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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Inhalt:
Überschrift:
Bergmann will′s noch mal versuchen
Zwischenüberschrift:
Neumarkt: Immobilienkaufmann als Projektentwickler im Gespräch – Pistorius: Sensibler Prozess
Artikel:
Kleinbild
Originaltext:
Osnabrück. Der Osnabrücker Immobilienkaufmann Dr. Theodor Bergmann ist als Projektentwickler für den Neumarkt im Gespräch. Es soll aber noch weitere Interessenten geben.
Von Rainer Lahmann-Lammert
Osnabrück. Bergmanns Grundstücks- und Immobiliengruppe gehören zahlreiche Geschäfte in der Innenstadt. Schon in der Vergangenheit hatte sich der Osnabrücker Kaufmann für eine Umgestaltung des Neumarkts eingesetzt, unter anderem mit dem spektakulären Vorschlag, einen Tunnel für Autos zu bauen.
Mehrfach hat Bergmann zudem Interesse bekundet, auf der Fläche vor dem Neumarkt-Carrée (Hennes & Mauritz) einen Neubau zu errichten. Jetzt verhandelt die Stadt mit ihm über einen Kaufvertrag für das Grundstück und über einen städtebaulichen Vertrag zu Gestaltungsfragen.
Nach Informationen unserer Zeitung hat sich der Osnabrücker Immobilienkaufmann gemeinsam mit einem Partner auch als Projektentwickler für den Neumarkt angeboten. Oberbürgermeister Boris Pistorius wollte das gestern weder bestätigen noch dementieren: " Wir sind in der sensibelsten Phase des ganzen Prozesses." Zudem hätten weitere Unternehmen Interesse angemeldet.
" Wir sind interessiert"
Bergmanns Büro, die dbi Grundbesitzverwaltungs- und Projektidee GmbH, schickte uns gestern auf Anfrage ein Statement, das sich als unverbindliche Bestätigung werten lässt: " Bekanntermaßen ist unsere Immobiliengruppe Eigentümerin verschiedener am Neumarkt gelegener Immobilien und besitzt Sondernutzungs- und Gestattungsrechte an der Neumarkt-Passage. Insofern dürfte nachvollziehbar sein, dass auch uns interessiert, was zukünftig am Standort Neumarkt geschieht."
Bestätigt wurde hingegen, dass die Immobiliengruppe inzwischen das Gebäude am Eingang zur Johannisstraße erworben hat, das mit seiner 60er-Jahre-Optik und den grünen Kacheln von vielen Architekten belächelt wird. In früheren Konzepten hatte das Berliner Planungsbüro Gewers, Kühn und Kühn dieses Areal zwischen Neumarkt und Seminarstraße einschließlich der leer stehenden Wöhrl-Immobilie als Einkaufscenter vorgesehen. Doch die so bezeichnete " Neumarkt-Galerie" scheiterte schon an den Eigentumsverhältnissen.
Die ehemalige Wöhrl-Immobilie gehört der Archon Group, einer mit der Goldman Sachs Group verbundenen Gesellschaft. Mit ihr seien schon diverse Gespräche geführt worden, um die Realisierung des Einkaufscenters auszuloten, heißt es in der Stadtverwaltung. Ergebnisse wurden dabei aber bislang nicht erzielt.
Unabhängig von der Frage, wer als verantwortlicher Projektentwickler in Erscheinung tritt, hat die Stadt jetzt einen Zeitplan für die Neugestaltung aufgestellt. Schon bald will sie einen Gestaltungswettbewerb ausschreiben, der sich wegen der noch offenen Fragen zunächst aber auf die Oberflächengestaltung von Neumarkt und Johannisstraße beschränken soll, also auf die Anordnung von Fahrspuren und Fußgängerbereichen. In der zweiten Jahreshälfte wollen die Planer eine Bürgerbeteiligung veranstalten. 2011 soll mit der Umgestaltung begonnen werden.
Weiterhin aktuell sind drei Spuren für den Autoverkehr, zwei in Richtung Neuer Graben, aber nur eine in der Gegenrichtung. In der Vorlage für den Stadtentwicklungsausschuss wird eine " weiter gehende stufenweise Reduzierung der Fahrstreifen" nicht ausgeschlossen, um die Option auf eine Stadtbahn oder Straßenbahn zu erhalten.
Derzeit stehen die Planer aber noch vor zahlreichen Unwägbarkeiten, die sich vor allem an Eigentumsfragen festmachen. So kann die geplante Bushaltestelle vor dem ehemaligen Wöhrl-Gebäude nur gebaut werden, wenn sich die Eigentumsgesellschaft auf eine vier Meter breite Arkade einlässt.
Disco im Tunnel?
Auch die Idee von einem Einkaufszentrum zwischen Neumarkt und Seminarstraße lässt sich nur realisieren, wenn noch einige Hürden überwunden werden. Theodor Bergmann müsste nicht nur die Eigentumsgesellschaft der Wöhrl-Immobilie ins Boot holen, sondern auch die Eigentümer weiterer Geschäftshäuser an der Johannisstraße.
Völlig offen ist auch, was aus dem Neumarkttunnel werden soll. In der Stadtverwaltung wird über eine Nutzung als Fahrradparkhaus, private Tiefgarage, Soziales Kaufhaus und Disco nachgedacht oder eine Verfüllung des Hohlraums. So viel ist den Planern klar: Für den Tunnel wird es keine konfliktfreie und kostengünstig umsetzbare Lösung geben.

