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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Überschrift:
Mehr CO2 , weil Gas teurer ist als Braunkohle
 
Asphaltwerk stellt um: Mehr Kohlendioxid
Zwischenüberschrift:
Asphaltmischwerk am Piesberg hat seine Befeuerung umgestellt
Artikel:
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Originaltext:
Osnabrück. Das Asphaltmischwerk Osnabrück (AMO) hat seine Feuerung von Erdgas auf Braunkohlenstaub umgestellt. Aus wirtschaftlichen Gründen, wie die Geschäftsleitung betont. Braunkohle soll um etwa ein Drittel billiger sein. Allerdings ist der CO2 - Ausstoß auch deutlich höher.
20 Jahre lang gehörte das Asphaltwerk am Süberweg zu den klimafreundlichsten Anlagen seiner Art, weil die Brenner mit dem CO2 - ärmeren Erdgas betrieben wurden. Unbemerkt von der Öffentlichkeit, hat AMO den Betrieb am Fuße des Piesbergs auf den neuen Brennstoff umgerüstet. Ein Schritt, zu dem sich auch die meisten Betreiber vergleichbarer Anlagen entschieden haben, als die Energiepreise in den vergangenen Jahren immer weiter nach oben kletterten.
In der Mischanlage werden die Splitte für den Straßenbau auf 140 Grad erhitzt. " Wir brauchen viel thermische Energie", sagt AMO-Geschäftsführer Rolf Schneider. Ziel der Umstellung sei es gewesen, die Wirtschaftlichkeit zu erhöhen. Seit 2007 werde mit dem preiswerteren Braunkohlenstaub gefeuert, allerdings nicht ausschließlich.
1600 Tonnen CO2 mehr
Schneider will sich nicht in die Karten blicken lassen, wenn es um Jahresabsatz und Energieverbrauch geht. Den zusätzlichen CO2 - Ausstoß beziffert er mit 1600 Tonnen pro Jahr. Zum Vergleich: Die alten Windräder auf dem Piesberg haben mit ihrer Stromproduktion jährlich zu einer CO2 - Entlastung von 3200 Tonnen beigetragen, die neuen sollen es sogar auf 11 850 Tonnen bringen.
Vom Staatlichen Gewerbeaufsichtsamt Osnabrück wurde die Umstellung auf Braunkohlenstaub anstandslos genehmigt, weil die Anlage dem Bundesimmissionsschutzgesetz entspricht und die Grenzwerte der TA Luft einhält. " Wir müssen genehmigen", sagt Behördenleiterin Gesche Saathoff-Schiche, " CO2 ist in keiner Weise Prüfkriterium".
Für ein solches Genehmigungsverfahren ist heute keine Öffentlichkeitsbeteiligung mehr vorgesehen. Das war anders, als die Industrieanlage 1985 am Süberweg geplant wurde schon damals war Braunkohlenstaub als Brennstoff vorgesehen. Es gab massive Proteste, weil Bewohner der nördlichen Stadtteile eine Verschlechterung der Luftqualität befürchteten. Über Kohlendioxid und Treibhauseffekt wurde vor 25 Jahren zwar noch nicht diskutiert, Schadstoffe wie Schwefeldioxid oder Stickoxide wurden aber als konkrete Gesundheitsgefährdung angesehen.
Aufruhr vor 25 Jahren
Die Eingaben aufgebrachter Bürger brachten den Rat dazu, der geplanten Indus-trieanlage das Einvernehmen zu verweigern. Am Ende gab AMO nach und ließ die Braunkohlenbefeuerung fallen. Um in guter Nachbarschaft zu leben, ließ sich das Unternehmen schließlich auf das umweltfreundlichere, aber teurere Erdgas ein.
Als die Preise für Öl und Gas im vergangenen Jahrzehnt immer neue Rekorde knackten, stellte auch AMO die Weichen für den preiswerteren Brennstoff. Geschäftsführer Rolf Schneider sieht darin keinen Grund zur Aufregung: " Das ist bei modernen Asphaltmischwerken Stand der Technik", sagt er, deutschlandweit werde inzwischen jede neue Anlage mit Braunkohlenbefeuerung geplant.
Stabile Kohlepreise
Zugleich rüsten die Betreiber immer mehr alte Anlagen um. Die Rheinbraun Brennstoff GmbH (RBB) weist darauf hin, dass die Investitionen für Silo, Dosieranlage und Brenner nur bei etwa 250 000 Euro lägen. Damit amortisiere sich die Umstellung meist schon nach zwei bis drei Jahren. Während die Preisentwicklung bei Öl und Gas vom Weltmarkt und von politischen Unwägbarkeiten beeinflusst werde, könnten Braunkohle-Abnehmer mit stabilen Preisen kalkulieren.

Bildttext: Baumaterial für die Straßen der Region liefert das Asphaltmischwerk Osnabrück. Befeuert wird es jetzt mit Braunkohle. Foto: AMO

Hier läuft etwas schief
Die Prüfer der Staatlichen Gewerbeaufsicht konnten gar nicht anders, als die Umstellung von Gas auf Braunkohle im Asphaltmischwerk zu genehmigen. Rechtlich ist es nicht zu beanstanden, wenn sich ein Betrieb entschließt, den billigeren Brennstoff zu verfeuern. Schließlich machen es die anderen genauso. Und niemand will ins wirtschaftliche Hintertreffen geraten.
Aber wenn jeder Einzelne in diesem Prozess die Entscheidung als richtig und unabwendbar betrachtet, offenbart der Blick aufs Ganze eine gravierende Fehlentwicklung. Was wir brauchen, sind Verfahren, die nicht mehr, sondern weniger CO2 freisetzen. Wenn eine ganze Branche den Rückwärtsgang einlegt, ist das fatal. Hier helfen nur präzise Vorgaben aus der Politik, etwa die Einbeziehung der Asphaltmischwerke in den Emissionshandel.
Das Beispiel aus Osnabrück zeigt zudem auf, dass der vom Land propagierte Bürokratieabbau auch zum Abbau der Bürgerbeteiligung geführt hat. Das ist wirtschaftsfreundlich, schadet aber der Demokratie.

Asphaltwerk stellt um: Mehr Kohlendioxid
Osnabrück. Das Asphaltmischwerk Osnabrück hat seine Feuerung von Erdgas auf Braunkohlenstaub umgestellt. Dadurch wurden jährlich etwa 1600 Tonnen mehr Kohlendioxid in die Luft geblasen. Die 2007 vorgenommene Umstellung begründet die Firmenleitung mit den in der Vergangenheit ständig gestiegenen Kosten für Gas und Öl. Auch die meisten Betreiber vergleichbarer Anlagen hätten inzwischen umgestellt, um die Wirtschaftlichkeit zu erhöhen. Bei der Planung der Industrieanlage 1985 war ebenfalls Braunkohlenstaub vorgesehen worden. Damals hatten jedoch Eingaben aufgebrachter Anlieger den Rat dazu bewogen, die Zusage zu verweigern. Deshalb stieg das Unternehmen auf das umweltfreundlichere, aber teurere Erdgas um. Damit war das Werk lange eines der klimafreundlichsten seiner Art.
Autor:
Rainer Lahmann-Lammert
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