User Online: 2 | Timeout: 02:13Uhr ⟳ | Ihre Anmerkungen | NUSO-Archiv | Info | Auswahl | Ende | AAA  Mobil →
NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Datensätze des Ergebnis
Suche: Auswahl zeigen
Treffer:1
Sortierungen:
Anfang der Liste Ende der Liste
1. 
(Korrektur)Anmerkung zu einem Zeitungsartikel per email Dieses Objekt in Ihre Merkliste aufnehmen (Cookies erlauben!)
Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Inhalt:
Überschrift:
Mit Tränen in den Augen
Zwischenüberschrift:
Erna de Vries berichtete über Konzentrationslager
Artikel:
Kleinbild
Originaltext:
Osnabrück. Es kam so, wie es sich ihre Mutter gewünscht hatte. " Du wirst überleben und erzählen, was man mit uns gemacht hat." Seit elf Jahren berichtet Erna de Vries Schülern von ihrem Leidensweg während des Nationalsozialismus. Gestern war sie in der Agnes-Miegel-Realschule. Die Zehntklässler hörten der 86-Jährigen wie gebannt zu und applaudierten, als sie schließlich von ihrer Befreiung während eines Todesmarsches erzählte.
Da war ihre Mutter längst tot. Sie musste sterben, weil sie Jüdin war. Erna de Vries, die als Halbjüdin galt, war mit ihr ins Konzentrationslager gegangen und setzte alles daran, so lange wie möglich bei ihr zu sein. Die Nationalsozialistentätowierten ihnen Nummern in die Arme. Die für Erna de Vries lautete 50462. " Das war zweifach schmerzhaft." Wegen der gewalttätigenProzedur und " weil ich plötzlich keinen Namen mehr hatte".
Erniedrigung, Hunger, Gewalt und Tod gehörten zum Alltag in den Konzentrationslagern Ravensburg und Auschwitz. " Wenn wir morgens zur Arbeit gingen, lagen Berge von Leichen vor den Krematorien." Eine Schülerin wollte wissen: " Was war das Schlimmste für Sie?" Erna de Vries brauchte nicht lange zu überlegen: " Meine Mutter leiden zu sehen, ohne ihr helfen zu können."
Während eines Todesmarsches durch Mecklenburg Ende April 1945 dachte Erna de Vries, sie würde sterben müssen. Doch dann kamen Amerikaner und sie war frei.
" Was war ihr erster Gedanke?", fragte eine Schülerin, und Erna de Vries antwortete: " Ich wollte nur schlafen. Mit dem Kopf hatte ich die Befreiung erfasst, aber es dauerte, bis es im Gefühl ankam."
Ein Lehrer wollte wissen, wie sie die Kraft fand, in Deutschland zu bleiben. " Ich wurde wegen einer Herzgeschichte behandelt, und dann lernte ich meinen Mann kennen." Mit ihm, der ebenfalls Überlebender von Konzentrationslagern war, zog sie später ins emsländische Lathen, wo sie noch heute lebt. " Mein Mann und ich haben immer wieder über unsere Erlebnisse gesprochen. Das hat uns sehr geholfen."
Wie wirkte ihr Bericht auf die Schüler? Erna de Vries war es wichtig, das zu erfahren. Anastasia, Tim und Viktoria bewunderten " die Kraft" und " den Mut" der 86-Jährigen, über die schlimmste Zeit ihres Lebens zu erzählen. Lisa sagte: " Ich habe Tränen in den Augen gehabt." Fine und Maleen ging es nahe, eine Zeitzeugin persönlich zu erleben: " So kriegen wir eine andere Sicht das ist mehr, als Schulbücher oder Filme uns vermitteln können." Und Damion sagte: " Vielen Dank." So erfüllte sich einmal mehr der Wunsch der Mutter von Erna de Vries.

Bildtext: Das ging ihnen nahe: Nachdem Erna de Vries von ihren Erlebnissen im KZ berichtet hatte, schilderten die Zehntklässler der Agnes-Miegel-Realschule ihre Eindrücke von der Zeitreise in die Geschichte des Nationalsozialismus. Foto: Michael Hehmann
Autor:
jweb


Anfang der Liste Ende der Liste