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1.
Erscheinungsdatum:
26.09.2009
aus Zeitung:
Neue Osnabrücker Zeitung/ Neue OZ
Inhalt:
Pomologe
(Apfelexperte)
über
seine
Leidenschaft
und
den
Erhalt
alter
Apfelsorten.
Überschrift:
Äpfel mit Äpfeln vergleichen
Zwischenüberschrift:
Ein Besuch beim Pomologen
Artikel:
Originaltext:
Hans-
Joachim
Bannier
hat
in
seinem
Garten
rund
400
Apfelsorten
stehen.
Morgen
wird
er
beim
Apfelfest
des
Museums
am
Schölerberg
Besucher
in
Sachen
Apfel
beraten.
Fotos:
Laufer
Der
Berlepsch
ist
eine
alte
Sorte,
benannt
nach
dem
preußischen
Politiker
Hans
Hermann
Freiherr
von
Berlepsch.
Der
Boskop
eignet
sich
dank
seiner
Säure
hervorragend
als
Bratapfel.
Von
Cornelia
Laufer
Osnabrück/
Bielefeld.
Hans-
Joachim
Bannier
könnte
gut
bei
"
Wetten,
dass
. .?"
teilnehmen:
an
die
600
Sorten
Äpfel
kann
der
50-
Jährige
anhand
von
Form,
Größe,
Geruch
und
Farbe
bestimmen.
Reinbeißen
muss
er
nur
in
die
schwierigeren
Fälle.
Auch
die
Kerne
helfen
ihm
weiter:
In
den
vergangenen
20
Jahren
hat
sich
Bannier
in
einem
Büchlein
Aufzeichnungen
zu
rund
500
Apfelkernen
gemacht.
"
Dafür
muss
man
schon
ein
wenig
verrückt
sein"
,
sagt
der
Pomologe.
Pomum
ist
lateinisch
und
bedeutet
"
Baumfrucht"
.
Auf
Französisch
heißt
Apfel
auch
"
la
pomme"
,
auf
Italienisch
"
il
pomo"
.
Ein
Pomologe
ist
also
jemand,
der
sich
mit
Obst
–
in
diesem
Fall
mit
Äpfeln
–
auskennt.
In
Deutschland
gibt
es
nur
etwa
ein
Dutzend
solcher
Experten,
die
sich
neben
der
Bestimmung
vor
allem
die
Erhaltung
verschiedener
Sorten
zum
Ziel
gemacht
haben.
Zudem
möchten
sie
das
Wissen
über
längst
vergessene
alte
Sorten
zum
Beispiel
durch
Seminare
auffrischen.
"
Es
geht
mir
um
ein
Kulturgut,
das
nicht
verloren
gehen
darf"
,
erläutert
Bannier.
So
kommt
er
morgen
auch
zu
dem
Apfelfest
des
Museums
am
Schölerberg.
Besucher
können
fünf
Äpfel
pro
Sorte
zur
Bestimmung
mitbringen.
"
Aber
bitte
ohne
Wurm,
denn
der
verzieht
die
Form
des
Apfels
und
macht
das
Bestimmen
schwierig."
400
Apfelsorten
stehen
auf
der
zwei
Hektar
großen
Wiese
am
Stadtzentrum
Bielefelds.
"
Meine
Sammlung"
,
erklärt
Bannier.
Darunter
auch
viele
seltene
Stücke,
zum
Beispiel
aus
der
Ukraine,
oder
Eigenzüchtungen
und
gänzlich
unbekannte
Sorten
–
Findlinge,
die
Bannier
auf
anderen
Wiesen
aufgelesen
und
veredelt
hat.
"
Corinna"
ist
so
ein
Glücksfall.
"
Ich
habe
gesehen,
dass
ein
Pflänzchen
wild
aus
einer
Hecke
wächst,
und
habe
es
groß
gezogen"
,
erläutert
Bannier.
Herausgekommen
ist
ein
Apfelbäumchen
mit
schöner
runder
Krone
und
großen
Früchten.
Stolz
pflückt
der
Apfelexperte
eine
Frucht,
dreht
sie
in
den
Händen.
Benannt
hat
er
die
Eigenzucht
nach
seiner
Nachbarin,
die
öfter
in
seinen
Garten
kommt,
um
Äpfel
zu
zeichnen.
Angefangen
hat
seine
Apfellust
Anfang
der
90er:
Bannier
lernte
auf
einer
Veranstaltung
zwei
Apfelexperten
aus
Ostdeutschland
kennen.
Damals
hatte
er
bereits
eine
Obstwiese,
aber
mehr
als
Hobby.
Er
brachte
den
beiden
einen
großen
Korb
Äpfel
zum
Bestimmen
mit.
Die
beiden
konnten
ihm
sofort
sagen,
welche
Sorten
in
seinem
Garten
wachsen.
"
Das
konnte
ich
erst
gar
nicht
glauben.
Daher
habe
ich
einfach
ein
Jahr
später,
als
die
beiden
wieder
in
der
Gegend
waren,
wieder
meine
Äpfel
gepackt
und
bestimmen
lassen.
Mit
demselben
Ergebnis."
Daraufhin
habe
er
"
seine
Hausaufgaben"
gemacht,
Apfelsorten
gepaukt,
fotografiert,
Samen
gesammelt,
Listen
geschrieben.
Inzwischen
hat
er
selbst
ein
stattliches
Sortiment
angepflanzt,
ist
Mitglied
des
Pomologenvereins
und
verschickt
auf
Anfrage
Reiser
seltener
Sorten
an
Baumschulen
oder
Privatleute.
