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1.
Erscheinungsdatum:
04.11.2009
aus Zeitung:
Neue Osnabrücker Zeitung/ Neue OZ
Inhalt:
Ein
Zeitungsredakteur
berichtet
vom
Casting
bei
os1.tv.
Überschrift:
Erwin Lindemann und der Biomüll
Zwischenüberschrift:
Als Zeitungsredakteur beim Casting im Fernsehstudio – ein Erfahrungsbericht
Artikel:
Originaltext:
Osnabrück.
Ich
heiße
Erwin
Lindemann,
habe
im
Lotto
gewonnen,
und
meine
Tochter
eröffnet
nächste
Woche
eine
Herrenboutique
in
Wuppertal.
So
wie
Loriots
Witzfigur
muss
ich
immer
wieder
von
vorne
anfangen.
Ich
habe
mich
auf
ein
Casting
bei
os1.tv
eingelassen.
Mit
Herzklopfen.
Von
Rainer
Lahmann-
Lammert
Osnabrück.
Frisch
geduscht
trete
ich
ein.
Weil
ich
am
Vormittag
mit
der
Müllabfuhr
unterwegs
war.
Und
weil
mir
im
Torfwerk
Schwegermoor
etwas
auf
den
Kopf
gerieselt
ist.
Biomüll,
und
was
da
alles
drin
ist,
das
da
nicht
reingehört.
Mein
Thema
für
eine
Reportage
in
der
Neuen
Osnabrücker
Zeitung.
Und
mein
Einstieg
in
die
Welt
des
Fernsehens.
Casting,
das
Wort
schmeckt
nach
Dieter
Bohlen.
Ich
habe
mich
gefragt,
ob
ich
mir
das
überhaupt
antun
soll,
als
schreibender
Redakteur.
Ich
wollte
noch
nie
Tagesschausprecher
werden,
und
wenn
ich
bei
Terminen
auf
Fernsehleute
stoße,
schüttele
ich
nur
den
Kopf,
warum
sie
zehn
Stunden
drehen,
um
drei
Minuten
zu
senden.
Ich
habe
mich
zum
Casting
angemeldet,
ich
bin
der
Delinquent.
Ein
Opfer
meiner
Neugier.
Und
meiner
Eitelkeit.
Vielleicht,
so
flüstert
mir
mein
Ego
ein,
muss
ich
ja
nur
entdeckt
werden.
Und
alle
Herzen
fliegen
mir
zu.
So
ein
Blödsinn,
kontert
mein
Verstand,
du
machst
dich
lächerlich
–
in
aller
Öffentlichkeit!
Dann
läuft
es
doch
ganz
entspannt
ab.
Von
Claudia
Puzik
habe
ich
nichts
zu
befürchten
als
fürsorgliche
Aufmerksamkeit.
Sie
ist
die
Chefin
von
os1.tv,
sie
richtet
ihre
Stativkamera
auf
mich.
Aber
sie
versteckt
sich
nicht
dahinter,
sondern
hält
den
Blickkontakt.
Für
einen
DSDS-
Kandidaten
wäre
das
Wellness.
Ich
hingegen
mache
mir
das
Leben
schwer,
indem
ich
jedes
Wort
auf
die
Goldwaage
legen
und
trotzdem
locker
erzählen
will.
Aber
ich
komme
langsam
in
Fahrt,
das
Mikrofon
in
der
Hand,
den
Blick
auf
das
schwarze
Objektiv
gerichtet.
Angespornt
durch
Claudia
Puziks
fröhliche
Aufmunterung,
erzähle
ich,
dass
ich
schon
mit
dem
Doppelnamen
zur
Welt
gekommen
bin.
Dass
ich
schon
Redakteur
war,
als
die
Zeitung
noch
im
Bleisatz
hergestellt
wurde.
Und
dass
ich
für
ein
paar
Stunden
den
Müllsündern
auf
der
Spur
war.
Ich
bin
schon
mittendrin,
bei
den
Störstoffen
in
der
braunen
Tonne
und
bei
den
Menschen,
die
diesen
Dreck
am
Band
aussortieren
müssen.
Auf
einmal
stoppt
Frau
Puzik
meinen
Redefluss:
"
Wir
fangen
noch
mal
an."
Ich
soll
erst
sagen,
wer
ich
bin
und
was
ich
mache,
dann
die
Geschichte.
"
Und
kommen
Sie
mal
näher
zur
Kamera!
