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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Inhalt:
Überschrift:
120 Millionen für ein neues Kraftwerk
 
Drei Firmen planen großes Kraftwerk
Zwischenüberschrift:
Stadtwerke und Ahlstrom wollen Energie aus Herhof-Stabilat gewinnen
Artikel:
Kleinbild
 
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Originaltext:
Für 120 Millionen Euro soll in Osnabrück ein Kraftwerk entstehen. Das wäre eine der größten Investitionen der vergangenen Jahrzehnte. Die beteiligten Firmen erwarten große wirtschaftliche und ökologische Vorteile. Die Anlage könnte frühestens 2012 in Betrieb gehen.
Wer braucht ein neues Kraftwerk? Die Papierfabrik Ahlstrom (früher Kämmerer) am Hafen hat einen riesigen Energiehunger, der zurzeit zum Teil von einem Kohle-Kraftwerk gestillt wird. Die Firma sucht dringend nach Wegen, effektiver Wärme und Strom zu erzeugen und die Energiekosten zu senken. Die Stadtwerke Osnabrück wollen das Kraftwerk zusammen mit der Gütersloher Firma Maxxcon betreiben, die auf die Planung von Anlagen zur Energieerzeugung mit Kraft-Wärme-Kopplung spezialisiert ist.

Wird in dem Kraftwerk Müll verbrannt? Von Müll spricht niemand, der mit dem Projekt befasst ist. Der Begriff Müllverbrennung ist tabu. Und doch ist Müll der Grundstoff für die Energieerzeugung in dem geplanten " Hase-Kraftwerk". Der Hausabfall wird in Anlagen wie der der Firma Herhof am Hafen sortiert und bearbeitet. Übrig bleibt das Trockenstabilat der Ersatzbrennstoff (EBS). Dessen Brennwert ist mit Braunkohle vergleichbar. Es wird also kein Abfall direkt aus dem Müllwagen in die Brennkammern gekippt.

Wie groß soll das Kraftwerk werden? Durch die Kraft-Wärme-Kopplung können Strom und Wärme genutzt werden. Die Anlage soll 160 Millionen Kilowattstunden Strom im Jahr liefern. Das entspricht 75 Prozent des Jahresverbrauchs aller 89 000 Osnabrücker Privathaushalte. Außerdem fallen 330 Millionen Kilowattstunden an Wärme an, womit 16 500 Haushalte ein Jahr auskommen würden. Die Prozesswärme will Ahlstrom selbst nutzen, ein Teil des Stroms soll ins Netz gespeist werden.

Warum sollte das Kraftwerk gut für die Umwelt sein? Die Verbrennung des Ersatzbrennstoffes würde den CO2 - Ausstoß in Osnabrück um 60 000 Tonnen reduzieren. Das scheint im Vergleich zur Gesamtmenge von 1, 6 Millionen Tonnen im Jahr nicht viel, wäre aber im Vergleich zu anderen Möglichkeiten der CO2 - Reduzierung der weitaus effektivste Weg. Das hat das sogenannte Wuppertal-Gutachten ergeben. Alle anderen Ansätze können dem Gutachten zufolge zusammen gerade 10 000 Tonnen einsparen. Ahlstrom verfeuert im Kraftwerk zurzeit Kohle aus Kolumbien und Südafrika und geringe Mengen Ersatzbrennstoffe (zum Beispiel zerkleinerte Innenverkleidungen von Autos). Das Trockenstabilat enthält bis zu 60 Prozent biogene Stoffe, deren Verbrennung klimaneutral ist. Zudem spart die Firma im Emissionshandel somit bares Geld.

Werden Giftstoffe freigesetzt? Die Filter nähmen " nahezu 100 Prozent" der Schadstoffe auf, versichert Peter Horenburg, Sprecher der Firma Maxxcon: " Die eingesaugte Luft enthält mehr Schadstoff als die Luft, die aus dem Schornstein kommt." Jeder Kamin, jeder Grill, jedes Osterfeuer sei schädlicher als das, was bei der EBS-Verbrennung frei werde. Dazu seien die Betreiber aufgrund des Immissionsschutzgesetzes verpflichtet. Die Immissionen müssten sich im " nicht mehr messbaren Bereich" bewegen.

Was hat Herhof damit zu tun? Bisher noch nichts. Herhof ist bis 2011 vertraglich gebunden und liefert das Trockenstabilat als Brennstoff an ein Zementwerk bei Itzehoe. Herhof produziert etwa 50 000 Tonnen Stabilat im Jahr aus dem Hausmüll, der in Stadt und Landkreis Osnabrück anfällt. Das neue Kraftwerk soll 220 000 Tonnen Ersatzbrennstoff (EBS) im Jahr verbrennen können. Die Stadtwerke haben Gespräche mit EBS-Lieferanten geführt und sind sicher, auch ohne Herhof genügend EBS einkaufen zu können. Aber: Herhof und Ahlstrom liegen nur wenige Hundert Meter auseinander. Alles andere als eine Kooperation wäre wirtschaftlicher Unsinn. Der Brennstoff könnte womöglich über Förderbänder am Kanal entlang ins Kraftwerk transportiert werden. Es wären keine Lkw nötig noch ein Gewinn für die Umwelt. " Es ist unsere klare Zielsetzung, mit Herhof zu kooperieren", sagte gestern Stadtwerke-Sprecher Marco Hörmeyer.

Wie kann die Stadt Einfluss nehmen? Nur mittelbar über den Aufsichtsrat der Stadtwerke, in dem Mitglieder des Stadtrates sitzen. Das Kraftwerk fällt unter das strenge Bundesimmissionsschutzgesetz. Genehmigung und Überwachung liegen beim Gewerbeaufsichtsamt.

Was ist mit dem Verbrennungsverbot von 2001? Als Herhof im Hafen angesiedelt wurde, zog der Stadtrat zur Beruhigung der Bürger in Pye und Eversburg einstimmig eine Sicherung ein: Herhof-Trockenstabilat darf in der Stadt nicht verbrannt werden. Die Kraftwerk-Betreiber könnten diese Abmachung leicht umgehen, indem sie EBS von außerhalb einkauften. Das wäre wirtschaftlich und ökologisch zwar unsinnig, aber möglich.

Bildtext:

Kurze Wege: Von der Müllbearbeitungsanlage Herhof (oben rechts) müsste der Brennstoff nur ein paar Hundert Meter zur Papierfabrik Ahlstrom (unten links mit den hohen Schornsteinen) transportiert werden.

Foto:
Gert Westdörp

OSNABRÜCK. In Osnabrück soll ein großes Kraftwerk entstehen: Auf dem Gelände der Papierfabrik Ahlstrom wollen die Stadtwerke und die Firma Maxxcon aus Gütersloh ein Heizkraftwerk bauen, in dem behandelter Hausmüll verbrannt werden kann. Diesen Ersatzbrennstoff (EBS) produziert zum Beispiel die Firma Herhof in ihrer Trockenstabilat-Anlage am Haffen. Das Kraftwerk soll vor allem die Papierfabrik mit Wärme und Strom versorgen. Die Kapazität von 160 Millionen Kilowattstunden würden reichen, um 75 Prozent der Osnabrücker Haushalte ein Jahr mit Strom zu versorgen. Nach Angaben der Stadtwerke bringt das Kraftwerk enorme wirtschaftliche und ökologische Vorteile. Die Kosten: 120 Millionen Euro.
Autor:
hin


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