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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Inhalt:
Überschrift:
Das kleinere Übel
Zwischenüberschrift:
Hausbesitzer nach der Bombensprengung: Schweigen hätte mehr kosten können
Artikel:
Kleinbild
Originaltext:
Von Osnabrück. So eine Bombe kann teuer werden, titelte unsere Zeitung vor rund vier Wochen. Gemeint waren die Forderungen, die Holger Clodius gedroht haben, weil auf seinem Grundstück an der Humboldtstraße ein Blindgänger aus dem Zweiten Weltkrieg gesprengt wurde. Nun ist klar: Günstig kommt Clodius nicht davon, aber es hätte wesentlich schlimmer kommen können.
Wenn man mit Holger Clodius durch seinen Garten geht, mischt sich eine Prise Galgenhumor in seine Sätze. " Wir wollten den Garten sowieso umgestalten", sagt der Mann, der in der Nacht zum 22. Oktober ungewollt zum Hauptdarsteller eines Krimis mitÜberlänge wurde. Ganz kurzfristig mussten damals wegen einer Bombenentschärfung fast der komplette Schinkel und dazu noch ein großer Teil der Innenstadt geräumt werden. Bis zu zehn Stunden harrten viele der Bewohner im Evakuierungszentrum in der Gesamtschule Schinkel aus in der Hoffnung, schnell wieder in ihre Häuser zu kommen.
Diese Hoffnung teilte Holger Clodius, wenn auch sicher unter anderen Voraussetzungen. Wäre eine schnelle Entschärfung möglich gewesen, hätte ihn das sicher nicht so viele Nerven und Geld gekostet. Sprengmeister Thomas Gesk aber verkündete letztlich, dass die Bombe gesprengt werden musste. Der Ausgang ist bekannt: Mit- hilfe von tonnenweise Sand und Strohballen konnten die Detonationsschäden am Haus auf ein Minimum reduziert werden.
Eine Fensterscheibe ging zu Bruch, die Keller- und die Balkontür wurden eingedrückt und Rollladenkästen verschoben. " Das sind überschaubare Schäden", sagt Clodius, der derzeit in Gesprächen mit seiner Gebäudeversicherung steht. Er ist zuversichtlich, dass die die Reparaturkosten übernimmt.
Auch für den Einsatz des Kampfmittelbeseitigungsdienstes muss Clodius nicht geradestehen. Das ist Sache des Landes, sagt Sven Jürgensen, Sprecher der Stadt Osnabrück. Laut Vorschrift hätte Clodius für die Sondierungskosten aufkommen müssen, also für alle Maßnahmen, die bei der Bombensuche getroffen werden. Doch auch hier hatte er Glück im Unglück. Weil ein gefundener Messingring eindeutig auf eine Bombe hindeutete, konnte auf teure Bohrungen verzichtet werden.
Bleiben die Flurschäden. Um Zeit zu sparen, hatte sich der THW in der Bombennacht vom benachbarten Doppelhaus durch drei Gärten zur Bombe durchgeschlagen. Dieser Maßnahme sind Büsche, Beete und einige Bäume zum Opfer gefallen. Für deren Ersatz müssen die jeweiligen Eigentümer der Grundstücke sorgen. Städtische Mitarbeiter haben lediglich Mutterboden auf die verwüsteten Flächen gestreut. Auch Clodius′ Garten ist nicht mehr wiederzuerkennen. Von dem großen Kirschbaum, neben der das Fünf-Zentner-Ungetüm begraben lag, sind nur noch zersägte Stümpfe übrig, von den Rhododendren und Staudenbeeten ist nichts mehr zu sehen, alles eben und schwarzbraun.
" Nächstes Jahr gibt es hier eine Nachbarschaftsfeier", kündigt Clodius an. Dann in einem familiengerechteren Garten, den er über den Winter zusammen mit einem Architekten plant. Aber seine drei Kinder haben mit ihrem Spielzeugbagger anscheinend auch jetzt schon eine Menge Spaß in dem geräumigen Nichts. Mit den Kosten für die Umgestaltung habe er sich noch nicht auseinandergesetzt, fünfstellig könnte das aber schon werden, schätzt Clodius.
Statt aktueller und künftiger Rechnungen beschäftigt die Familie aber viel mehr das Glück, das sie gehabt hat. Dem Hinweis einer Zeitzeugin nachzugehen sei " die goldrichtige Entscheidung" gewesen. " Ich habe mich noch einmal eingelesen: Die Bombe wäreüber kurz oder lang hochgegangen definitiv."
Auch deshalb schickt Clodius einen Appell an alle, die die Zeit der Bombenabwürfe noch miterlebt haben: Jeder, der sich an Blindgänger im Boden erinnert, solle die Behörden informieren. Schweigen könnte mehr kosten als Geld.

Bildtext

Der Garten ist hin, ansonsten halten sich die Schäden nach der Bombensprengung auf dem Grundstück in Schinkel in Grenzen.

Foto: Jörn Martens
Autor:
Hauke Petersen


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