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1
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1.
Erscheinungsdatum:
08.11.2008
aus Zeitung:
Neue Osnabrücker Zeitung/ Neue OZ
Inhalt:
MS
Wolfram
auf
dem
Stichkanal
wird
vorgestellt.
Überschrift:
917 Tonnen Sand für Osnabrück
Zwischenüberschrift:
MS Wolfram mit Tempo 10 unterwegs auf dem Stichkanal
Artikel:
Originaltext:
Osnabrück.
Mit
halber
Fußgängergeschwindigkeit
gleitet
die
Wolfram
behutsam
durch
das
zur
"
Talseite"
hin
geöffnete
Tor
in
das
Becken
der
Hollager
Schleuse.
Der
zweite
Schiffsführer
Mirco
Dartsch
steht
am
Bug
und
hält
für
alle
Fälle
den
"
Bommel"
außenbords,
ein
an
Seilen
aufgehängtes
Kantholzende,
das
aussieht
wie
eine
Riesen-
Triangel.
Der
"
Bommel"
soll
Schiffshaut
und
Schleusenwand
schützen,
falls
Seitenwind
dem
Manöver
im
letzten
Moment
noch
einen
dann
nicht
mehr
korrigierbaren
Drall
verleiht.
Denn
bei
kleinster
Drehzahl
der
Maschine
ist
das
Schiff
kaum
noch
steuerbar.
Heute
ist
es
windstill.
Der
erste
Schiffsführer
Burkhard
Nowak
im
Ruderhaus
steuert
die
Hauptmaschine
um
auf
Rückwärtslauf.
80,
5
Meter
Schiffslänge
kommen
passgenau
vor
dem
bergseitigen
Schleusentor
des
83
Meter
langen
Schleusenbeckens
zum
Stillstand.
Was
ist,
wenn
die
Umsteuerung
der
Maschine
einmal
streiken
sollte?
"
Dann
haben
wir
ein
Problem"
,
sagt
Nowak,
"
und
die
Schleuse
natürlich
auch.
Denn
die
Ladung,
die
schiebt.
Dann
hilft
auch
kein
Bommel
mehr."
Mit
aufmerksamer
Sorge
hält
er
die
Öldruckanzeige
des
46
Jahre
alten
SKL-
Schiffsdiesels
("
Schwermaschinenbau
Karl
Liebknecht"
)
fest
im
Blick.
Neuere
Schleusen
haben
Fangseile,
sagt
Nowak,
um
die
empfindlichen
Tore
zu
schützen,
aber
diese
alten
hier
am
Stichkanal
Osnabrück
kennen
so
etwas
nicht.
Die
Nachrüstung
lohnt
nicht
mehr,
denn
irgendwann
sollen
ja
neue,
größere
Schleusenkammern
kommen.
Das
ständige
Hintergrundrauschen
im
UKW-
Sprechfunkempfänger
verdichtet
sich
zu
einer
krächzenden
Männerstimme.
Was
sie
ausdrücken
möchte,
ist
nur
Eingeweihten
zugänglich.
"
Das
war
der
Schleusenmeister"
,
hilft
Nowak.
"
Er
hat
gesagt,
dass
wir
die
Besten
sind.
Und
dann
hat
er
freie
Fahrt
gegeben.
Schleusenmeister
sind
wie
Fluglotsen,
nur
mit
weniger
Knöpfen
und
Bildschirmen.
Wenn
er
sagt:
‚
Ihr
müsst
warten′,
dann
müssen
wir
warten."
Vor
einschiffigen
Strecken
sei
das
ja
auch
anders
nicht
gut
möglich.
917
Tonnen
Wesersand,
umgeben
von
Stahl
und
Schiffstechnik,
schwimmen
weiter
Richtung
Osnabrück.
"
Wir
sind
40
Lkw
–
das
könnten
wir
eigentlich
auf
unsere
Fahnen
schreiben"
,
schlägt
Dartsch
vor.
Er
weiß,
dass
dieses
Argument
bei
allen
umweltbewussten
Menschen
gut
ankommt.
