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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Inhalt:
Überschrift:
Der Schmerz ließ den Ehemann schweigen
Zwischenüberschrift:
Stolperstein erinnert an Rosa Thörner
Artikel:
Kleinbild
Originaltext:
Osnabrück. Seine Gäste setzten ihn unter Druck und schickten seine Frau in den Tod. 1933 hatten die Nationalsozialisten die Macht ergriffen, und einige der hiesigen Größen verkehrten in Bernhard Thörners Gaststätte an der Johannisstraße 36. Ihnen missfiel es, dass ihr Wirt mit einer Jüdin verheiratet war. Damit begann der Leidensweg von Rosa Thörner, der mit ihrer Ermordung in einem Konzentrationslager endete. Jetzt erinnert ein Stolperstein an sie.
Wolfgang Thörner berichtete während der Stolpersteinverlegung, wie die Nationalsozialisten das Familienleben seiner Großeltern zunächst bedrohten und schließlich zerstörten. Rosa Grünebaum aus Oberursel hatte 1920 den katholischen Gastwirt Bernhard Thörner geheiratet. Dass sich seine Frau taufen ließ und sich schließlich Hilda nennen ließ, um keinen Verdacht zu erregen, hielt die Nationalsozialisten nicht auf. Sie setzten den Gastwirt unter Druck. " Mein Großvater wurde gezwungen, sich von meiner Großmutter scheiden zu lassen." Doch die Beziehung zwischen den beiden war damit nicht beendet. Wolfgang Thörner beschrieb, wie sich das Paar vor den vom Rassenwahn getriebenen Machthabern zu schützen versuchte: " Mein Großvater versteckte meine Großmutter in einer Wohnung an der Rehmstraße 80 und besuchte sie heimlich."
Doch retten konnte der Gastwirt seine Frau nicht. Rosa Thörner wurde nach Theresienstadt deportiert und später ermordet vermutlich im Konzentrationslager Auschwitz. Ihr Enkel Wolfgang erinnerte sich, dass sein Großvater ihm von einer offiziellen Nachricht erzählt hatte: Seine Frau sei an plötzlichem Herzversagen gestorben, und er möge Geld für das Begräbnis überweisen. Dies war gängige Praxis: In kaum zählbaren Fällen schrieben Nationalsozialisten solche Todesnachrichten, in denen sie ihre Morde als plötzlichen Tod deklarierten und sich darüber hinaus an den trauernden Angehörigen der Opfer bereicherten.
" Es war ein traumatisches Erlebnis für meinen Großvater. Er konnte kaum darüber reden." Weil der Schmerz ihn zum Schweigen gebracht hatte, erfuhr auch Wolfgang Thörner nicht alles über das Schicksal seiner Großmutter.
Das Schweigen war auch das Thema der Patin dieses Stolpersteins: Katharina Nolte berichtete über die Erfahrungen ihrer Nachkriegsgeneration mit Fragen über die Zeit des Nationalsozialismus an die Eltern. " Es gab keine Antworten das Schweigen wurde zu einer Belastung zwischen den Generationen." Umso wichtiger ist für sie die Erinnerung, denn: " Das Verschweigen tötet noch einmal."

Bildtext: Hier betrieb Bernhard Thörner eine Gastwirtschaft mit seiner Frau Rosa, die Opfer des Nationalsozialismus wurde und vermutlich im KZ Auschwitz ums Leben kam. Jetzt erinnert ein Stolperstein an die Ermordete. Foto: Moritz Münch
Autor:
Jann Weber


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