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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Inhalt:
Überschrift:
Proteste gegen Steuerpläne
Zwischenüberschrift:
November 1908: Auf Gas und Strom wurden Abgaben geplant
Artikel:
Kleinbild
Originaltext:
Osnabrück. Ein umstrittenes Thema, auch in der Osnabrücker Öffentlichkeit des November 1908, waren die Pläne der Steuerbehörden, Gas und Strom zu besteuern. Aus allen Bevölkerungskreisen heraus wurde gegen diese Pläne protestiert. Immerhin waren Gas und Strom schon zum Allgemeingut geworden und galten als unverzichtbare " Gebrauchsgegenstände".
Luxus waren Gas und Strom auch in Osnabrück nicht mehr. Gerade aus dem Leben des gewerbetätigen Mittelstandes war Gas zur Beleuchtung der Werkstätten und Läden und zur Beheizung von Kochapparaten nicht mehr wegzudenken. Elektrische Energie nutzte man vor allem für kleine Motoren in vielen Handwerkszweigen, sie war hier alltäglich geworden. Das geschätzte jährliche Steueraufkommen für Gas in Osnabrück wurde auf 30 000 Mark geschätzt, dazu mussten noch die Steuern für Glühlampen und Glühstrümpfe gerechnet werden. Noch war das letzte Wort über diese Pläne aus Berlin nicht gesprochen, vorerst rumorte der Protest.
Vonseiten der Handwerkskammer wurden vor 100 Jahren zwei Handwerksveteranen in allen Ehren gefeiert und beglückwünscht. Tischlermeister Rosebrock beging sein 50. Meister-Jubiläum, und sein Kollege Meister Thiesing trat nach 47 Jahren vom Beruf zurück. Thiesing hatte zudem der Innung 35 Jahre als Gildemeister vorgestanden. Beide bekamen künstlerisch gestaltete " Ehrenmeisterbriefe" überreicht, deren Texte im " Osnabrücker Tageblatt" abgedruckt wurden. Rosebrock bekam zum Dank silbernes Schreibzeug und einen Spazierstock überreicht, und für Thiesing gab es eine Uhr mit Widmung.
Als dringend notwendig für Volksschulen wurde der hauswirtschaftliche Unterricht erachtet. Eine flächendeckende Befragung hatte nämlich ergeben, dass mehr als die Hälfte der Mädchen nach der Schulentlassung mittlerweile einen kaufmännischen oder gewerblichen Beruf aufnahmen. " Diese Mädchen müssen jeglicher hauswirtschaftlicher Belehrung entbehren", schrieb der Lokalreporter besorgt. Wenigstens theoretischen Unterricht sollten die zukünftigen Familienversorgerinnen in der Volksschule erhalten.
Ob Spielautomaten unter die Glücks- oder Geschicklichkeitsspiele einzureihen seien, beschäftigte vor 100 Jahren die Gerichte. Ein Urteil des 4. Reichsgerichtes hielt fest, dass der Ausgang eines Spieles nicht nur vom Zufall abhängt, sondern auch ein hohes Maß an Geschicklichkeit erforderlich ist. Allerdings waren die Vorläufer der heutigen Spielautomaten sogenannte " Elefantenschränke" mit einer ausgeklügelten Mechanik.
Mit der Kanallinie Bevergern–Hannover sollte noch im alten Jahr begonnen werden, beschlossen die Planungsstellen. Dafür heuerte man eine größere Anzahl Arbeiter aus Österreich, Holland und Polen an, die zuvor im Kohlenrevier gearbeitet hatten. Die zunehmende Arbeitslosigkeit in der Industrie wurde zum Anlass genommen, mit den Arbeiten früher als geplant zu beginnen, um den Männern die dringend nötige Arbeit zu verschaffen. Besonders in Ibbenbüren, Halen und Bramsche kamen die Männer zum Einsatz.
Der Kaufmännische Verein lud zu einem " Osnabrücker Dichterabend" ein. Der Vortragende ließ alle " Möchtegern-Dichter" und alle nur vorübergehend in Osnabrück weilenden Wortkünstler beiseite und ging nur auf die Osnabrücker Verfasser von Liedern, Epik und Lyrik ein. Namen wie Bellinghaus, der sogar die Bibel und die Osnabrücker Geschichte in Verse gebracht hatte, der plattdeutsche " Schoolmeister der kleinen Kinder zu Osnabrügge" Gerhard Netteler, Justus Möser, Broxtermann, Klöntrup, Lyra, Seling, Brück, Eymann und Schiermeyer wurden in Erinnerung gebracht. Der Vortrag fand großes Interesse, denn mancher dieser Dichter war schon fast in Vergessenheit geraten.

Bildtext: Strom und Gas waren vor 100 Jahren aus dem alltäglichen Leben nicht mehr wegzudenken. Die abgebildete Ansichtskarte von 1905 zeigt das heute noch existierende städtische Elektrizitätswerk an der Liebigstraße.
Autor:
Christiana Keller


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