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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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aus Zeitung:
Inhalt:
Überschrift:
Schneeballschlacht im Treppenhaus
Zwischenüberschrift:
Nichts geht mehr auf den Baustellen: Frost legt Arbeiten lahm – Verzögerungen von bis zu vier Wochen
Artikel:
Kleinbild
Originaltext:
Osnabrück. Das Treppenhaus liegt voll Schnee, der eisige Wind pfeift durch das Gebälk: Nichts geht mehr auf der Baustelle von Sebastian Bröcker in Voxtrup. Der Dauerfrost hat die Arbeiten an seinem Einfamilienhaus lahmgelegt. Einziger Trost: Andere Bauherren teilen das Schicksal.
" Hier ist das Wohnzimmer und da das Arbeitszimmer", erklärt Bröcker bei einem Rundgang durch sein zukünftiges Zuhause. Türen, Fenster, Tapeten alles fehlt, mehr als ein Rohbau steht noch nicht. Eigentlich hätte der Bauherr schon viel weiter sein wollen. " Aber dann kam der Winter."
Seit dem 17. Dezember des vergangenen Jahres ist kein Fortschritt mehr zu verzeichnen. Nicht einmal der Termin für das Richtfest konnte eingehalten werden, da der halbe Dachstuhl am eingeplanten Datum der Feierlichkeit noch fehlte. Als das Thermometer Anfang Januar dann für wenige Tage über null Grad kletterte, schöpfte Bröcker schon Hoffnung: " Ich dachte, es geht endlich weiter." Er sollte sich getäuscht haben. Der Frost kam zurück.
Die ausführende Baufirma hatte ihm eigentlich zugesagt, dass das Haus innerhalb von sieben Monaten steht. Das hieße, im Juni dieses Jahres könnte der Vater mit Frau und Sohn Fritz die neuen vier Wände beziehen. " Daraus wird wohl nichts. Wir sind froh, wenn das Haus Ende Juli fertig wird."
Kein Richtfest
Glück im Unglück: Seine Mietwohnung in Osnabrück hatte Bröcker noch nicht gekündigt. " Das haben wir jetzt erst einmal verschoben", so der Häuslebauer, der von Beruf Lehrer ist. Immerhin hat Familie Bröcker inzwischen mit den neuen Nachbarn feiern können. Statt eines Richtfestes hatte man eine Rohbauparty organisiert. " Die fiel aufgrund der Temperaturen allerdings recht kurz aus."
Natürlich steht Bröcker mit diesen wetterbedingten Problemen nicht alleine da. Das Unternehmen " Planen und Bauen", das ihm sein Haus schlüsselfertig übergeben will, hat nach Auskunft von Architekt Hans-Hubert Schulte momentan rund 35 Baustellen. Auf etwa 20 davon " passiert derzeit gar nichts", erklärt Schulte.
Ein Puffer von zwei bis drei Wochen sei bei jedem Bauvorhaben eingeplant, doch dieser langatmige Winter sei ein Ausnahmefall: " So etwas kann man einfach nicht einplanen." Trotz Frost die Maurerkelle auf den Baustellen schwingen zu lassen mache keinen Sinn: " Da riskiert man langfristige Qualitätsprobleme mit dem verbauten Material, und außerdem ist den Bauarbeitern das Arbeiten nicht zuzumuten." Die derzeitige Situation ist allerdings nicht nur für die Bauherren ärgerlich. Schulte: " Wir verdienen kein Geld, wenn es auf den Baustellen nicht weitergeht."
Ortswechsel in die Innenstadt: Selbst die Osnabrücker Justiz hat der Winter in Haft genommen. Seit Monaten versteckt sich die Fassade des Landgerichtes hinter einer Art Bauvorhang. Und nach Auskunft von Landgerichtssprecherin Susanne Kirchhoff wird dieser Hauch von Christo noch ein wenig länger am Neumarkt wehen.
Eigentlich war geplant, die Sanierung von Dach, Fassade und Fenstern bis Ostern abzuschließen. Doch der Dauerfrost hat den Zeitplan durchkreuzt. " Wir rechnen mit einer Verzögerung von rund einem Monat", sagt Kirchhoff. Damit würde sich die " Enthüllung" des Gebäudes bis Mitte Mai hinauszögern.
