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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Inhalt:
Überschrift:
Der Mittelspecht duldet keinen Nebenbuhler
Zwischenüberschrift:
Nach 60 Jahren wieder in Osnabrück angetroffen
Artikel:
Kleinbild
Originaltext:
Osnabrück. Mit sehr viel Glück kann man zurzeit frühmorgens in den Laubwäldern Osnabrücks merkwürdig quäkende Rufe vernehmen. Sie stammen möglicherweise von einem bunten Mittelspecht. Es könnte aber auch sein, dass man stattdessen auf Biologen trifft, die mit Mikrofon und Abspielgerät unterwegs sind, um damit einen Mittelspecht anzulocken.
Unter Zuhilfenahme von tragbaren Tonträgern, sogenannten Klangattrappen, wird dem Specht sein Reviergesang vorgespielt. Der Mittelspecht ist sehr territorial und duldet in seinem Revier keinen Nebenbuhler. Ist ein Mittelspecht vorhanden, dann antwortet er, kommt günstigenfalls angeflogen und sucht in unmittelbarer Nähe der Klangquelle den Konkurrenten, um ihn aus seinem Revier zu verjagen.
Der Mittelspecht gehört zu den seltensten Spechten unserer Heimat. Er lebt sehr unauffällig und fällt nur durch seinen quäkenden Gesang im zeitigen Frühjahr (Mitte Februar bis Mitte April) auf. Während die meisten Spechte zur Reviermarkierung hauptsächlich trommeln, tut dies der Mittelspecht nur selten. Dafür hört man von ihm ein klagendes Quäken wie quää-quää-quää . . . oder gää-gää-gää . . ., meist aus vier bis sechs Silben. Das ist sein Gesang.
Die Art liebt alte, grobrindige Baumbestände, möglichst Laubmischwald mit hohem Alteichenanteil und Hartholzauenwälder sowie staunasse Eichen-Hainbuchenwälder. Solche speziellen Voraussetzungen sind in und um Osnabrück nur an wenigen Stellen gegeben. Der Specht gilt als Nahrungsspezialist für baumbewohnende Insekten, die er meist stochernd oder absammelnd erbeutet. Totholz in jeder Form und rauborkige Alteichen sind deshalb als Habitatrequisiten unerlässlich.
Für Osnabrück liegt der älteste Nachweis durch Syndikus Gustav Werfft vor, der am 25. März 1939 einen " quäkenden" Mittelspecht längere Zeit in den Buchen des Sandforter Berges hörte. Im April 1946 traf der damalige Museumsdirektor Dr. Hans Kumerloeve ebenfalls einen auffällig rufenden Vogel an Hainbuchen des Sutthauser Gehölzes an. Anschließend bis heute liegen keine dokumentierten Nachweise des Mittelspechtes für Osnabrück mehr vor.
Erst über 60 Jahre später, am 8. März dieses Jahres, konnten die Landschaftsentwickler Melanie Schnieders und Björn Rohde im Carolinger Holz der Dodesheide wieder einen Mittelspecht mit Klangattrappe nachweisen. Björn Rohde ist Mittelspechtspezialist und hat seine Diplomarbeit über diese Art im westfälischen Stadlohn gemacht. Eine zweite Kontrolle am 21. März förderte in den Wäldern um den Waldfriedhof Dodesheide sogar zwei singende Männchen zutage.
Es mehren sich die Anzeichen, die für eine Ausbreitung des Mittelspechtes sprechen. Aber erst durch gründliche Kartierungen mit Klangattrappen wurde der Vogel in vielen Gebieten Niedersachsens festgestellt und dann häufig in einer deutlich höheren Dichte als ursprünglich angenommen. Daher darf vermutet werden, dass er bei uns in früheren Jahren gelegentlich auftrat, dann aber, weil er sehr heimlich lebt, übersehen wurde.

Bildtext:

Sein Quäken verrät ihn: Der Mittelspecht trommelt hingegen nur selten.

Foto: Bernhard Volmer
Autor:
Gerhard Kooiker


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