"
Während
ich
einen
Schritt
vortrete,
werde
ich
gewahr,
dass
ich
auch
von
der
Seite
gefilmt
werde.
Mit
einer
handlichen
Digicam
hält
Studioleiter
Thomas
Sperschneider
fest,
wie
ich
den
Wickert
mache.
Jetzt
bin
ich
drin
in
der
Mühle.
Aber
es
fühlt
sich
an,
als
wäre
nichts
dabei.
Klappe,
die
zweite:
"
Ich
heiße
Rainer
Lahmann-
Lammert,
ich
bin
Redakteur
in
der
Stadtredaktion
der
Neuen
Osnabrücker
Zeitung
. . ."
Stop.
Ebenso
fröhlich
wie
energisch
fällt
mir
die
Chefin
ins
Wort,
ich
kann
es
ihr
gar
nicht
übel
nehmen:
"
Fangen
Sie
an
mit
,
Herzlich
willkommen
auf
os1.tv!
′"
Dritter
Versuch,
ich
erkenne
mich
selbst
nicht
wieder.
Wie
ein
Automat
spule
ich
herunter,
was
ich
am
Vormittag
gesehen
habe.
Welchen
Dreck
manche
Zeitgenossen
den
Müllsortierern
zumuten,
welche
Ausmaße
das
in
bestimmten
Vierteln
annimmt
und
wie
viele
Tonnen
dieser
ekligen
Fracht
nutzlos
hin-
und
hergefahren
werden
müssen.
Ohne
einen
Versprecher
komme
ich
bis
zum
Ende.
Aber
es
fehlt
der
knackige
Akzent,
die
Pointe,
der
Hinweis
auf
die
Zeitung
von
morgen.
Also
noch
einmal
die
Klappe.
Unfallfrei
schaffe
ich
die
ersten
Sätze.
Dann
höre
ich
mich
sagen:
"
Ich
habe
in
den
braunen
Tonnen
auch
elektrische
Geräte
angetroffen
und
sehr
viel
Plastikmüll
. . ."
Moment
mal
–
angetroffen?
Seit
wann
treffe
ich
mich
mit
ausrangierten
Kaffeemaschinen
in
schummerigen
Müllcontainern?
Ich
komme
ins
Stottern,
verhaspele
mich
und
muss
noch
mal
von
vorn
anfangen.
Langsam
begreife
ich,
was
Erwin
Lindemann
passiert
ist,
mit
dem
Loriot
meine
Geschichte
vorweggenommen
hat.
Aber
nein,
beruhigt
mich
Frau
Puzik,
"
das
war
klasse!
".
Sie
zoomt
mein
Gesicht
heran
und
gibt
dazu
ihre
Kommentare
ab:
"
So
schön
kantig"
,
sagt
sie,
"
ein
Charakterkopf,
und
so
authentisch!
"
Das
hat
mir
noch
nie
eine
Frau
gesagt.
Ich
versuche
es
noch
einmal
und
laufe
zur
Hochform
auf.
Erst
das
"
Herzlich
willkommen"
,
dann
die
ganze
Biomüll-
Geschichte,
und
zum
Schluss
der
Satz:
"
Lesen
Sie
meine
Reportage
morgen
in
der
Neuen
Osnabrücker
Zeitung.
Ich
verrate
Ihnen
auch,
wo
es
am
schlimmsten
ist!
"
Das
ist
es,
was
die
Fernsehleute
hören
wollten.
"
Klasse"
,
höre
ich,
"
sehr
gut"
.
Sie
strahlen,
und
mir
fällt
ein
Stein
vom
Herzen.
Hat
ja
gar
nicht
wehgetan,
denke
ich
und
kehre
beschwingt
an
meinen
Schreibtisch
zurück.
Es
bleibt
dabei,
dass
ich
lieber
schreibe
als
in
die
Kamera
zu
sprechen.
Aber
hin
und
wieder
ein
Anreißer
fürs
Internetfernsehen
–
warum
nicht?
Bildtext:
Der
Delinquent
hält
das
Mikrofon:
Zeitungsredakteur
Rainer
Lahmann-
Lammert
(links)
beim
Casting
für
os1.tv
mit
Studioleiter
Thomas
Sperschneider
und
Geschäftsführerin
Claudia
Puzik.
Foto:
Moritz
Münch
Autor:
Rainer Lahmann-Lammert