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1.
Erscheinungsdatum:
02.02.2010
aus Zeitung:
Neue Osnabrücker Zeitung/ Neue OZ
Inhalt:
Georgsmarienhütte
feiert
150-
jähriges
Bestehen:
Hier
ein
historischer
Rückblick.
Überschrift:
Neue Gemeinde sollte Konflikte lösen
Zwischenüberschrift:
Moralische "Übelstände" geben vor 150 Jahren den Anstoß zur Gründung Georgsmarienhüttes
Artikel:
Originaltext:
Georgsmarienhütte.
Vier
Jahre
ist
es
her,
dass
das
Stahlwerk
groß
das
150-
jährige
Bestehen
feierte.
Jetzt
steht
das
nächste
große
Jubiläum
an:
Am
1.
Mai
2010
ist
es
eineinhalb
Jahrhunderte
her,
dass
offiziell
die
Gemeinde
Georgsmarienhütte
gegründet
wurde.
Ein
historischer
Rückblick
von
Inge
Becher,
Leiterin
des
Museums
Villa
Stahmer.
Georgsmarienhütte.
Als
1856
das
Eisenhüttenwerk
auf
Malberger
Gemeindegrund
gebaut
wird,
herrscht
Chaos.
In
die
400
Einwohner
umfassende
Gemeinde
Malbergen
strömen
zu
Beginn
der
Bauarbeiten
rund
1000
Handwerker.
Noch
einmal
600
bis
800
Bergleute
nehmen
in
den
umliegenden
Gemeinden
Quartier,
um
Kohle
und
Eisenerz
abzubauen.
Die
Einheimischen
sind
nicht
glücklich
über
König
Georgs
Idee,
ausgerechnet
hier
die
"
vaterländische
Industrie
zu
heben"
und
ein
Eisenhüttenwerk
zu
bauen.
Die
Menschen
in
der
Region
bezeichnen
das
Werk
als
"
Unglück
für
Gegend"
,
und
renitente
Oeseder
versuchen
sogar,
einen
Schornstein
umzuwerfen.
Den
aus
dem
Harz
stammenden
Fremden
gewähren
sie
nur
zu
völlig
überzogenen
Preisen
Kost
und
Logis.
Denen
bleibt
nichts
anderes
übrig,
als
den
Wucher
mitzumachen,
denn
der
Bau
werkseigener
Wohnungen
verzögert
sich.
In
Hannover
hat
man
vergessen,
den
Ausbau
der
Arbeiterkolonie
im
Finanzplan
einzukalkulieren.
Lediglich
eine
Hauszeile
auf
dem
Osterberg,
auf
Oeseder
Gemeindegrund
gelegen,
wird
in
aller
Eile
hochgezogen.
Als
König
Georg
einen
weiteren
Zuschuss
für
den
Aufbau
des
Werkes
gewährt,
kann
auf
der
anderen
Seite
der
Anlagen
weitergebaut
werden.
Es
entstehen
32
Häuser
mit
98
Wohnungen,
wo
die
ersten
Arbeitskräfte
der
Georgsmarienhütte
eine
Bleibe
finden.
Doch
es
kehrt
keine
Ruhe
ein.
Bei
den
Vorstehern
der
umliegenden
Gemeinden
gehen
pausenlos
Beschwerden
ein:
In
Hagen
bleibt
die
evangelische
Leiche
des
Bergmanns
Arndt
stehen,
weil
die
Hagener
sich
weigern,
ihn
in
katholisch
geweihter
Erde
zu
bestatten.
Auch
die
Wege-
und
Wassernutzung
führt
zu
Konflikten.
Es
werden
Holzdiebstahl,
Bettelei
und
Hausiererei
gemeldet.
In
Malbergen
kommt
es
zu
Beschwerden
über
die
Störung
der
Sonntagsruhe.
Die
Hochöfen
dürfen
nicht
ausgehen
und
arbeiten
nicht
nur
Tag
und
Nacht,
sondern
auch
an
allen
Sonn-
und
Feiertagen.
