User Online: 2 | Timeout: 08:52Uhr ⟳ | Ihre Anmerkungen | NUSO-Archiv | Info | Auswahl | Ende | AAA  Mobil →
NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Datensätze des Ergebnis
Suche: Auswahl zeigen
Treffer:1
Sortierungen:
Anfang der Liste Ende der Liste
1. 
(Korrektur)Anmerkung zu einem Zeitungsartikel per email Dieses Objekt in Ihre Merkliste aufnehmen (Cookies erlauben!)
Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Inhalt:
Überschrift:
Überragend: Der alte Theatergiebel
Zwischenüberschrift:
Ansichtskarte von 1913 zeigt das Kaiser-Café und das Hotel Dütting am Nikolaiort
Artikel:
Kleinbild
Originaltext:
Osnabrück. Einen ungewöhnlichen Blick auf den Nikolaiort und den Straßenzug Domhof zeigt die Ansichtskarte, die 1913 versendet wurde. Ungewöhnlich, weil hier der südliche Giebel des Theaterbühnenturms noch in seiner ursprünglichen Form zu sehen ist. Eine Ansicht, die es so seit 1947 nicht mehr gibt.
Von Birte Hoffmann
Osnabrück. Mächtig, durch den imposanten Giebel wie eine Krone wirkend, erhebt sich der Bühnenturm neben dem Domturm am rechten Bildrand. Das Theater wurde nach einem Vorentwurf von Martin Dülfer unter Planung und Leitung von Stadtbaumeister Friedrich Lehmann errichtet und im Jahr 1909 eröffnet.
Die Jugendstilgiebel waren auf Fernwirkung erdacht. Sie korrespondierten mit den markanten Dächern ihres Umfeldes: den Türmen des Domes, der Marienkirche sowie den Dächern des Rathauses und der Treppengiebelhäuser am Markt.
Zwar haben beide Giebel die Zerstörungen des Zweiten Weltkrieges weitgehend unbeschadet überstanden, im Zuge des Wiederaufbaus des Theaters wurden sie jedoch 1947 abgetragen. Diese Bausünde zu korrigieren, hat sich der Förderverein Jugendstilgiebel des Architekten- und Ingenieurvereins (AIV) zur Aufgabe gemacht.
Mithilfe von Sponsoren konnte man bereits die beiden Treppenhausdächer mit grünen Kupferblechen neu eindecken. Leider reichten die Mittel nicht, um den Wiederaufbau der Jugendstilgiebel pünktlich zum 100-jährigen Bestehen des Osnabrücker Theaters zu realisieren. An ihrem großen Ziel arbeiten die Vereinsmitglieder jedoch weiter. Eine wie auf der historischen Postkarte festgehaltene Ansicht von Süden wäre heute dennoch nicht mehr möglich, denn das Gebäude davor würde den Theatergiebel verdecken.
Auch anderes unterscheidet den historischen vom aktuellen Blick, obwohl die Straßensituation grundsätzlich ähnlich geblieben ist. Rechts ist ein Teil des Gösling′schen Hauses zu sehen, in dem auch das beliebte " Kaiser-Café" untergebracht war. Links daneben, nur durch die schmale Schwedenstraße getrennt, stand das hervortretende Gebäude des renommierten Hotels Dütting. Auf der Fassade stand " Joh. Casp. Düttings Hotel Berg Aetna".
Ein rustikal gehaltener Schank- und Speiseraum lud nicht nur sonntägliche Kirchgänger des Domes zum Verweilen ein. Zudem gab es einen großen Festsaal. Die Höhe des Saales, dessen neogotische Einrichtung und die spitzbögigen Fenster erinnerten die Besucher unwillkürlich an das Innere einer Kirche. Zu Recht: Einst stand auf dem Nikolaiort die namensgebende Begräbniskapelle St. Nicolai. Gegen Ende des 18. Jahrhunderts wurde sie wegen Baufälligkeit abgerissen und durch eine neue Dompropstei ersetzt. Diese wiederum soll zum Teil im Hotel " Dütting" erhalten geblieben sein. Dies war neben der direkten Nähe zum Dom vielleicht ein Grund, weshalb so mancher Domherr hier gerne einkehrte und auch die Osnabrücker Bischöfe sollen ab und zu hierher eingeladen haben.
Diese Gebäude sind längst aus dem Stadtbild verschwunden, ebenso wie die Gleise der Straßenbahn, die damals den Nikolaiort noch überquerten und über den Domhof führten.
Auch das Geschäfts- und Wohnhaus, das am linken Bildrand zu sehen ist, wurde durch ein neues ersetzt. In dem Eckhaus konnte man zu früheren Zeiten bei J. Kiefers Zigarren-, Tabak- und Papierhandlung einkaufen.
Fotografiert ist die Ansicht übrigens aus den Geschäftsräumen des Kaufhauses Schäffer. Das Familienunternehmen, das heute in fünfter Generation geführt wird, hatte damals wie heute seinen festen Platz an der Ecke Nikolaiort und Große Straße.

Bildtext: Der Nikolaiort vor fast 100 Jahren: Vom Haus Schäffer aus fällt der Blick zum Domhof. Das vorspringende Gebäude rechts ist das Hotel Dütting, das vom Theatergiebel überragt wird. Die Ansichtskarte stammt aus der Sammlung von Helmut Riecken.

Die Fluchtlinien sind geblieben, die Gebäude haben sich verändert. Der Blick vom Nikolaiort zum Domhof aus heutiger Perspektive. Foto: Gert Westdörp
Autor:
Birte Hoffmann


Anfang der Liste Ende der Liste