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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Inhalt:
Überschrift:
Möglichst billig unter die Erde?
Zwischenüberschrift:
Friedhofsgärtner ärgern sich über neue Angebote der Stadt
Artikel:
Kleinbild
Originaltext:
OSNABRÜCK. Um die letzte Ruhestätte ist ein Streit entbrannt. Die Friedhofsgärtner Heinz-Joachim Hinnersmann und Gerhard Gust werfen der Stadt " eine verfehlte Politik" vor. Der Leiter des städtischen Eigenbetriebs Grünflächen und Friedhöfe, Axel Raue, spricht dagegen von einer " Verpflichtung gegenüber den Bürgern". Es geht um neue Bestattungsformen und die Pflege der Gabstellen.
Die Stadt gibt seit Kurzem ein Faltblatt über die zulässigen Grab- und Bestattungsarten heraus und einige Friedhofsgärtner ärgern sich über darin enthaltene zusätzliche Angebote: Auf Wiesengräbern sind kleine Gedenkplatten aus Stein und Messing im Boden eingelassen, oder sie sind wahlweise mit einheitlichen Grabsteinen versehen. Die Pflege übernehmen hier nicht die Angehörigen, sondern die städtischen Rasenmäher. Blumen und individueller Schmuck wären da nur im Weg, ebenso wie bei den Baumgräbern. Und für Reihengrabstellen ist zwar noch individuelle Pflege vorgesehen doch nach 20 Jahren ist Schluss. Dann räumt die Stadt diese Gräber ab. Eine Verlängerung ist nicht möglich.
Dass der städtische Eigenbetrieb Grünflächen und Friedhöfe diese schlichten und kostengünstigen Bestattungsarten in einem Faltblatt extra vorstellt, sehen einige Friedhofsgärtner als Angriff auf ihre Branche. " Diese Gräber werden geradezu angepriesen", meint Gärtnermeister Gerhard Gust. Je mehr Bürger sich für sie entscheiden, desto weniger Arbeit gibt es für die Friedhofsgärtner, sehen er und Heinz-Joachim Hinnersmann voraus.
Die Friedhofsgärtner sorgen sich daher um ihre Zukunft. " Wir bieten Ausbildungs- und Arbeitsplätze an, zahlen Steuern und dann das! Das ist fern jeder Zusammenarbeit", empört sich Gerhard Gust. Und Heinz-Joachim Hinnersmann fügt hinzu: " Wir Gewerbetreibenden dürfen nicht auf der Strecke bleiben."
Dies wird nach Ansicht von Axel Raue auch nicht geschehen. Der Leiter des Eigenbetriebes Grünflächen und Friedhöfe sieht zwar, dass die Gärtner " ihre Aufträge nicht gewahrt sehen", doch er betont auch: " Wir wollen ihnen ihre Arbeit nicht wegnehmen." Mit den neuen Grabarten gehe sein Fachbereich auf die Bedürfnisse von Angehörigen ein. " Manche haben keine Nachfahren oder können die Gräber nicht pflegen, zum Beispiel weil sie alt sind. Für sie ist das Angebot gedacht, und wir machen es ihnen unabhängig von wirtschaftlichen Interessen."
In dem Faltblatt preise die Stadt die neuen Grabarten nicht etwa an. " Wir informieren neutral über alle Optionen im Interesse aller Bürger."
Aber wird es für die Stadt nicht teurer, wenn sie mehr Grabflächen selbst pflegen muss, wie die Friedhofsgärtner meinen? " Nein", sagt Axel Raue dazu: " Die Kosten für die Pflege sind ja im Preis inbegriffen. Wir werden nicht mit Steuergeldern Gräber pflegen."
Die Faltblätter der Stadt sind für Gerhard Gust und Heinz-Joachim Hinnersmann auch deshalb eine Provokation, weil die Stadt sie ihnen zur Verteilung anbietet. " Und dafür sollen wir auch noch Geld bezahlen." Das machen die Friedhofsgärtner nicht mit. " Ich soll diese Faltblätter gegen meine Interessen in Umlauf bringen? Das tue ich nicht", sagt Hinnersmann. " Ich säge doch nicht den Ast ab, auf dem ich gerade noch sitzen kann."
Für ihn und einige Kollegen ist dieses Thema noch längst nicht abgeschlossen. Sie möchten weitere Diskussionen anstoßen zum Beispiel über Friedhofskultur und Gebührenpolitik auf den städtischen Friedhöfen.

Bildtext: Anonyme Urnenbestattungen sind auf dieser Wiese auf dem Heger Friedhof vorgesehen. Kommt der Rasenmäher, wären Blumen nur hinderlich. Foto: Lindemann
Autor:
Jann Weber


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