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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Inhalt:
Überschrift:
Massenimpfung gegen Schweinegrippe?
Zwischenüberschrift:
Osnabrücker Uni-Professor zum Gesundheitsschutz der Bevölkerung
Artikel:
Kleinbild
Originaltext:
Osnabrück. Droht uns eine Schweinegrippe oder wie wir korrekter sagen H1N1-Pandemie?
Nein, natürlich droht sie uns nicht, wir haben sie seit dem 1. Halbjahr 2009 schon längst ausgehend von Mexiko und auf die ganze Welt übergreifend. Diese H1N1-Pandemie ist von der WHO gerne als eine Art globale Übung genutzt worden, auch weil schon seit vielen Jahren interessierte Forscher darauf warten, eine ähnliche Situation zu finden, wie wir sie am Ende des Ersten Weltkrieges mit der Spanischen Grippe hatten. Man kann positiv vermerken, dass wir die derzeitige Epidemie oder Pandemie nutzen können, um zu sehen wo die Probleme beim Schutz der Gesamtbevölkerung sind.
Die aktuellen Daten aus den USA kommen von den " Centers for Disease Control". 22 Millionen Menschen in den USA waren bisher angesteckt, und es hat 4000 Tote gegeben. In Deutschland gibt es Hochrechnungen, nach denen ungefähr 60 000 Menschen infiziert worden sind, die Dunkelzahl wird natürlich wie immer höher sein. 18 Tote sind bisher, Stand 13. November 2009, zu beklagen.
Wenn man diese Zahlen in Relation sieht, ist es so, dass die Sterberate in Deutschland doppelt so hoch ist wie die Sterberate, die für die USA ausgemacht wurde. Wenn man das Ganze aber in Relation zu anderen Erkrankungen setzt, handelt es sich bisher um eine harmlos verlaufende Erkrankung. Die Virusmutation, die befürchtet wird, hat hier bisher nicht stattgefunden. Wie Erfahrungen aus Australien und der bisherige Verlauf in Deutschland zeigen, ist im Moment der übliche Krankheitsverlauf etwas stärker als der bei einer normalen Erkältung. Prognostizierte Risiken und schwere Verläufe sind in größerer Zahl in Deutschland bisher noch nicht aufgetreten.
Zur zweiten Frage: Ist eine Massenimpfung gegen die Schweinegrippe empfehlenswert? Aus epidemiologischer Sicht ist es natürlich sinnvoll, sich gegen eine Erkrankung zu schützen, gegen die man sich impfen lassen kann. Die Bundesregierung musste vor circa einem halben Jahr eine Entscheidung bezüglich der Impfungen fällen. Hier war man sehr optimistisch, und 50 Millionen Impfchargen wurden geordert auf dem Hintergrund der Tatsache, dass sich gegen die reguläre Grippe vielleicht 20 Prozent der Bevölkerung impfen lassen. Das Problem ist, dass wir Ende des Jahres 2009 gar keine Massenimpfungen durchführen konnten, weil für eine solche Maßnahme nicht genügend Impfstoff zur Verfügung stand. Durch die dramatisierende Berichterstattung, vor allem auch in der Boulevard-Presse, ist es dann dazu gekommen, dass in einigen Gebieten ein Massenandrang an den Impfstellen eingesetzt hat und so die Empfehlungen der ständigen Impfkommission ausgehebelt wurden.
Diese sagt nämlich, dass besonders chronisch Kranke geimpft werden sollen. Aber kein Hausarzt kann eine Impfsprechstunde durchführen, eine Triage durchführen und dann sagen: " Du kriegst die Spritze und du nicht." Das funktioniert natürlich nicht. Man konnte nur appellieren, dass diejenigen, die gesund sind, auf eine Impfung zugunsten wirklich bedürftiger chronischer Kranker verzichten.
Abschließend noch ein Wort zur ständigen Impfkommission: Es wurde empfohlen, Schwangere zu impfen, aber auf dem deutschen Markt ist überhaupt noch kein Impfstoff für Schwangere zugelassen. Also auch dort haben wir insgesamt sehr viel Theorie. Die Praxis sieht manchmal anders aus.
Ein Abend voller Wissen war das 2. Osnabrücker Wissensforum. Auf Einladung der Neuen OZ und der Uni beantworteten 32 Professoren im Zentrum für Umweltkommunikation Fragen unserer Leser. Die Antworten drucken wir in dieser Serie ab.

Bildtext: Apl. Prof. Dr. Henning Allmers, Fachbereich Humanwissenschaften, Gesundheitswissenschaften. E-Mail: hallmers@ uni-osnabrueck.de Internet: www.uni-osnabrueck.de/ 3595.html Foto: Michael Hehmann
Autor:
Henning Allmers


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