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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Inhalt:
Überschrift:
Adieu, Schellenbergbrücke
Zwischenüberschrift:
Jetzt ist auch die Mitte weg – 45 Meter langer Stahlbau mit Schweißbrennern zerteilt
Artikel:
Kleinbild
Originaltext:
Die Schweißbrenner besprühen den Nachthimmel mit Funken. Wie malerisch. So erleben es jedenfalls die Zuschauer auf der provisorischen Fußgängerbrücke. Doch die Erzeuger dieser idyllischen Bilder haben dafür keinen Blick. Sie bauen den breitesten Teil der Schellenbergbrücke über den Gleisen des Güterbahnhofs ab.
Jetzt ist auch die Mitte weg. Immer an Wochenenden verschwindet ein Teil der längsten Brücke der Stadt. Das Bauwerk von 1912 ist nach dem damaligen Baurat benannt. Sie überspannte mit ihren knapp 130 Metern Länge den Güterbahnhof, die Hase sowie die Gleise zwischen Amsterdam und Berlin. Im Lauf der vergangenen Jahrzehnte war sie marode geworden. Deshalb wird sie seit vier Wochen abgerissen, um der nächsten Schellenbergbrücke Platz zu machen.
Abriss das Wort lässt auf einen kurzen Prozess schließen. Doch hier handelt es sich um Maßarbeit. Das mittlere Stück der Brücke ist 45 Meter lang und wie die anderen Teile zwölf Meter breit. Statiker haben ausgerechnet, wie die Arbeiter die schweren Stahlplatten ausschneiden müssen. Damit der Kran zentimetergenau die Last anheben kann, darf er nicht wanken. Über sein Eigengewicht hinaus lassen ihn 180 Tonnen Ballast sicher auf dem Boden ruhen. Das schwerste Einzelstück, das er jetzt tragen muss, wiegt 23 Tonnen.
Sobald die Stahlteile zwischen den Gleisen liegen, brennen Arbeiter sie in kleinere Portionen, damit sie auf die Lastwagen passen. Nebenan beißen sich Bagger durch den Beton der Pfeiler der bereits abgetragenen Überbauten und laden ihn auf Lastwagen.
Nur an Wochenenden ist der Abriss möglich. Sonst würde der übliche Betrieb unter der Brücke stillstehen. So arbeiten hier samstags und sonntags durchgehend 30 Leute von sechs Firmen. Mittendrin stehen Männer mit weißen Helmen. Sie sind die Bauleiter. Einer von ihnen ist Lutz Vorreyer vom Osnabrücker Fachbereich Städtebau. Auch wenn er zwischendurch nach Hause fährt, um zu schlafen: Er ist stets in Bereitschaft.
Seit vier Jahren beschäftigt sich Lutz Vorreyer mit den Vorbereitungen für den Abriss und den Neubau. " Viele machen sich keine Vorstellung davon, was hier alles gleichzeitig geschieht und was wir vorher organisieren müssen", erläutert er.
Da sind die sogenannten Sperrpausen, die die Stadt lange vorher bei der Bahn anmelden muss. In den Fahrdrähten darf kein Strom fließen. Die Bahn wickelt sie ein, damit sie nicht zu Schaden kommen. Viele Geräte und Fahrzeuge sind nur als Reserve da damit im Falle eines Defekts keine Reparatur den Zeitplan sprengt.
Die Schellenbergbrücke bestand aus fünf Teilen Fachleute nennen sie Überbauten. Vor vier Wochen verschwand der erste aus Spannbeton, es folgte der nächste aus Stahl und Beton. Und nun ist auch der dritte Überbau weg. Am kommenden Wochenende wird der Betonbogen über der Hase abgerissen. Der fünfte Überbau ist zuletzt dran. Unter dem Stahlgerüst befindet sich die Bahnstrecke von Amsterdam nach Berlin. In drei Wochen ist es so weit. Bis Ende des Jahres soll schließlich der letzte Pfeiler weg sein.
Lutz Vorreyer hat einen ehrgeizigen Plan: " Wir versuchen, noch in diesem Jahr mit dem Neubau zu beginnen." Neun Millionen Euro wird die neue Schellenbergbrücke kosten. Die Deutsche Bahn wird zwei Drittel, die Stadt ein Drittel der Kosten übernehmen. Im November 2011 soll sie fertig sein.
Für Lutz Vorreyer bleibt es noch lange spannend, für die Arbeiter hart und für die Zuschauer schön anzuschauen.
Der Abriss im Internet:
www.schellenbergbruecke».
info

Funkenregen vor Nachthimmel. Für die Zuschauer bietet der Abriss der Schellenbergbrücke idyllische Bilder, doch für die Arbeiter ist es ein Knochenjob.

Foto: Michael Hehmann

Das Wochenende ist die Hauptarbeitszeit auf der Baustelle. Der Bahnverkehr wird wenig gestört. Aber die Zeit ist sehr knapp.

Kurzer Prozess? Mitnichten. Der Abriss ist Maßarbeit.

Autor:
Jann Weber


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