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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Inhalt:
Überschrift:
Wer hält für das Minus den Kopf hin?
Zwischenüberschrift:
Sliwka: Als ich ging, war alles in Ordnung
Artikel:
Kleinbild
Originaltext:
hin Osnabrück. Wer trägt die Verantwortung für die zum Teil haarsträubenden Fehler im finanziellen Management der Ausstellung " Verborgene Spur"? Der ehemalige Kulturdezernent Reinhard Sliwka versicherte gestern: Bei seinem Ausscheiden sei alles in Ordnung und kein Defizit erkennbar gewesen.
Es war eine Zeit des Übergangs, als die Kulturabteilung die große Jubiläumsausstellung im Felix-Nussbaum-Haus organisierte. Sliwka schied am 30. Juni 2008 aus seinem Amt aus. Bis zum Einstieg der neuen Kulturdezernentin Rita-Maria Rzyski führte Oberbürgermeister Boris Pistorius das Kulturressort kommissarisch.
Sliwka sagte gestern, bei seinem Ausscheiden ein halbes Jahr vor der Ausstellungseröffnung seien die Planungen abgeschlossen gewesen. Zu dem Zeitpunkt hätten keinerlei Informationen, über etwaige Budgetüberschreitungen vorgelegen. " Sie können mir glauben: Nach dem Jugendhilfetag war ich darauf geeicht. Ich habe sehr genau die Dinge im Auge gehabt." Kritik habe es an der zu elitären Marketing-Strategie gegeben. Das eigentliche Problem sei die minimale Personalausstattung: " Die Frage ist, ob man mit so wenig Personal so große Ausstellungen wuppen kann."
Auch Oberbürgermeister Boris Pistorius hatte nach eigenen Angaben in seiner Zeit als kommissarischer Chef des Kulturdezernats keine Hinweise auf eine finanzielle Schieflage. Erst später seien höhere Ausgaben für den Bildertransport angemeldet und vom Verwaltungsausschuss abgesegnet worden. Der Transport einiger Leihgaben verteuerte sich um insgesamt 90 000 Euro, weil die Eigentümer ganz besondere Auflagen erteilten, wie Pistorius erklärte: " In einem Fall mussten zwei Bewacher mitfliegen, und zwar in der Business-Class." Insgesamt wurde das Budget um 270 000 Euro überzogen.
Der Verwaltungsvorstand zog daraus Konsequenzen und erarbeitete Mitte 2009 mit dem Fachbereich Kultur ein Konzept zum Projektcontrolling (siehe Bericht unten). Kern des Konzeptes sei es, bei Projekten ab einer gewissen Größenordnung die künstlerische und wirtschaftliche Verantwortung zu trennen, sagte Pistorius.
Das war im Prinzip auch der Hintergrund des größten finanziellen Desasters der jüngeren Vergangenheit: Der Jugendhilfetag 2004 belastete die Stadtkasse mit 1, 66 Millionen Euro. Das waren 825 000 Euro mehr als geplant. Das ganze Ausmaß wurde erst ein halbes Jahr nach dem Jugendhilfetag bekannt. Das Riesenminus kostete den damaligen Amtsleiter den Posten.
Auch die Ausstellung " Colossal" im vergangenen Jahr, 2000 Jahre nach der Varus-Schlacht, endete mit einem Minus von 184 000 Euro. Verantwortlich ist die Geschäftsführung des Landschaftsverbandes Osnabrücker Land. Die Rechnungsprüfer des Landkreises stellten in einem Bericht fest, dass das Finanzcontrolling durch den Landschaftsverband nicht in dem Maße stattgefunden habe, wie es bei der Größe und den Risiken des Projektes erforderlich gewesen wäre.
Keine Probleme gab es dagegen beim Hansetag 2006, den die Stadt mit 418 000 Euro bezuschusste. Auch der Katholikentag 2008 blieb mit einem Zuschuss von 500 000 Euro im Rahmen.

Kommentar: Vertrauen verspielt
Von Wilfried Hinrichs - Wir reiben uns die Augen. Gab es das alles nicht schon einmal? Ach ja, beim Jugendhilfetag. Die Wucht des finanziellen Einschlags ist natürlich mit 2004 nicht vergleichbar. Aber das Kernproblem ist im Prinzip dasselbe: Ein Künstler ist selten auch ein guter Kaufmann.
Pistorius hat dieses Problem erkannt und ein Konzept für ein besseres Controlling für bedeutende Ausstellungen und Großveranstaltungen erarbeiten lassen. Es wird sich hoffentlich spätestens beim Landesturnfest 2012 auch in anderen Abteilungen des Rathauses bewähren.
Es repariert aber nicht den Schaden und baut nicht aus dem Stand verlorenes Vertrauen wieder auf. Das zeigt das Nein des Stadtrates im März zur Ausstellung " Kunstwerk Leben" von Dietrich Grönemeyer. Dem Rat, vor allem der CDU, war das Risiko zu groß - selbst bei einem städtischen Anteil von nur 67 000 Euro bei einem Etat von einer Million Euro.
Funktionierendes Controlling, klare Strukturen und Zuständigkeiten, personelle Veränderungen - das würde neues Vertrauen schaffen. Der Verwaltungsvorstand steht vor einer schwierigen Aufgabe.


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