Kein
Verkehrsmittel
verbraucht
so
wenig
Energie
pro
Tonnenkilometer
wie
das
Schiff.
Auch
die
Bahn
kommt
da
nicht
mit.
Obwohl
die
Reibung
zwischen
Schiffsbauch
und
Wasser
um
ein
Vielfaches
höher
ist
als
die
zwischen
Waggonrad
und
Schiene.
"
Bei
uns
macht′s
halt
das
gemütliche
Tempo"
,
sagt
Nowak.
Tempo
10
ist
die
erlaubte
Höchstgeschwindigkeit
auf
deutschen
Kanälen.
Momentan
zeigt
das
Log
4,
8
km/
h.
Warum
gibt
Nowak
nicht
etwas
mehr
Füllung?
Der
Schleusenmeister
in
Hollage
hat
doch
"
freie
Fahrt"
gemeldet,
also
keinen
Gegenverkehr.
"
Hier,
wo
der
Kanal
noch
nicht
ausgebaut
ist,
haben
wir
nur
50
Zentimeter
Wasser
unter
dem
Kiel.
Wenn
ich
mehr
Umdrehungen
gebe,
dann
saugen
wir
uns
fest,
dann
werden
wir
langsamer
statt
schneller."
Von
daher
wünscht
Nowak
sich,
dass
bald
alle
Streckenabschnitte
des
Stichkanals
ausgebaut
sind.
Denn
mit
der
Verbreiterung
geht
auch
eine
Vertiefung
von
2,
60
auf
4
Meter
einher.
Mit
den
jetzt
geladenen
917
Tonnen
hat
die
Wolfram
2,
20
Meter
Tiefgang.
Die
Maximal-
Zuladung
von
1135
Tonnen
hätte
2,
51
Meter
Tiefgang
zur
Folge
–
zu
viel
für
das
alte
einschiffige
Stichkanal-
Profil.
Die
"
verschenkten"
25
Prozent
Ladung
drücken
auf
die
Wirtschaftlichkeit,
wie
Nowak
und
Dartsch
immer
wieder
von
ihrer
Chefin,
der
Reederin
Jutta
Umlang,
zu
hören
bekommen.
Vor
dem
Piesberger
Hafen
begegnet
Wolfram
eine
Rotte
von
Kanufahrern.
Sie
wollen
zurück
in
den
kleinen
Hafen
der
Wassersportvereine
in
Eversburg.
Diszipliniert
reihen
sich
alle
dicht
am
Ostufer
auf.
Vorsichtshalber
verlangsamt
Nowak
auf
3
km/
h.
Auch
auf
den
einschiffigen
Strecken
gebe
es
hier
keine
Probleme,
lobt
Dartsch:
"
Die
Osnabrücker
Wassersportler
sind
alle
sehr
vernünftig.
Wenn
die
Ruderer
uns
kommen
sehen,
dann
drehen
die
meistens
um
und
fahren
zurück
in
ihren
Hafen."
Auch
die
Schwimmer
hätten
Respekt.
Ganz
anders
sei
das
auf
dem
Dortmund-
Ems-
Kanal
in
Münster
oder
noch
schlimmer
in
Hannover.
"
Die
beschimpfen
uns,
weil
wir
sie
beim
Wasserballspielen
stören.
Oder
sie
schwimmen
auf
uns
zu
und
versuchen
zu
en-
tern.
Die
wissen
gar
nicht,
dass
das
lebensgefährlich
ist."
Burkhard
Nowak
ist
in
Schwedt
an
der
Oder
zu
Hause.
Von
seinen
53
Lebensjahren
hat
er
36
auf
Binnenschiffen
verbracht.
Er
begann
als
"
Lehrling
der
Binnenschifffahrt"
bei
der
VEB
Binnenreederei
Berlin
1972.
In
dem
Jahr,
in
dem
Mirco
Dartsch
geboren
wurde.
Da
befuhr
die
Wolfram
schon
seit
zehn
Jahren
die
europäischen
Flüsse
und
Kanäle.