Doppeltes Pech: Ziel der Sanierung war unter anderem, die Heizkostenrechnung des Landgerichtes zu drücken. Deswegen sollten natürlich entsprechend der Denkmalschutzvorgaben die Fenster aufgearbeitet und das Dach isoliert werden. Doch diese Arbeiten setzen laut Kirchhoff Außentemperaturen von plus fünf Grad Celsius voraus. " Außerdem darf das Gerüst bei diesem Wetter aus Sicherheitsgründen nicht betreten werden." Dementsprechend wird dieser Winter bei den Heizkosten wohl noch einmal richtig zu Buche schlagen.
Die nächste eingefrorene Baustelle: An der Autobahn 1 rauscht der Verkehr derzeit an verlassenen Baufahrzeugen vorbei. " Es kann nur sehr eingeschränkt gearbeitet werden", erklärt Cord Lüesse von der Niedersächsischen Landesbehörde für Straßenbau und Verkehr in Osnabrück. Der Leiter der Behörde zeichnet von Dienst wegen für das Vorankommen der umfänglichen Bauarbeiten auf der Schnellstraße verantwortlich.
" Der Winter ist natürlich in unseren Zeitplan eingebaut", sagt er. Ob es zu Verspätungen aufgrund des Dauerfrostes kommen wird, kann Lüesse aber noch nicht absehen: " Da müssen wir einfach abwarten." So viel steht fest: Die Fahrbahnarbeiten im Großen wie im Kleinen stehen derzeit still. " Markierungen auf der Fahrbahn können nur bei über fünf Grad aufgetragen werden, ansonsten verstopfen die Geräte", bringt er ein Beispiel für die Auswirkungen des Winters.
Natürlich heißt das für seine Mitarbeiter und die Bauarbeiter auf den Baustellen nicht, dass sie die Füße vor dem Kamin hochlegen können. Trotz der Kälte finden derzeit Vorbereitungsmaßnahmen statt. So wird etwa Gehölz gefällt, dass den Bauarbeiten nach dem Frost im Weg stehen würde. " Baufeldfreimachung", nennt das Cord Lüesse.
Schwimmbad voll Schnee
Die Vorbereitungen sind auf der Baustelle am Schinkelbad längst abgeschlossen. Das Becken des neuen Solebadesist bereits gut zu erkennen. Doch der runde Behälter beherbergte in den vergangenen Wochen kein 24 Grad warmes Wasser, sondern Schnee. " Wir hatten alles genau geplant", berichtet Alois Buba. Er ist bei den Stadtwerken Osnabrück für Bauprojekte zuständig.
Aber der Frost zog auch durch seine Rechnung eiskalt einen Strich. " Drei bis vier Wochen liegen wir zurück", sagt Buba. Jetzt muss der Zeitplan neu aufgestellt werden. Bisher war vorgesehen, die Osterferien, in denen das Bad geschlossen wird, zu nutzen, um die Fenster am Hauptgebäude zu erneuern. " Ohne die Fenster können wir die Decke im alten Bad nicht wechseln", setzt Buba die Kette der terminlichen Probleme fort, die jetzt gelöst werden müssen.
Und was glauben die Bauherren, wann es weitergeht? Auf die Frage können sie nur mit den Achseln zucken. Einziger Trost: Sie sind mit ihrem Problem nicht alleine. Allerdings ist Sebastian Bröcker der Einzige, der in seinem Treppenhaus eine Schneeballschlacht veranstalten kann.

Bildtext: Wann geht es weiter? Das fragt sich derzeit Alois Buba mit Blick auf die Baustelle am Schinkelbad. Foto: Michael Hehmann

Er nimmt es mit Humor: In Sebastian Bröckers Treppenhaus sammelt sich der Schnee ideal für eine innerhäusliche Schneeballschlacht. Foto: Michael Hehmann

Bleibt erst einmal eingehüllt: Die Fassadensanierung des Landgerichtes verzögert sich. Foto: Jörn Martens

Kein Weiterkommen: Auf der A-1-Baustelle herrscht derzeit Stillstand. Foto: Klaus Lindemann
Autor:
df


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