Bildtext: Seit Jahren geht′s am Neumarkt nicht voran. Jetzt will die Stadt mit einem Gestaltungswettbewerb Bewegung in die Sache bringen. Foto: Gert Westdörp

Der Neumarkt: Konzepte und Gutachten, aber keine Investoren
Der Neumarkt war vor dem Krieg ein mehr oder weniger abgeschlossener Platz. Erst mit dem Durchstich zum Neuen Graben wurde er zur Verkehrsschlagader. Dass die breite Fahrbahn wie eine Schneise zwischen der nördlichen und der südlichen Innenstadt wirkt, wollten die Stadtväter 1964 mit dem Bau des Neumarkttunnels kompensieren. Spätestens in den 90er-Jahren setzte sich die Einsicht durch, dass Fußgänger nicht unter die Erde gehören. Seitdem wird heftig über eine Neugestaltung gestritten. Hier die wichtigsten Stationen:
März 1998: Kaufmann Dr. Theodor Bergmann stellt den Plan für einen Autotunnel unter dem Neumarkt vor und erntet viel Beifall. Doch dann heißt es, die Lösung sei zu teuer, trotz des Tunnels bleibe zu viel oberirdischer Verkehr.
April 2001: Fußgänger dürfen den Neumarkt ebenerdig überqueren.
Juli 2001: Die Stadt legt das Ergebnis eines Bürgergutachtens vor: Der Neumarkt soll für Autos gesperrt werden, Fußgänger bekommen Vorrang. Nach dem Machtwechsel bei der Kommunalwahl wird das Gutachten nicht umgesetzt.
2003/ 2004: Osnabrück diskutiert über ein Einkaufszentrum, das die Firma ECE mit dem Landgericht als Entrée bauen will.
Sommer 2004: Das Berliner Büro Gewers, Kühn und Kühn erhält den Auftrag für die Neugestaltung des Neumarkts. Es entstehen neue Konzepte, aber es fehlen Investoren.
November 2005: Nach einem Umbau für 2, 9 Millionen Euro wird der Neumarkttunnel wiedereröffnet. Der östliche Teil bleibt bis auf einen Durchgang geschlossen.
März 2009: Der Rat beschließt, den Tunnel bis spätestens 2012 zu schließen.
Autor:
Rainer Lahmann-Lammert


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