"
Es
ist
ein
solide
gebautes
Schiff
mit
noch
ordentlichen
Blechstärken"
,
sagt
Nowak
über
die
1962
in
Boizenburg
an
der
Elbe
vom
Stapel
gelaufene
Wolfram,
die
auch
auf
den
vorpommerschen
Boddengewässern
fahren
darf.
Nur
die
Motorisierung
ist
nicht
mehr
ganz
zeitgemäß.
420
PS
geben
nicht
genug
her
für
die
Bergfahrt
auf
Rhein
und
Weser.
Schiffsführers
größter
Wunsch
ist
ein
Bugstrahlruder.
Dann
ließe
sich
die
Wolfram
viel
besser
manövrieren.
Probleme
gibt
es
bei
Seitenwind
und
Leerfahrt,
wenn
der
Schiffsrumpf
hoch
aus
dem
Wasser
ragt
und
dem
Wind
eine
große
Angriffsfläche
bietet.
"
Langsam
in
eineSchleuse
einfahren
geht
dann
gar
nicht"
,
sagt
Nowak,
"
dann
würden
wir
quer
davorhängen."
Er
muss
mit
relativ
hoher
Fahrt
versuchen,
gerade
in
die
Schleuse
hineinzukommen.
Ein
riskantes
Manöver.
Mit
Bugstrahlruder
wäre
alles
viel
einfacher.
Zur
Stammbesatzung
der
in
Hennigsdorf
bei
Berlin
beheimateten
Wolfram
gehört
außer
Nowak
und
Dartsch
noch
ein
Steuermann.
Immer
zwei
von
ihnen
fahren,
der
Dritte
hat
frei.
28
Tage
Dienst,
14
Tage
Urlaub.
"
Man
kann
sich
an
den
Rhythmus
gewöhnen"
,
sagt
Nowak,
"
meine
Frau
allerdings
nicht.
Ich
lebe
jetzt
allein."
Dartsch
ist
verheiratet.
Frau
und
Sohn
fahren
ab
und
an
mit,
was
auch
Nowak
sehr
schätzt.
Dann
gibt
es
mehr
Abwechslung
auf
dem
Speiseplan.
Zwei
grüne
Lichter
zeigen
an,
dass
die
Haster
Schleuse
ihre
Tore
für
die
Wolfram
geöffnet
hat.
Mit
völlig
entspannter
Miene
visiert
Nowak
die
Schleusenkammer
an.
Schiff
beladen,
kein
Seitenwind,
Bergfahrt
–
drei
Faktoren,
die
zu
seiner
Entspannung
beitragen.
Auf
dem
Rückweg
–
leer,
denn
Rückfracht
gibt
es
in
Osnabrück
fast
nie,
dazu
auf
Talfahrt
–
wird
das
ganz
anders
sein.
"
Dann
sehe
ich
die
Schleusenwände
überhaupt
nicht."
Wenn
nicht
die
gelbe
Ansteuerungsbake
mittig
auf
dem
jenseitigen
Schleusentor
wäre,
müsste
Nowak
sich
blind
auf
die
über
Walkie-
Talkie
gegebenen
Korrektur-
Kommandos
seines
zweiten
Mannes,
der
wieder
mit
dem
"
Bommel"
vorn
am
Bug
steht,
verlassen.
Sehnen
sich
die
Männer
der
Wolfram
neue,
größere,
besser
ausgestattete
Schleusen
für
den
Osnabrücker
Stichkanal
herbei?
– "
Nein,
dann
kommen
hier
auch
die
Holländer
mit
ihren
110
Meter
langen
Brummern
hin
und
schnappen
uns
die
Frachten
weg.
Lasst
das
man
so!
"
Nowak
hat
davon
gehört,
dass
im
Osnabrücker
Land
derzeit
über
eine
noch
ganz
andere
Variante
diskutiert
wird:
die
Verlegung
des
Stadthafens
nach
Bohmte,
direkt
an
den
Mittellandkanal.
Dann
könnte
die
Stichkanalfahrt
entfallen.
Zeitersparnis
inklusive
der
Schleusungen:
durchschnittlich
dreieinhalb
Stunden
für
die
Bergfahrt
und
zweieinhalb
Stunden
für
die
Leerfahrt
zu
Tal.
