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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Inhalt:
Überschrift:
Geschichte, die nicht im Schulbuch steht
Zwischenüberschrift:
Daniela Dahn sprach über die deutsch-deutsche Vergangenheit
Artikel:
Kleinbild
Originaltext:
Osnabrück. War die DDR ein Unrechtsstaat und der Westen ein Musterland? Derartige " klischeehafte Verklärungen" der deutsch-deutschen Geschichte möchte Daniela Dahn aufbrechen. In der Gesamtschule Schinkel stellte sie ihr Buch " Wehe dem Sieger! Ohne Osten kein Westen" vor und diskutierte mit Schülern der Oberstufe.
Die 59-Jährige arbeitete bereits in der DDR als Journalistin und Autorin, 1989 war sie Gründungsmitglied der Oppositionsbewegung " Demokratischer Aufbruch". Bis heute setzt sie sich in ihren Büchern kritisch mit dem Einigungsprozess auseinander. Sie habe immer in einer Demokratie, nicht aber im Kapitalismus leben wollen deshalb habe sie ein gespaltenes Verhältnis zur Wiedervereinigung, sagte sie.
Ausgehend von dem, was die Schinkel-Schüler aus ihrem Schulbuch kennen, erläuterte Dahn ihre Sicht auf die Geschichte von BRD und DDR. Dabei warnte sie vor den " staatlich verordneten Geschichtsbildern", wie sie sich in dem Politikbuch für die Oberstufe zeigten. Vieles, was die DDR betreffe, werde verkürzt vermittelt, und vieles, was die Entwicklung in Westdeutschland angehe, wirke stark verklärt.
Nach dem Zweiten Weltkrieg habe es gute Gründe für die Entstehung eines sozialistischen Staates gegeben, meinte die Autorin. Nicht nur im Osten habe man den Kapitalismus zunächst als Vorläufer der Nazi-Diktatur gesehen und abgelehnt. Heute werde vergessen, dass es in der Nachkriegszeit auch in Westdeutschland ernsthafte Erwägungen gegeben habe, Alternativen zur kapitalistischen Wirtschaftsweise zu suchen.
Als Beispiel führte Dahn das Ahlener Programm der CDU von 1947 an, in dem die Partei feststellt, dass das kapitalistische Wirtschaftssystem den Interessen des Volkes nicht gerecht werde. Im Schulbuch erfahre man hingegen nur vom Wirtschaftswunder des Westens.
Für den Fortschritt im Westen machte Daniela Dahn vor allem die Systemkonkurrenz mit dem Osten verantwortlich. So habe beispielsweise der sowjetische Sputnik als erster Satellit im Weltraum dazu geführt, dass im Westen die Investitionen in Bildung zugenommen hätten. Ebenso habe es im sozialpolitischen Bereich einen" Überbietungswettbewerb" zwischen West und Ost gegeben. Mit der Wende und dem Ende der Systemkonkurrenz sei nun eben auch das marktwirtschaftliche System gefährdet.
Besonders in der Bildungs- und Familienpolitik sei die DDR dem Westen voraus gewesen. Während der Wiedervereinigung hätten solche positiven Elemente allerdings keine Rolle mehr gespielt. Das finnische Schulsystem habe sich beispielsweise in der Vergangenheit an der DDR orientiert und gelte seit der PISA-Studie als Vorbild für Gesamtdeutschland.
Kann man bei der DDR nun von einem Unrechtsstaat sprechen? Hier spricht Daniela Dahn von einem " politischen Kampfbegriff" und fragt rhetorisch, ab wie viel Unrecht man denn von einem Unrechtsstaat sprechen könne. Schlimm war ihrer Meinung nach der Umgang mit politisch Andersdenkenden. Allerdings hielt sie die Schilderungen, die viele aus dem Film " Das Leben der Anderen" kennen, für unrealistisch und überzogen.
Hier stutzten die Schüler der Gesamtschule. Sie haben in der zehnten Klasse das ehemalige Stasi-Gefängnis Hohenschönhausen besucht, heute ist es eine Gedenkstätte. Dort haben sie erfahren, wie die DDR mit politischen Gegnern umging. Entsprechend verwundert zeigten sie sich, als Daniela Dahn die Haftbedingungen in der DDR als vergleichbar mit westlichen Gefängnissen bezeichnete. Folter habe es laut Dahn in dem Stasi-Gefängnis nicht gegeben. Die Schüler erklärten, dass sich dies nicht mit dem decke, was sie selbst in dem ehemaligen Gefängnis von Stasi-Opfern erfahren hätten.

Bildtext: Die Autorin Daniela Dahn diskutierte in der Gesamtschule Schinkel mit Schülern über unterschiedliche Sichtweisen auf die deutsch-deutsche Geschichte. Foto: Uwe Lewandowski
Autor:
stoc


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