Eine
Zeiteinteilung,
für
die
die
katholische
Landbevölkerung
kein
Verständnis
hat.
Überhaupt
diese
protestantischen
Arbeiter!
Dass
sie
über
Land
ziehen
und
sich
die
nicht
erbberechtigten
und
daher
sitzen
gebliebenen
Mädchen
von
den
umliegenden
Höfen
zu
Frauen
nehmen,
macht
sie
nicht
beliebter.
Menschen
ohne
Land,
die
nur
von
ihrer
Hände
Arbeit
leben,
traut
man
nicht
zu,
eine
Familie
zu
ernähren.
Das
sehen
die
Gemeindevorsteher
genauso
und
erteilen
den
Arbeitssuchenden
nur
ungern
das
Wohnrecht.
Der
Verwaltungsrat
des
Werkes
muss
mehrfach
einschreiten,
denn
Arbeitskräfte
werden
in
der
Aufbauphase
händeringend
gesucht.
Noch
öfter
verweigern
die
Gemeinden
aber
Heiratswilligen
den
Trauschein,
ohne
den
kein
Paar
die
Ehe
eingehen
konnte.
Zu
groß
ist
die
Sorge,
sich
Menschen
in
die
Gemeinde
zu
holen,
die
später
als
Familie
der
Armenkasse
zur
Last
fallen.
Eine
Kündigung
wegen
Unpünktlichkeit,
Trunksucht
oder
Arbeitsunfähigkeit
könnte
hohe
Kosten
für
die
Gemeindekasse
bedeuten.
Kosten,
an
denen
das
Werk
nicht
verpflichtet
ist,
sich
zu
beteiligen.
Es
befindet
sich
in
der
Mitte
des
19.
Jahrhunderts
in
einem
wahren
Steuerparadies.
Da
das
Steuerrecht
den
Typ
Industrieunternehmen
noch
nicht
kennt,
wird
das
Werk
nach
Fläche
veranlagt.
So
zahlt
es
bis
zur
Gemeindgründung
eine
Summe
von
14
Reichstalern,
3
Groschen
und
7
Pfennigen
pro
Jahr,
den
Gegenwert
des
Brotbedarfs
einer
fünfköpfigen
Familie
im
Monat.
Die
Angst
der
umliegenden
Gemeinden
ist
nicht
unbegründet
und
ihre
finanzielle
Belastung
während
der
Gründungsphase
nicht
von
der
Hand
zu
weisen.
Als
der
Verwaltungsrat
des
Georgs-
Marien-
Bergwerks-
und
Hüttenverein
10.
Juli
1857
ein
"
Gehorsamstes
Gesuch
auf
Bildung
einer
eigenen
Gemeinde"
stellt,
sind
sich
in
der
Sache
alle
einig:
Um
die
zahlreichen
Konflikte,
die
sich
beim
Aufbau
des
Werkes
ergeben,
leichter
lösen
zu
können,
muss
eine
eigene
Gemeinde
gebildet
werden.
Aber
die
Sache
zieht
sich
hin.
Ämter,
Landdrostei,
Gemeinden
und
das
Werk
legen
ihr
Interesse
an
der
Gemeindebildung
vor
dem
Innenministerium
mehrfach
dar,
und
nichts
geschieht.
Möglicherweise
wartet
man
in
Hannover
auch
nur
ab,
bis
das
Werk
auf
einigermaßen
sicheren
Füßen
steht.
Fast
jährlich
muss
König
Georg
einen
neuen
Zuschuss
gewähren.
Doch
dann
bringt
ein
Brief
Bewegung
in
die
Sache.
Am
21.
September
1859
schreibt
der
Iburger
Schlossprediger
Schmerfeld
an
das
königliche
Konsistorium,
welches
die
Gemeindebildung
bearbeitet:
"
Unter
den
moralischen
Uebelständen,
welche
bei
den
protestantischen
Arbeitern
des
Georgs-
Marien-
Hütten-
und
Bergwerksvereins
sichtbar
hervorgetreten
sind,
ist
die
Unzucht
eine
der
vorzüglichsten."