Nowak
und
seiner
Chefin
wären
diese
sechs
Stunden
Ersparnis
ziemlich
egal.
Dann
wären
die
Frachtraten
ja
auch
niedriger.
Er
selbst
wäre
einerseits
ganz
froh,
wenn
er
den
Stichkanal
nicht
mehr
befahren
müsste.
Die
Engstellen
und
Langsamfahrtstrecken
seien
schon
recht
nervig,
solange
der
Ausbau
nicht
abgeschlossen
sei.
Die
anderen
Stichkanäle
des
Mittellandkanals,
Hildesheim
oder
Salzgitter,
ließen
sich
besser
fahren.
Andererseits
schätzt
er
das
ruhige
Liegen
im
Osnabrücker
Hafen
und
die
Nähe
zur
Innenstadt.
Die
Pagenstecherstraße
lasse
keine
Einkaufswünsche
offen,
auch
wenn
es
um
technischen
Bedarf
für
das
Schiff
gehe.
An
der
Backbordseite
kommt
der
Ladekai
des
Baustoffhandels
Bergschneider
in
Sicht.
Hier
wird
morgen
früh
die
Ladung
gelöscht.
Doch
vor
dem
Anlege-
steht
das
Wendemanöver.
Die
Wolfram
gleitet
unter
der
Römereschbrücke
hindurch
auf
das
Wendebecken
zu.
"
Wenden
und
Brückendurchfahrt
gehen
besser,
solange
wir
noch
beladen
sind"
,
klärt
Nowak
auf.
Die
Römereschbrücke
ist
eigentlich
zu
niedrig
für
Europaschiffe.
Wenn
sie
leer
sind,
müssen
sie
ihr
Steuerhaus
absenken,
eventuell
zusätzlich
Ballast
bunkern.
Wenn
auch
das
nicht
reicht,
weiß
Nowak
noch
eine
andere
Methode:
"
Mit
mäßiger
Fahrt
heranschlendern.
Vor
der
Brücke
kurz
auf
Rückwärtsfahrt
gehen,
dann
senkt
sich
der
Bug.
Wenn
der
Bug
unter
der
Brücke
hergetaucht
ist,
volle
Kraft
voraus
geben.
Dann
senkt
sich
das
Heck
ab
und
passt
auch
drunter
durch."
Nicht
immer
gelingen
derartige
Manöver.
Havariespuren
an
der
Unterseite
der
Brücke
legen
davon
Zeugnis
ab.
Doch
bei
der
Wolfram
ist
Luft
genug.
Sie
ist
ja
schließlich
noch
beladen.
Sie
unterfährt
die
Brücke
ein
zweites
Mal
und
legt
bei
Bergschneider
an.
Bis
zum
Löschen
der
Ladung
am
nächsten
Morgen
haben
sie
etwas
Zeit
für
sich.
Aber
gleich
nach
dem
Abendessen
müssen
sie
sich
um
den
Hilfsdiesel
kümmern,
der
seit
einiger
Zeit
"
Geräusche
macht"
.
Und
Papierkram
erledigen.
"
So
richtig
Feierabend
ist
an
Bord
eigentlich
nie"
,
verkündet
Nowak
fröhlich,
auch
im
37.
Berufsjahr
als
Binnenschiffer.
Bildtext:
Stillleben
bei
fünf
km/
h.
Die
MS
Wolfram
fährt
aus
nördlicher
Richtung
in
die
Hollager
Schleuse.
Der
zweite
Schiffsführer
Mirco
Dartsch
(vorn
am
Bug)
nimmt
es
gelassen
–
denn
es
herrscht
Windstille.
Etappenziel
erreicht:
Die
Wolfram
hat
im
Osnabrücker
Hafen
am
Ladekai
der
Firma
Bergschneider
festgemacht.
Sandberge
in
der
Haster
Schleuse,
der
zweiten
Treppenstufe
im
Stichkanal.
"
Bei
uns
macht
es
das
gemütliche
Tempo"
,
sagt
der
erste
Schiffsführer
Burkhard
Nowak.
Autor:
Joachim Dierks