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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Inhalt:
Überschrift:
Ein Radio wurde ihm zum Verhängnis
Zwischenüberschrift:
Felix Löwenstein starb im Konzentrationslager
Artikel:
Kleinbild
Originaltext:
OSNABRÜCK. Ein Luftalarm im April 1945. Die Wachmannschaften des Konzentrationslagers Sandbostel flüchteten in den Bunker. Währenddessen stürmten die ausgehungerten Gefangenen die Küche. Dabei erlitt Felix Löwenstein aus Osnabrück eine leichte Verletzung, die ihm jedoch eine Blutvergiftung einbrachte. Daran starb er in den letzten Tagen des Krieges. Jetzt erinnert ein Stolperstein an ihn.
Neumarkt 4 so lautet die Adresse in seiner Heimatstadt Osnabrück. Nichts erinnert mehr an das Haus von Felix Löwenstein. Hier, während der Verlegung des Stolpersteins in den Bürgersteig, berichten Michael und Frank Lenger über das Leben ihres Urgroßvaters, der den Nationalsozialisten zum Opfer fiel, weil er Jude war.
Felix Löwenstein stammte aus Eisleben und war von Beruf Schlachter. In Osnabrück heiratete er seine Frau Anni, die evangelisch war, ebenso wie später ihr Sohn Max. Im Ersten Weltkrieg kämpfte Felix Löwenstein als Soldat auf Feldzügen gegen Russland und Frankreich.
In den 20er-Jahren lebte die Familie Löwenstein in der Großen Straße 56, ab 1933 am jetzigen Neumarkt 4 in der ersten Etage über dem damaligen Hutgeschäft Dierker. Löwenstein firmierte als Großviehhändler, Schlachtermeister und Viehkommissar. Während der Zeit des Nationalsozialismus lautete die Adresse Adolf-Hitler-Platz 4. Und das Unheil nahm seinen Lauf.
Die neuen Machthaber beschlagnahmten das gesamte Vermögen von Felix Löwenstein, er durfte nicht mehr in seinem Beruf arbeiten, und die Familie musste ins Dachgeschoss ziehen. Michael und Frank Lenger vermuten, dass die Nationalsozialisten seinen Urgroßvater zum Zwangsarbeiter auf dem Bau machten. Anni Löwenstein arbeitete als Haushaltshilfe und Wäscherin in der Nachbarschaft.
Die sogenannte Mischehe bewahrte Felix Löwenstein vor einer früheren Deportation. Doch die Nationalsozialisten fanden einen Anlass, ihn während des Zweiten Weltkrieges schließlich doch zu verhaften: Sie hatten bei einer Hausdurchsuchung im Keller ein Radio gefunden und sahen darin einen verbotenen Besitz. Auf eine Haft im Polizeigefängnis in der Turnerstraße folgte 1944 die Deportation, erst in das Konzentrationslager Sachsenhausen, dann Neuengamme in Hamburg. Schließlich musste Felix Löwenstein mit anderen auf einen 60 Kilometer langen Todesmarsch zum Außenkommando Sandbostel. Nach seinem Tod am 30. April 1945 wurde Felix Löwenstein in einem Massengrab beigesetzt. Heute befindet sich dort eine Gedenkstätte.
Das Haus am Neumarkt 4 lag nach dem Krieg in Trümmern. Anni Löwenstein und ihr Sohn Max zogen in die Schölerbergstraße. Ihre Nachfahren Michael und Frank Lenger berichten: " Geblieben aus dieser Zeit sind nur ein paar Fotos und eine Taschenuhr von Felix. Vierzig Jahre war sie eingewickelt in Ölpapier, lagerte in einem Depot für Häftlingssachen. Heute bewahrt unser Vater dieses Erbstück für die Familie auf."

Bildtext: Am Neumarkt 4 lebte Felix Löwenstein mit seiner Familie. Damals lautete die Adresse Adolf-Hitler-Platz.

Eine bewegende Zeremonie: Dieser Stolperstein erinnert an Felix Löwenstein, der zum Opfer des NS-Regimes wurde. Das Foto stammt aus glücklicheren Zeiten. Fotos: Michael Hehmann
Autor:
Jann Weber


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