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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Inhalt:
Überschrift:
Streit um Borgelt brodelt weiter
Zwischenüberschrift:
Keine schnelle Lösung in Sicht
Artikel:
Kleinbild
Originaltext:
Osnabrück. Eine schnelle Lösung im Streit um die Eisengießerei Borgelt ist nicht in Sicht. Die Nachbarn werden vielleicht noch Jahre mit den Belästigungen leben müssen. Das ist ein Ergebnis der Bürgerversammlung, zu der das Gewerbeaufsichtsamt eingeladen hatte.
hin Osnabrück. " Wo führt das hin, welche Perspektiven gibt es?", fragte Moderator Frank Claus am Schluss der zweieinhalbstündigen Diskussion im Schulzentrum Eversburg. Mögliche Perspektiven, darunter sehr radikale, waren zuvor zur Sprache gekommen: Die Schließung, weil eine Gefahr von der Firma ausgehe oder weil der Chefin die " Zuverlässigkeit" zur Leitung eines Unternehmens fehle. Oder die Aussiedlung auf Kosten des Steuerzahlers. Oder eine grundlegende Modernisierung zur Minimierung der Emissionen. Alle Gedankenspiele haben eines gemeinsam: Es würde viele Jahre dauern, sie umzusetzen. So verließen viele der 150 Zuhörer die Aula mit der Erkenntnis, dass wohl nur der freiwillige Rückzug der Eigentümerin den Konflikt lösen wird.
Die Emissionsmessungen im vergangenen Jahr hatten ergeben, dass der Ausstoß des krebserregenden Benzols mit 4, 79 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft haarscharf unter dem Grenzwert von fünf Mikrogramm bleibt. Mehr als fünf Mikrogramm gelten als gesundheitsgefährdend und zwingen das Gewerbeaufsichtsamt, eine Stilllegung der Anlage anzuordnen. Einschließlich der ohnehin in der Luft vorhandenen Benzolbelastung (0, 5 Mikrogramm) überschritt Borgelt den Grenzwert, wie Dr. Johannes Jaroch vom Gewerbeaufsichtsamt erklärte. Zu einer Stilllegung kam es nicht, weil die Firma in einem Gespräch Mitte Januar freiwillig das Gießverfahren umzustellen versprach. Ob jetzt die Benzolwerte im grünen Bereich liegen, muss eine neue Messung zeigen, die " in Kürze" erfolgen werde, wie Thomas Jürgens sagte, Jurist im Gewerbeaufsichtsamt Oldenburg.
Jetzt weniger Benzol?
" Wir wollen möglichst schnell Klarheit haben", betonte Jürgens. Bei allen Maßnahmen müsse aber das Gebot der Verhältnismäßigkeit gewahrt werden. Das bedeute, dass das Gewerbeaufsichtsamt zunächst auf die Freiwilligkeit des Unternehmens setzen müsse und erst im zweiten Schritt Anordnungen treffen könne, die auch der Prüfung durch das Verwaltungsgericht Stand hielten.
30 Krebsfälle bekannt
Unklar ist weiterhin, ob die Zahl der Krebserkrankungen, die aus dem Umfeld der Gießerei gemeldet wurden, ein Alarmzeichen sind. Dr. Gerhard Bojara, Leiter des Gesundheitsdienstes von Stadt und Landkreis, hat bislang 30 Tumorfälle in den vergangenen zehn Jahren ermittelt. Davon sind neun Fälle in den zurückliegenden zwei Jahren aufgetreten. Es werde sich erst nach weiterer Datensammlung und genauer Analyse sagen lassen, ob die Krebshäufigkeit in Eversburg über dem Durchschnitt liege. Zur Datensammlung hat Bojara mit Unterstützung des Runden Tisches Eversburg einen Fragebogen verteilen lassen. Er hoffe, " in einigen Wochen" Ergebnisse vorlegen zu können.
Eine Umsiedlung auf Kosten des Steuerzahlers, die ein Zuhörer ins Spiel brachte, hält Franz Schürings vom Fachbereich Städtebau aus finanziellen Grünen für unrealistisch. Schürings räumte ein, dass die " Gemengelage" von Wohnen und Gewerbe an der Schwenkestraße " nicht die hohe Kunst der Stadtplanung" war. Aber das sei nicht mehr rückgängig zu machen. Der Gesetzgeber verlange in solchen gewachsenen Strukturen eine " gegenseitige Rücksichtnahme". Nachbarn müssten mehr Belästigungen erdulden, die Firma möglichst Belästigungen vermeiden.
Die Nachbarn zweifeln den guten Willen der Firma Borgelt an. Mehrere Redner unterstellten dem Unternehmen, die Produktion während der Messtage verändert und damit die Ergebnisse verfälscht zu haben. Anwohner Thomas Grote fragte nach dem " Rechtsverständnis", wenn Ordnungswidrigkeiten und Verstöße gegen Sicherheitsbestimmungen in einem Unternehmen nicht geahndet würden.
Chefin schweigt
Die Firma Borgelt war zu dem Info-Abend geladen, blieb aber fern. Die Inhaberin sagte gestern auf Anfrage, sie habe nicht den Eindruck, dass die Nachbarn ein konstruktives Gespräch wollten. " Die warten nur darauf, dass wir zumachen." Zu den Vorwürfen wollte sie nicht Stellung nehmen. Nur so viel: Ihr Unternehmen habe keinerlei Einfluss auf die Messungen oder das Emissionsgutachten genommen.

Bildtext: Das Misstrauen der Nachbarn gegenüber der Eisengießerei Borgelt wird auch von solchen Bildern genährt: Am Gießtag dringt Rauch ungefiltert aus Dachritzen. Die Abdichtung mit Bauschaum genügte offenbar nicht. Foto: privat
Autor:
hin


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