Dahinter
steckt
Folgendes:
Bekommen
zwei
von
der
zuständigen
Gemeinde
keinen
Trauschein,
weil
die
Gemeinde
Angst
hat,
dass
Verdienst
und
Arbeitsfähigkeit
des
Arbeiters
nicht
ausreichen,
um
eine
Familie
zu
ernähren,
dann
gehen
die
beiden
eben
eine
außereheliche
Verbindung
ein,
d.
h.,
sie
treiben
"
unzüchtigen
Verkehr"
und
heiraten
später,
sobald
die
Gemeinde
bereit
ist,
den
Trauschein
auszustellen.
Nicht
selten
treten
Paare
dann
aber
bereits
mit
Nachwuchs
vor
Schmerfelds
Traualtar.
Ein
moralischer
"
Uebelstand"
,
der
sofortige
Abhilfe
verlangte.
Entwürfe
für
ein
Gemeindestatut
werden
über
Land
geschickt,
verbessert,
ergänzt
und
schließlich
verkündet.
Am
1.
Mai
1860
tritt
es
in
Kraft.
Die
neue
Gemeinde
heißt
genau
wie
das
Werk
"
Georgsmarienhütte"
,
und
da
das
Werk
alle
Kosten
trägt,
hat
es
auch
das
Sagen.
Die
Erteilung
von
Wohnrecht,
Trauschein
und
Gewerbezulassungen
geschehen
nun
ganz
im
Interesse
des
Werkes.
Der
Ausbau
des
Ortes
beginnt.
So
wie
die
Konjunktur
es
zulässt,
wird
gebaut:
Ein
Park,
das
Gesellschaftshaus
(Kasino)
,
eine
Kirche
(Lutherkirche)
,
ein
Krankenhaus
(Diakoniekrankenhaus)
,
ein
Freibad
(Waldbad)
und
eine
Volksschule.
Aus
der
Mittelschule
geht
später
die
Realschule
am
Carl-
Stahmer-
Weg
hervorgeht.
Viele
Vereine
werden
gegründet,
die
sich
vor
allem
um
eine
sinnvolle
Freizeitbeschäftigung
der
Menschen
im
Ort
kümmern.
Von
diesen
Vereinen
existieren
heute
noch
der
TVG,
der
Männergesangverein
Liedertafel,
der
Orchesterverein
und
der
Verschönerungsverein.
Ob
dem
"
unzüchtigen
Verkehr"
mit
der
Gemeindegründung
tatsächlich
ein
Ende
bereitet
wurde,
sei
dahingestellt,
von
einem
"
Unglück
für
die
Gegend"
spricht
aber
in
Bezug
auf
Georgsmarienhütte
schon
lange
niemand
mehr.
Bildtext:
Eine
der
ältesten
Darstellungen
des
Stahlwerkes
Georgsmarienhütte
zeigt
dieses
Bild,
das
um
1870
entstanden
ist.
Foto:
Museum
Villa
Stahmer.
Am
Osterberg,
auf
Oeseder
Grund,
entstanden
die
ersten
Arbeiterwohnungen.
An
den
Außenwänden
wurden
sie
mit
Tonziegeln
versehen.
Aufnahme
um
1915.
Foto:
Archiv
Werner
Beermann
Die
Alte
Kolonie
wurde
schnell
hochgezogen,
nachdem
die
Zugezogenen
bei
den
Einheimischen
nur
zu
völlig
überzogenen
Preisen
wohnen
konnten.
Foto:
Archiv
Beermann
Er
war
blind
und
bewies
mit
dem
Bau
des
Stahlwerks
dennoch
Weitblick:
König
Georg
V.
von
Hannover.
Das
Originalgemälde
befindet
sich
im
Historischen
Museum
Hannover.
Autor:
Inge Becher