert
sie.
"
Es
ist,
als
hätten
die
Leute
eine
innere
Uhr,
denn
dann
werden
sie
unruhig"
,
sagt
Ewald
Telsemeyer.
Fahrgeschäfte
wie
das
Karussell
kamen
erst
später
zum
Angebot
einer
Kirmes
dazu.
Das
Wort
entlehnt
sich
aus
dem
Begriff
"
Kirchmess"
und
zeigt,
dass
diese
Veranstaltungen
sich
nach
dem
Kirchenjahr
richteten.
Die
Kopie
eines
Bildes
von
Pieter
Brueghel
(1564-
1638)
macht
deutlich,
wie
Kirmes
früher
gefeiert
wurde
-
mit
Bier,
Tanz,
Essen
und
Quacksalbern
-
und
wie
sich
das
Fest
immer
weiter
von
der
Kirchmess
entfernte.
"
Hier
ist
eine
Frau
bei
ihrer
Hochzeit
zu
sehen.
Sie
ist
schwanger"
,
erläutert
Spilker
das
Gemälde,
mit
dem
der
Künstler
seinen
Zeitgenossen
den
Spiegel
vorhielt.
"
Jahrmärkte
haben
seit
jeher
Innovationen
in
die
Welt
getragen"
,
erzählt
Heinz
Frickenschmidt,
der
Ehrenvorsitzende
des
Schaustellerverbandes
Weser-
Ems.
In
jüngster
Zeit
seien
hier
die
ersten
Gyros
zu
probieren
gewesen,
zuvor
waren
es
türkischer
Honig
und
andere
Köstlichkeiten
aus
fernen
Ländern.
Im
18.
Jahrhundert
konnten
einfache
Leute
auf
dem
Rummel
Dinge
entdecken,
die
sonst
dem
Adel
oder
reichen
Bürgern
vorbehalten
waren,
wie
die
Laterna
Magica
oder
Bilderautomaten.
Einige
hat
Barbara
Kahlert
von
Sammlern
entliehen
und
in
einem
Raum
zusammengestellt.
Mit
zwei
Cent
können
Besucher
ein
vollautomatisches
Daumenkino
in
Gang
setzen,
mit
einem
Knopfdruck
die
"
Belustigung
für
Männer"
aus
dem
Jahr
1920.
Sie
zeigt
Dinge,
für
die
die
Osnabrücker
Polizei
sicherlich
nicht
nur
ein
Fahrgeschäft
stillgelegt
hätte.
Im
Mittelalter
blickten
die
Städter
mit
Misstrauen
den
Händlern
entgegen,
die
Seltsames,
Neues
und
Unterhaltsames
in
ihre
Stadt
brachten.
Mit
einem
ausgeklügelten
Vertragssystem
setzten
die
Städte
dem
Treiben
Grenzen,
das
innerhalb
ihrer
sicheren
Stadtmauern
ablief.
Auch
hierzu
haben
Barbara
Kahlert
und
Rolf
Spilker
Wissenswertes
zusammengetragen,
wie
die
"
Verordnung
der
Stadt
Osnabrück
wegen
des
Handelns
und
Hausirens
(!)
im
Jahrmarkte
vom
19.
December
1779"
.
Oder
die
Liste
der
Händler,
die
an
den
drei
Tagen
des
Jahrmarktes
im
alten
Rathaus
ihre
Waren
feil
bieten
durften.
Es
stand
dort,
wo
heute
die
Stadtbibliothek
zu
finden
ist.
Eine
Zeit
lang
habe
die
Kirchmess
im
Kreuzgang
des
Domes
stattgefunden,
erzählt
Spilker.
Einen
Raum
widmet
die
Ausstellung
dem
Alltag
der
Schausteller,
die
früher
in
hölzernen
Wagen
durch
die
Lande
fuhren.
"
Es
war
kein
einfaches
Leben"
,
erzählt
Heinz
Frickenschmidt,
der
mit
seinen
71
Jahren
einen
guten
Teil
der
Entwicklung
mitgemacht
hat.
Gezogen
wurden
die
Behausungen
der
Schausteller
einst
von
Pferden,
später
von
Lokomobilen,
dann
von
Traktoren
der
Firma
Lanz.
Heute
sind
es
Lastwagen,
die
die
Händler
vor
ganz
andere
Probleme
stellen:
"
Die
sind
nicht
geeignet,
um
durch
die
Umweltzonen
mancher
Städte
zu
fahren"
,
erzählt
Otto
Cornelius,
der
erste
Vorsitzende
des
Schaustellerverbandes,
von
Alltagsproblemen.
Der
Verband
möchte
solche
und
weitere
Schwierigkeiten
für
seine
Mitglieder
lösen.
"
Neue
Maschinen
anzuschaffen
rechnet
sich
einfach
nicht"
,
sagt
Cornelius
seufzend.
"
Wir
wollen,
dass
es
wieder
rundgeht"
,
betont
der
Schausteller.
Stets
hat
sich
sein
Gewerbe
weiterentwickelt,
wie
auch
die
Geschichten
rund
um
die
Autoskooter
zeigen,
von
denen
die
Ausstellung
zwei
Modelle
zeigt.
Das
lässt
auch
die
Schausteller
hoffen,
die
beim
Rundgang
durch
die
Präsentation
erahnen
lassen,
wie
sehr
sie
ihren
Beruf
lieben,
trotz
aller
Widrigkeiten
wie
der
Verdeckklausel
im
Schausteller-
Vertrag.
Damals
hat
die
Polizei
ernsthaft
gemessen,
wie
viel
Zeit
notwendig
ist,
um
einen
"
Damenbüstenhalter"
,
wie
Cornelius
ihn
bezeichnet,
zu
öffnen.
Sagenhafte
25
Sekunden.
"
Anfänger!
",
urteilt
eine
junge
Frau.
"
Damals
waren
die
BHs
noch
ganz
anders
konstruiert
und
viel
komplizierter
zu
öffnen"
,
sagt
eine
ältere.
Und
schon
allein
solche
Details
machen
den
Besuch
in
der
Ausstellung
zu
einem
interessanten
Erlebnis.
Begleitprogramm
zur
Ausstellung
Die
Ausstellung
"
Hoch
hinaus
und
rund
herum
"
ist
vom
30.
Mai
bis
zum
24.
Oktober
dieses
Jahres
im
Magazingebäude
des
Museums
Industriekultur,
Süberweg
50
a,
zu
sehen.
Mittwochs
bis
sonntags
können
Gäste
von
10
bis
18
Uhr
Dosenwerfen,
"
Hau
den
Lukas"
mit
dem
Hammer
in
die
Höhe
treiben
oder
sich
im
Zerrspiegel
bewundern.
Zur
Ausstellung
gibt
es
spezielle
Führungen
sowie
ein
Begleitprogramm
für
Schulklassen,
Kindergärten
und
weitere
Gruppen.
Die
Führungen
kosten
für
Schulklassen
15
Euro,
zzgl.
1
Euro
pro
Kind.
Kindergeburtstage
kosten
40
Euro,
zzgl.
3
Euro
pro
Kind.
Mehr
im
Internet
unter
www.industriekultur-
museumos.de
»
Autor:
Marie-Luise Braun