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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Inhalt:
Überschrift:
Wegen einer Krankheit durfte sie nicht ausreisen
Zwischenüberschrift:
Die Osnabrückerin Johanna Moses wurde im Konzentrationslager Minsk ermordet
Artikel:
Kleinbild
Originaltext:
Osnabrück. Wie oft mag sie hier vorbeigegangen sein, und wie oft mag sie sich erinnert haben? Dieses Mal ist es für Marianne Schneider besonders aufwühlend. Sie ist Patin des Stolpersteins für Johanna Moses, die hier einst wohnte und die sie kannte. " Sie war eine sehr nette Frau." Doch das war für die Nationalsozialisten nicht wichtig. Johanna Moses war Jüdin, und deshalb wurde sie gedemütigt, deportiert und ermordet.
Moses wohnte in der Johannisstraße 54 gegenüber der Einmündung zur Seminarstraße. Heute befindet sich an dieser Stelle ein Parfümgeschäft. Und jetzt erinnert ein Pflasterstein mit einer Messingtafel an die frühere Bewohnerin.
Die war 1876 als Johanna Block auf die Welt gekommen, hatte geheiratet und war Mutter einer Tochter geworden. Dann starb ihr Mann. Als Witwe verdiente sich Johanna Moses Geld mit einem Mittagstisch.
Ihre Tochter Else ging gemeinsam mit Marianne Schneider in die Mädchen-Mittelschule erst in der Martinistraße, dann in der Hackländerstraße, stets in einer Klasse. Die beiden waren Freundinnen. Wie ihre Mutter war auch Else nett: " Sie war sehr beliebt in der Klasse."
Marianne Schneider ist Jahrgang 1916. Bei der Zeremonie zur Stolpersteinverlegung spricht sie über ihre Erinnerungen an Johanna und Else Moses. Es ist ihr ein Herzenswunsch. Michael Gander vom Initiativkreis Stolpersteine ermuntert sie, hält ihr das Mikrofon hin und die Zuschauer sind bewegt von dem, was sie erfahren.
1937 hatte Else Moses die Chance, Deutschland zu verlassen und nach England zu ziehen. Ihre Mutter ermutigte sie dazu, berichtet Marianne Schneider: " Eine von uns muss ja übrig bleiben, hat sie gesagt." Michael Gander fragt sie, weshalb Johanna nicht emigrieren konnte. " Sie war nicht gesund. Bei bestimmten Krankheiten war eine Ausreise nicht möglich."
Else war 21 Jahre alt, als sie sich nach England retten konnte. Ihrer Mutter hingegen erging es so: Aus Archiven geht hervor, dass die Nationalsozialisten sie zwei Jahre später aus ihrer Wohnung drängten. Sie musste in das sogenannte Judenhaus an die Kommenderiestraße 11 ziehen. Im Juli 1942 wurde sie über Theresienstadt in das Konzentrationslager Minsk deportiert und dort bald " für tot erklärt", wie es hieß.
Und die Tochter? " Ob Else jetzt noch lebt, weiß ich nicht." Nur einmal, lange nach dem Krieg, hatten sich die Freundinnen bei einem Klassentreffen wiedergesehen. Doch über die leidvollen Jahre sprachen sie damals kaum. " Ich mochte sie auch nicht nach ihrer Mutter fragen." Sie brachte es nicht übers Herz. So bleiben viele Fragen offen. Und wieder wühlt die Erinnerung auf .

Bildtext:

Hier lebte Johanna Moses. Die Nationalsozialisten drängten sie 1937 aus ihrer Wohnung in der Johannisstraße 54 und ermordeten sie fünf Jahre später in Minsk.

Foto: Michael Hehmann
Autor:
Jann Weber
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