Aber
auch
Äpfel,
die
jeder
aus
dem
Supermarkt
kennt,
wachsen
in
Banniers
Garten.
"
Allerdings
sind
viele
dieser
Sorten
sehr
krankheitsanfällig"
,
sagt
Bannier
und
zwickt
einige
vertrocknete
Blätter
seines
Jonagold-
Baums
ab.
Die
Früchte
leiden
an
Schorfflecken.
"
Das
ist
bei
fast
allen
heutigen
Marktsorten
der
Fall:
Gala,
Elstar,
Jonagold.
Ohne
die
im
Erwerbsobstbau
üblichen
Pflanzenschutzmaßnahmen
sähen
sie
nicht
so
makellos
aus
wie
im
Supermarkt."
Viele
der
älteren
Apfelsorten
gedeihen
hingegen
prächtig,
und
zwar
ganz
ohne
Chemie.
Allerdings
sind
die
Früchte
nicht
ganz
so
groß
und
süß
wie
die
Supermarktäpfel.
Diese
stammen
übrigens
zum
größten
Teil
vom
Golden
Delicious
ab.
"
Von
1960
bis
etwa
2000
war
der
Golden
Delicious
eine
der
häufigsten
Sorten"
,
sagt
Bannier.
Er
kam
erst
in
den
60ern
in
Mode,
da
er
–
genau
wie
seine
Abkömmlinge
–
schorfanfällig
ist,
und
erst
ab
Mitte
des
20.
Jahrhunderts
Obst
vermehrt
gespritzt
wurde.
2000
kam
der
Golden
Delicious
jedoch
wieder
aus
der
Mode.
"
Die
Kunden
wollen
lieber
rote
Äpfel.
Und
der
Golden
Delicious
ist
eben
gelb"
,
erklärt
der
Experte.
Wenn
die
alten
Sorten
also
robuster
sind
–
wieso
sind
sie
dann
zunehmend
vom
Markt
verschwunden?
"
Heute
gehen
die
meisten
in
den
Supermarkt,
kaufen
sich
drei
Äpfel
und
essen
die
dann
im
Laufe
der
nächsten
Tage.
Früher
wurden
viel
größere
Mengen
Äpfel
gekauft,
gelagert
und
weiterverarbeitet."
Apfelmus,
Apfelsaft,
Apfelkuchen,
Apfelmarmelade
–
all
das
gibt
es
inzwischen
fertig
zu
kaufen,
außerdem
hat
längst
nicht
jeder
einen
Keller
zum
Äpfellagern.
Die
alten
Sorten
eignen
sich
jedoch
gerade
zum
Weiterverarbeiten.
"
Diese
Äpfel
haben
zum
großen
Teil
etwas
mehr
Säure
und
sind
daher
besser
zum
Verarbeiten
geeignet."
Früher
hatte
man
spezielle
Sorten
für
Blechkuchen
oder
zum
Trocknen.
Bis
zu
einem
Kilo
Äpfel
am
Tag
isst
Bannier
zur
Erntezeit.
Am
liebsten
als
Apfelkuchen
mit
Streuseln,
jedoch
meistens
einfach
so,
direkt
vom
Baum.
Sogar
in
dem
Handschuhfach
seines
VW
liegen
ein
paar
Äpfel.
Die
übrigen
verkauft
er.
An
Bioläden
oder
private
Kunden.
Oder
lässt
sie
zu
Apfelsaft
verarbeiten.
"
Die
verschiedenen
Sorten
werden
einfach
zusammengeschüttet,
gepresst
und
ohne
weitere
Zusätze
verarbeitet."
Je
nach
Mischverhältnis
schmeckt
der
Saft
dann
immer
etwas
anders,
Anfang
September
etwas
säuerlicher,
später
im
Oktober
etwas
süßer.
Die
Mischung
der
Streuobst-
Äpfel
gibt
jedoch
fast
immer
einen
harmonischen
Apfelsaft.
Wenn
große
Mostereien
heute
reines
Plantagenobst
verarbeiten,
muss
dagegen
schon
mal
die
den
Äpfeln
fehlende
Säure
durch
den
Zusatz
von
Ascorbinsäure
ausgeglichen
werden
–
denn
die
Kunden
sind
es
gewöhnt,
dass
der
Saft
immer
gleich
schmeckt.
Die
Gewohnheit
–
der
größte
Feind
des
Pomologen.
"
Der
Kunde
ist
auch
gewohnt,
dieselben
fünf,
sechs
Sorten
das
ganze
Jahr
über
im
Supermarkt
kaufen
zu
können.
Wenn
es
die
Sorten
hier
gerade
nicht
gibt,
kommen
sie
eben
von
der
Südhalbkugel.
Dieälteren
Apfelsorten
kennt
heute
ja
kaum
noch
jemand.
Deshalb
sind
sie
schwerer
zu
vermarkten."
Bannier
beißt
in
einen
seiner
Äpfel,
kaut,
schüttelt
den
Kopf.
"
Vielleicht
erscheinen
wir
Pomologen
etwas
verrückt,
weil
wir
so
viele
Apfelsorten
anbauen
und
kennen.
Doch
wirklich
verrückt
sind
doch
eigentlich
diejenigen,
die
massenweise
krankheitsanfällige
Apfelsorten
anbauen,
die
ohne
intensiven
Pflanzenschutz
gar
nicht
überlebensfähig
wären."
Das
Apfelfest
findet
morgen
im
Museum
am
Schölerberg
von
11
Uhr
bis
18
Uhr
statt.
Neben
Fachvorträgen
gibt
es
viele
ältere
Apfelsorten
zu
kaufen.
Besucher
können
an
einer
Saftpresse
Apfelsaft
herstellen.