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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Inhalt:
Überschrift:
Evangelisches Selbstbewusstsein in Stein
 
Lecker, lecker Luther
 
Lukas-Kinder spielen mit
Zwischenüberschrift:
Südstadtgemeinde feiert 100 Jahre Lutherkirche – da fliegen die Bänke aus der Kirche
 
Essen und trinken für den guten Zweck in der ausgeräumten Kirche
 
Tanz in mittelalterlichen Kostümen
Artikel:
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Originaltext:
Osnabrück. Der Bau der Osnabrücker Lutherkirche vor genau 100 Jahren war eine selbstbewusste evangelische Demonstration. Wenige Jahre zuvor hatte das 1. Vatikanische Konzil die Unfehlbarkeit des Papstes festgestellt. Ein paar 100 Meter weiter am Riedenbach war die katholische Josefskirche entstanden. Im Neoromanischen Stil. Die Erbauer der Lutherkirche entschieden sich dagegen bewusst für den damals neuen Jugendstil. Dem 13-jährigen Martin Dahms ist das alles ziemlich egal. Wenn man ihn fragt, was ihm zum Jubiläum 100 Jahre Lutherkirche einfällt, kommen andere Stichwörter.
" Ornamentale Ausmalung", " stilisierte Blüten" " Blattmotive"? " Ich bin jetzt Kindergottesdiensthelfer", das ist es, was der Vorkonfirmand mit dem wuchtigen Bau an der Ecke Miquelstraße/ Iburger Straße verbindet. Auch Elli Meyberg fallen zunächst andere Dinge zur Lutherkirche ein. Sie wurde 1925 in der Lutherkirche getauft und ist im Schatten des Kirchturms aufgewachsen. Seit dem 15. Lebensjahr hat sie sich in den verschiedensten Gruppen der Gemeinde ehrenamtlich engagiert. In der Lutherkirche heiratete sie ihren Mann Edzard Meyberg, der vor einiger Zeit gestorben ist. Im Kellergewölbe des Gotteshauses überstand sie die Bombennächte des Zweiten Weltkrieges. Ihr Mann übernahm von 1962 bis 1988 das Amt des Küsters der Lutherkirche. Und an seiner Seite erlebte sie so manche Schnurre in der Lutherkirche. Zum Beispiel die, dass ihr Mann einmal ein Brautpaar aus der benachbarten Kneipe heranholen musste, während der Pastor schon genervt auf die Hochzeitsgesellschaft wartete. " Herr, ich habe lieb die Stätte deines Hauses", diese Worte des Psalms 26 sind zum Familienspruch der Meybergs geworden.
Und deshalb interessiert sich Elli Meyberg natürlich auch für die Geschichte des Gebäudes. Die Luthergemeinde entwickelte sich als Tochtergemeinde von St. Katharinen. Dort plante man ab 1900 eine vierte Pfarrstelle mit einer Kirche vor dem Johannistor. Am 23. September 1907 begann der Kirchbau. Architekt wurde Karl Christian Friedrich Börgemann aus Hannover. Nach zwei Jahren Bauzeit wurde " St. Luther", wie die Kirche von Gemeindemitgliedern öfter im Scherz genannt wird, am 14. November 1909 eingeweiht. Der erste in der Luthergemeinde tätige Pastor war Hugo Blitz bis 1927, noch als Pastor der vierten Pfarrstelle von St. Katharinen.
Der Bau fiel in eine Zeit, in der es um die Ökumene nicht gut bestellt war. Dieser Konflikt prägte das theologische Konzept, wie Diakon Dirk Hartung schreibt: " Nicht ein Kreuz, sondern der auferstandenen Christus dominiert den Kirchraum." Es ist das einzige Bildmotiv in der Lutherkirche und wurde von Hermann Schaper für die Rückwand der Apsis entworfen. Das Altarkreuz in der Lutherkirche, heute zentrales Gotteshaus der Südstadt-Kirchengemeinde, steht unscheinbar auf der Rückwand des Altars. Die Lutherkirche wurde, so Hartung, als protestantische Predigtkirche geplant. Die Kanzel steht wuchtig und hoch, damit der Pastor bei der Predigt von allen Plätzen aus gesehen werden kann, auch von der Empore. Sie erinnert an den Rücken einer Bibel. Die Aufschrift: " Des Herrn Wort bleibet in Ewigkeit." Hartung: " Unsere Kirchengebäude sind stets einem Wandel unterzogen, der aus den theologischen und liturgischen Erkenntnissen der jeweiligen Zeit geleitet wird." So sei es folgerichtig, heute auch mal bei Bedarf die Bänke aus dem Kirchenschiff zu tragen, um die Kirche nicht nur als Ort der Belehrung zu erleben, sondern als Haus der Gemeinschaft. So wie beim Jubiläums-Benefizessen.
Damit kennt sich Karina Bosse bestens aus. Die 18-Jährige ist seit Jahren in der Evangelischen Jugend Südstadt aktiv. Und die Benefizessen sind ein wichtiges Betätigungsfeld der Jugendlichen. Hier erwirtschaften sie einen Teil des Geldes, mit dem die Stelle des Jugenddiakons mitfinanziert wird. Außerdem hat sie als Sängerin der Jugendband manchen Gottesdienst im Jugendstil in diesem Gebäude mitgestaltet. Für Küster Wilfried Scheil ist die Lutherkirche Arbeitsplatz. Als er hier die Nachfolge von Edzard Meyberg antrat, wurde die Kirche gerade saniert. Auf Torf gebaut, sackten Teile des Gebäudes ab. In der Kirche taten sich Risse in den Wänden auf. Mit großem Aufwand, viel Stahl und Beton wurde das Absinken gestoppt.
Das war, ähnlich wie die Restaurierung der Innengestaltung Ende der 80er oder die Turmsanierung 1998, ein Großprojekt. Aber auch beim Küster blieben die kleinen Kirchen-Geschichten im Gedächtnis hängen, die zum Lachen: zum Beispiel die von dem Hund, den ein Besucher bei einer Taufe im Mantel versteckt hatte. Als die Glocken aufgehört hatten zu läuten, arbeitet sich der Fiffi aus seinem Versteck und kläffte dem Pastor dazwischen.

Bildtext: Mit der Kirche verbindet jeder von ihnen eine eigene kleine Geschichte. Oder mehrere wie (v. l.) Pastor Martin Wolter, Küster Wilfried Scheil, Diakon Dirk Hartung, Gemeindesekretärin Irene Peters oder die Gemeindemitglieder Martin Dahms, Edelgard Scheil, Karina Bosse und Elli Meyberg. Foto: Jörn Martens

Turmsanierung 1998.

Der erste Lutherpastor Hugo Blitz.

Viel Freiraum war rund um die Lutherkirche in der Anfangszeit. Auf dem Bild aus der Postkartensammlung von Helmut Riecken sieht man die Elektrische auf der Iburger Straße.
Autor:
Michael Schwager


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