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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Inhalt:
Überschrift:
Brunnen verschönerte die Stadt
Zwischenüberschrift:
April 1909: Frühes Graffito – Unbekannte überpinselten Emailleschilder
Artikel:
Kleinbild
Originaltext:
Osnabrück. Strenge Auflagen herrschten in der Karwoche und an den Osterfeiertagen für alle Gewerbetreibenden in Osnabrück. Am Palmwochenende durften die Läden, die der Versorgung der Bevölkerung dienten, bis 22 Uhr geöffnet haben, am Sonntag bis 18 Uhr.
Karfreitag herrschte Sonntagsruhe, und keinerlei Musiken, weder öffentliche noch private, waren geduldet. Bälle und ähnliche " Lustbarkeiten" waren untersagt, auch jede öffentliche Versammlung, die nicht gottesdienstlichen Zwecken diente. Ostersonntag war zwar den Barbieren ihr Gewerbe versagt, zu bestimmten Zeiten konnten aber Lebensmittel gekauft werden.
Am hellen Vormittag raubte am Hauptbahnhof ein 17-Jähriger einer älteren Dame die Handtasche und floh damit. Eine junge Frau verfolgte den Dieb, und zusammen mit einigen Passanten gelang es, den Räuber dingfest zu machen.
So beliebt waren die Flussbäder, dass es bereits am Ostermontag die ersten Herren in Lüstringen wagten, im Badekostüm in das noch sehr frische Nass der Hase zu steigen. Schon wenige Tage später hätten sie sich das sicher versagt, denn nach einem plötzlichen Kälteeinbruch schneite es im Osnabrücker Land flächendeckend.
Entsetzen in der Karwoche: In der Abortgrube des Hasetorbahnhofes wurde am Gründonnerstag die Leiche eines Neugeborenen gefunden. Woher das Kind stammte, war nicht festzustellen.
Das Fliegen, der große Menschheitstraum, wurde 1909 für viele zur Passion. Damals verfasste ein Dr. Pohlmann aus Göttingen einen langen Bericht über seine Ballonfahrt von Göttingen nach Groningen. In den Lokalzeitungen erschien dieser Bericht des niedersächsischen Vereins für Luftschifffahrt über mehrere Tage. Auch das Militär stieg mit Ballons auf und erkundete das Gelände. Im Lokalteil fand sich die kleine Bemerkung, dass man " höheren Ortes" bereits über Kanonen zur Ballon-Abwehr nachdachte.
Über eine lange Zeit schon wurde um die Zulassung junger Mädchen an höheren Knabenschulen gerungen, in Osnabrück besonders durch den Verein " Frauenbildung Frauenstudium". Mancher deutsche Staat im Süden und Osten des Reiches hatte dem Ansinnen schon zugestimmt. In Preußen war die Unterrichtskommission aber auch 1909 noch mit elf zu neun Stimmen dagegen. In der Begründung hieß es unter anderem ". . . es zeige sich im allgemeinen bei den Mädchen in den Jahren, die für den Besuch der Knabenschule in Betracht kommen, ein solch großer Eifer, dass zu befürchten sei, die Knaben könnten zu übertriebenem Eifer angespannt werden und sich unbehaglich fühlen". Auch die Lehrerinnen, die man um der Mädchen willen in den erlauchten Knabenschulen beschäftigen müsste, bedeuteten ein schier unlösbares Problem für die Unterrichtskommission.
Graffiti in der alten Stadt: Kurz nach Ostern trieben Unbekannte in der Wittekind- und Möserstraße ihr Unwesen und bemalten Emailleschilder von Häusern und der Elektrischen mit blauer Ölfarbe. Sogar ganze Häuserfronten wurden mit Zeichnungen bepinselt. " Man kann die Hinweise nicht mehr lesen", protestierte der Lokalreporter des " Osnabrücker Tageblattes".
In Melle gab ein Heiratsschwindler zwischen 1907 und 1908 eine Gastrolle. Nun stand er vor Gericht und hatte sich für sein Tun zu verantworten. Zu vier Jahren Zuchthaus und einem hohen Geldbetrag verurteilte ihn das Landgericht. Die Braut hatte das Nachsehen.
Wieder verhandelte die Stadt mit dem Oberhofmarschallamt um die Befestigung der Schlossstraße. Um weitere Straßen offen zu legen, musste das Schlossgelände verändert werden, denn der ganze Bereich war für Passanten gesperrt.
Ende des Monats gab es Grund zur Freude: Die Brunnenanlage am Herrenteichswall konnte ihrer Bestimmung übergeben werden. Fast 20 Jahre war es her, seit dieser Platz am Ende der Möserstraße anfänglich umgestaltet wurde. Seit 1907 hatte das Projekt des Aufgangs zum Wall Form angenommen. Die ganze Anlage bestand aus Piesberger Durilitt, und in der Mitte erhob sich die 2, 50 Meter hohe Arbeiterfigur aus Bronze.
" Eine hervorragende Verschönerung unserer Stadt", schrieb das " Osnabrücker Tageblatt". Alle Einrichtungen in und um den Brunnen waren zudem für elektrische Beleuchtung ausgelegt. Die Probebeleuchtung hatte schon erfolgreich stattgefunden.

Bildtexte:

So sah noch 1907 der Aufgang zum Herrenteichswall aus. Die Bilder stammen aus dem Buch " Alt-Osnabrück, Band 3", erschienen im Verlag H. T. H. Wenner.

Der Haarmannsbrunnen wurde 1909 seiner Bestimmung übergeben. " Eine hervorragende Verschönerung unserer Stadt", schrieb das " Osnabrücker Tageblatt".
Autor:
Christiana Keller


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